Das Überwinden von Hindernissen macht Spass und hält fit, hilft Ängste abzubauen und bei der Teambildung. Kein Wunder ist das Overground längst zum Mekka vieler Hindernisüberwindungskünstler geworden.

Diese Halle birgt grosses Suchtpotential. Bei Nebenwirkungen fragen Sie ihre Kinder oder Freunde ihrer Kinder, ihren Apotheker höchstens nach etwas Salbe - im Falle der Überstrapazierung. Doch keine Angst: die Verletzungsgefahr ist trotz Abhängigkeitsrisiko extrem niedrig. Das liegt besonders an den vielen Vorkehrungen wie das Auslegen von Matratzen und Matten. «Die Sicherheit steht bei uns an oberster Stelle und ein ausgefeiltes Sicherheitskonzept war natürlich Voraussetzung für die Eröffnung der Halle.», versichert Maurice Ndotoni, der aktuell für die Kommunikation des Overground Basel verantwortlich ist.

Die Sicherheit steht bei uns an oberster Stelle. Maurice Ndotoni

Vor zwei Jahren erst haben er und einige Freunde die Halle im ehemaligen Coop Verteilerzentrum St. Johann eröffnet, nachdem sie die Gelder über die Crowdfunding Plattform Lokalhelden der Raiffeisenbank gesammelt hatten. «Die Idee war schon länger in unseren Köpfen, weshalb wir vor einiger Zeit den Verein The Ninja Concept gegründet haben.» Heute ist das Overground aus Basels Freizeitangebot nicht mehr wegzudenken und insbesondere bei schlechtem Wetter eine beliebte Alternative. «Uns hat vor allem überrascht, wie viele Kinder kamen», bemerkt Maurice. «Und das, obwohl wir während der Pandemie eröffnet haben.» Die Erwachsenen kamen zwar auch, aber nicht so zahlreich wie die Kinder. Für die war ein Ort wie das Overground wohl längst überfällig.

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Maurice Ndotoni hilft Vincent, ein grosser Ninja zu werden.

Parkour, Ninja Warrior oder einfach austoben

Dass so viele Kinder kommen, liegt einerseits an der Möglichkeit des grenzenlosen Austobens. Man kann in Dauerschleife Trampolin springen, sich an Ringe hängen oder Purzelbäume schlagen. «Wir haben gemerkt, dass gerade die Trampoline eine magische Anziehungskraft auf Kinder ausüben, weshalb wir den Bereich nun ausbauen», so Maurice. Doch die Kids kommen auch wegen den angebotenen Trendsportarten Parkour oder Ninja Warrior, bei denen rennend, springend oder kletternd Hindernisse überwunden werden. Während beim Parkour Hindernisse innerhalb einer Stadt – in der Halle wird nur geübt – ins Visier genommen werden und man selbst kreativ werden muss, gibt es beim Ninja Warrior einen vorgelegten Kurs. Das Know-how lernt man in einem der vielen angebotenen Workshops mit Trainern, die in der Szene einen Namen haben.

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Die Pose von Chris Harmat sieht entspannt aus – aber versuch sie mal nachzumachen ...!

Unter ihnen auch Christian Harmat, der 2019 den Parkour Weltcup in der Kategorie Speed gewonnen hat und einer der schnellsten Freerunner der Welt ist. In Eiltempo überwindet Chris in seinen Videos quasi die Schwerkraft, fliegt die Wände hoch, um von einer Dachkante auf die nächste zu springen oder mit einem seitlichen Doppelsalto in den Rhein. Das fasziniert nicht nur Kids, da halten auch viele Erwachsene den Atem an. Neben Chris gibt auch Andrea Messner ihr Wissen in Workshops weiter. Andrea hat 2022 den Ninja Warrior Germany gewonnen, ist also last standing woman. Unter der Leitung solcher Profis entstehen natürlich neue Profis. So hat das Overground mittlerweile ein eigenes Ninja competition Team mit 20 Kindern zwischen 8-18 Jahren, die mit ihren Vorbildern trainieren und von ihnen Tipps aus erster Hand erhalten. An den hauseigenen Overground (OG) Games, bei denen sich Athleten aus ganz Europa messen, können sie dann erste Wettkampfluft schnuppern.

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Fröhlich lachen kann, wer die Schwerkraft durch Muskelkraft austrickst – wie hier Andrea Messner.

Nie zu alt für Hindernisse

Eine Altersobergrenze gibt es beim Ninja Warrior nicht. Ganz im Gegenteil bietet der Trendsport auch für die ältere Generation einige Vorzüge, wie die beiden ältesten trainierenden Ninjas im Overground bestätigen – die selbsternannten Ninja Opi und der Ninja Senior, beide über sechzig. «Den Ninja Warrior Parcours kann man im Prinzip auch als Fitnessdisziplin sehen, die den Gang ins Fitnesscenter erspart», betont Maurice. Und es macht wahrscheinlich deutlich mehr Spass, sich von Ring zu Ring zu hangeln, durch enge Röhren zu krabbeln und seine Ängste und Grenzen zu überwinden.

Den Ninja Warrior Parcours kann man im Prinzip auch als Fitnessdisziplin sehen, die den Gang ins Fitnesscenter erspart. Maurice Ndotoni

Unten ist allerdings kein Wasser wie man es aus dem TV kennt, sondern dicke Matten, immerhin auch blau. Wer fällt, fällt weich. Als wären Spass und Fitness noch nicht ausreichend, hilft gerade die Sportart Parkour auch dabei, die Ressourcen der Umgebung kreativ zu nutzen, lösungsorientiert zu denken und zu handeln. Und das wiederum stärkt das Selbstbewusstsein. Wichtige Attribute für den Alltag und für die Arbeitswelt. Daher buchen mittlerweile auch Firmen immer öfter einen Workshop. Besonders beliebt ist bei Teams das Chase tag: eine Art «Fangis» über Hindernisse. Wenn lachend hinter jemandem hergerannt wird, werden Erwachsene schnell wieder zu Kindern. Das ist die Kraft nostalgischer Kinderspiele. Und so bietet das Overground wirklich für jedes Alter den nötigen Spass. Doch wie bereits gewarnt, besteht akute Suchtgefahr. Es könnte also sein, dass vor allem Eltern ihre Kinder künftig weniger sehen. Da hilft nur eins: selber aktiv werden – als Ninja Mutti oder Ninja-Vati.

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