Die Sonderausstellung «Michael Landy. Out of Order» im Museum Tinguely lässt uns essentielle Fragen stellen und ermöglicht einen skeptisch, sarkastischen Blick auf die Warenwelt.

Dort, wo ansonsten Jean Tinguelys berühmte kybernetische Kunstwerke klappern, knattern und auf unterschiedlichste Weise Lärm erzeugen, sind nun auch Michael Landys Installationen, grossformatige Wandarbeiten und Videos zu bestaunen. Das Museum Tinguely präsentiert erstmals eine umfassende Retrospektive des britischen Gegenwartskünstlers.

Als ich in das Gebäude von Mario Botta eintrat, hat mich nebst der als Rundgang aufgebauten Sonderausstellung vor allem die Flexibilität der Museumsarchitektur beeindruckt. Durch die Anordnung der Installationen kommt der Umfang der grossen Halle von Botta auf einmalige Weise zur Wirkung.

Landy verwendet für seine Werke Schock-Taktiken, Müll aber auch Methoden des Reenactments; seine Motive sind ungleich vielfältig: Sie reichen über reanimierte Heilige, Marktstände, die Zerstörung seines ganzen Besitzes, Radierungen von Kräutern, das 1:1 Nachbauen seines Elternhauses oder eine Credit Card Destoying Machine. Eine seiner kürzlich fertiggestellten Kunstwerke hat mich abgesehen von den Heiligen in Form von Maschinenskulpturen am meisten beeindruckt. Die grossflächige Wandarbeit Breaking News (2015/2016) veranschaulicht einen umfangreichen Über- und Einblick in das ausser Rand und Band stehende Leben des britischen Künstlers. Sie thematisiert zentrale Fragen aber auch Tabus unserer Zeit, von der Politik bis hin zu medial inszenierten Ereignissen. Auch die unterschiedlichen Sozialen Medienkanäle finden in dieser Arbeit ihren zentralen Platz. In ihrem Zusammenspiel mit den reanimierten Heiligen lassen sie eine bestimmte Frage dringlich werden: An was glauben wir heute noch? Haben die Social Media Kanäle jenen Platz eingenommen, die einst den Heiligen zugestanden hat? Oder kommt den Selbstinszenierungen gar der Status eines Heiligen zu?

Die Ausstellung dauert noch bis zum 25. September und ist ein absolutes Must-see, nicht nur wegen der Material- und Ideenvielfalt von Michael Landy, seines britischen Humors und Skeptizismus, sondern vor allem auch weil seine Arbeiten uns wieder mal einen etwas anderen, verschobenen Blick auf unseren Alltag erlauben. Save the date: am Sonntag, 25. September feiert das Museum Tinguely sein 20-jähriges Bestehen mit dem «Out of Order Day».

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