Ganz richtig, Jackson Pollock, den meisten von uns bekannt durch seine «Drip Paintings» hat ein umfangreiches figuratives Werk erschaffen.

«Wenn man aus dem Unbewussten heraus malt, müssen zwangsläufig Figuren hervortreten», so Pollock im Jahr 1956 in einem berühmten Gespräch. Obschon ich eher Sigmund Freud zugewandt bin, so beeindrucken die durch die jungianische Psychotherapie beeinflussten Kunstwerke Pollocks nachhaltig.

Das Kunstmuseum Basel präsentiert in seinem Neubau, entwickelt durch Christ & Gantenbein, einen weiteren die Gegenwartskunst nachhaltig beeinflussenden US-amerikanischen Künstler der späten Moderne. Und dieses Mal ganz anders: Pollock wird den Besucherinnen und Besuchern nicht klischeehaft veranschaulicht, sondern von einer ganz anderen Seite.

Rund 100 Gemälde und Arbeiten auf Papier bringen uns einen ganz anderen Pollock näher, der so fern von seinen berüchtigten «Drip Paintings» jedoch gar nicht ist... Figur bedeutet in Pollocks Arbeiten nicht einfach Abbild, wie wir es in zahlreichen Werken der ausgehenden Moderne noch beobachten können. Vielmehr veranschaulichen die Arbeiten schemahafte, zeichenhafte Andeutungen von Figuren vielfach durchsetzt mit archetypischen Zeicheninhalten. Und hier wird die Nähe zur Psychoanalyse besonders deutlich: die Motive stehen nicht in direktem Bezug zur äusseren Umwelt des Künstlers. Im Gegenteil; sie zeigen innerliche Vorstellungen, Muster, mit denen sich der Künstler bewusst oder auch unterbewusst beschäftigt. Die Werke können daher als ein Moment des von Innen nach Aussen-Stülpens begriffen werden. Beeindruckend ist, dass Jackson Pollock sich diesem Prozess während rund drei Jahrzehnten verschrieben hat, bevor dann in einer kurzen Phase vor seinem frühen Unfalltot anfangs 1950er-Jahre die berühmt berüchtigten «Drip Paintings» entstanden sind. Diese werden absichtlich im Kunstmuseum Basel nicht gezeigt, um hiermit eine bewusste Leerstelle zu bilden, wie Nina Zimmer, Kuratorin der Ausstellung, unterstreicht.

Nachdem ich die umfassende Sonderausstellung durchschritten bin, wird mir eines klar. Der Blick schweift fortlaufend von einem zum nächsten Gemälde und wieder zurück. Ich versuche also immerfort Kontinuitäten und Differenzen zwischen den schemahaften und mit einem starken Duktus durchsetzten Figuren auszumachen. Eines wird einem augenscheinlich klar: das ausgeklügelte Figurensammelsurium, das Pollock während drei Jahrzehnten erschaffen hat, liegt gar nicht so entfernt von seinen darauf folgenden «Drip Paintings»; und diese erschliessen sich dank dieser Ausstellung wieder von ganz anderen Blickwinkeln. Danke, Nina Zimmer, für dieses spezielle und beeindruckende Abschiedsgeschenk an Basel.

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