Noch bis am 5. Januar hast du Zeit, dir die Fotoausstellung «Stable Vices» der gebürtigen Polin Joanna Piotrowska anzusehen und dir über obskure menschliche Verhaltensweisen Gedanken zu machen.

Leere Tierkäfige, ein Finger, der auf eine verletzliche Körperstelle zeigt, zwei Männer in Unterwäsche auf dem Boden liegend, ein ausgestreckter Arm, der ein metallisches Objekt mit rätselhaftem Zweck präsentiert – Joanna Piotrowskas Bilder rufen Unbehagen hervor. Zwar sind sie schön anzusehen, ästhetisch und elegant, dennoch verursachen sie ein mulmiges Gefühl in der Bauchgegend. Was tun die Leute da? Wo sind die Tiere, die zu den Käfigen gehören? Was will mir das leere Gehege sagen?

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Der Titel der Ausstellung «Stable Vices» bedeutet soviel wie «Verhaltensstörung durch Stallhaltung». Ungewünschte Angewohnheiten also, die insbesondere Pferde häufig entwickeln, wenn sie im Stall leben müssen. Etwas weiter gegriffen kann der Titel auch als Hinweis auf menschliche Unzulänglichkeiten gelesen werden. Menschliche Verhaltensweisen und Beziehungen sind nämlich die Themen, welche die in London lebende, 34-jährige Künstlerin faszinieren. Sie dokumentiert Gesten der Fürsorge, des Selbstschutzes oder der Kontrolle, versucht menschliches Verhalten, soziale Normen und Regeln, die unser Zusammenleben bestimmen, zu verstehen.

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Ihre Schwarz-Weiss-Fotografien, die 16-mm-Filme und eine Zweikanal-Videoprojektion sind keineswegs zufällige Schnappschüsse, sondern akribisch konzipierte Situationen und Performances. Das Rätselhafte, Obskure ist gewollt. Wenn du Lust hast auf eine etwas mysteriöse Ausstellung, die dich zum Denken anregt – du hast noch bis am 5. Januar Zeit, in die Kunsthalle zu pilgern!

 

Ausstellung «Stable Vices» von Joanna Piotrowska, noch bis am 5. Januar in der Kunsthalle, Eintritt CHF 12.-.

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