Auch heute noch liebt er es, z'rocke, mit sine Jungs bim Bier z'hocke: Johny Holiday brennt darauf, endlich wieder vor Live-Publikum zu stehen! Im Interview verrät uns der legendäre Co-Produzent und DJ, dass er gerne auf seine Ungeduld verzichten würde und sich mehr Vernetzung in der Basler Musiklandschaft wünscht.

«Feschted mit uns als gäbts kei Zuekunft, mir sind fescht überzügt, dass es guet kunnt ...» Haben sich diese Zeilen damals auch tief in deine Seele gebrannt? Kaum zu glauben, dass der Song Noochbrand von Brandhärd schon 18 Jahre alt ist! Denn irgendwie wirkt es, als wurde er für heute geschrieben. Und genau das ist das Grandiose an der legendären Basler Hip-Hop-Combo: «Ych könnt sie jede Tag höre, immer uf e andri Art!»

Sein persönliches Auftreten mag sympathisch bescheiden wirken, Tobias Gees aka Johny Holiday ist jedoch weit mehr als «nur»Teil und Produzent von Brandhärd. Seine Beats haben die Hits von zahlreichen, nahmhaften Schweizer Rap-Künstlern wie Greis, Chlyklass, TripleNine, Kalmoo, Abart und Rapreflex Beats untermauert. Mit «Coconut Dandy» hat Tobi 2017 sein erstes Solo-Album herausgebracht. Und auch während dem Lockdown war er fleissig und hat sein neustes Werk, Loafer Fire Gang, überarbeitet.

In unserer «Tat oder Wahrheit»-Serie stellte er sich neben unseren Fragen auch einer ganz persönlichen von William Bejedi.

Welchen Song assoziierst du mit deiner Kindheit?

Straight out the Jungle von den Jungle Brothers und Description of a Fool von A Tribe Called Quest.

Welche 3 Worte umschreiben deine Musik?

Ich stelle mir immer vor, dass man wunderbar zu meiner Musik reisen kann. Lange Strecken im Zug oder Auto zurücklegen ... Irgendwo, wo man verweilen und den Tropfen auf der Scheibe zusehen kann, wie sie im Fahrtwind tanzen und sich zerstreuen. Drei Worte finde ich sehr schwierig … oftmals trifft Leichtigkeit auf eine gewisse Schwere oder Melancholie; und brachiale Elemente paaren sich mit leisen feinen Klängen. Klingt sehr philosophisch, ich weiss. (lacht)

Deine zuletzt vergossenen Tränen?

Bei einer Abfahrt auf dem Rennrad – es war eiskalt!

Wieso bist du Musiker geworden?

Keine Ahnung. Ich musste bis zu meinem 16. Lebensjahr mit der Klarinette ein klassisches Instrument erlernen. Auch wenn mir das oftmals nicht viel Spass gemacht hat, bleibt es die Basis meiner musikalischen Karriere. Mit dem Entdecken der Hip-Hop-Kultur habe ich dann richtig Freude an der Musik entwickelt; ich begann mit dem DJing und dem Produzieren von Beats. Mein Cousin war es übrigens, der mich – getreu dem Hip-Hop-Motto «Each one, teach one» – zum Auflegen gebracht hat.

Deine grösste Inspiration?

Mein Cousin DJ Reezm aus Zürich, der dort übrigens einen ganz tollen Plattenladen (Hum Records) besitzt. Wie bereits angetönt, war er es, der mir das DJing und das Beatproducen gezeigt hat – da hat es mir komplett den Ärmel reingezogen. Auch wenn das Ding mit dem selber Produzieren noch recht lange in mir geschlummert hat und ich mich zuerst nur aufs DJing konzentriert hatte.

Mit wem würdest du gerne mal zusammenarbeiten?

Es gäbe da sehr, sehr viele Namen, aber spontan fällt mir der Oddissee ein.

Was wolltest du deinen Fans schon immer mal sagen?

Danke, es ist mir eine Ehre, dass ich so vielen Menschen im Leben etwas geben konnte mit unserer Musik.

Was singst du unter der Dusche?

Nichts

Welche deiner Charaktereigenschaften würdest du gerne spülen?

Meine Ungeduld

Dein bisher geilstes Konzert?

Das ist schwierig zu sagen, ich habe so viele geile Konzerte spielen dürfen. Vom Openair bis zum kleinsten Club, in dem plötzlich das Wasser von der Decke tropfte, weil er zum Bersten voll war und die Lüftung kaputt ging.

Wie wird dein nächstes Konzert?

Emotional, da ich endlich wieder einmal vor Publikum stehen darf. Zusehen kann, wie die Leute reagieren – eine direkte Interaktion zwischen mir und dem Publikum! 

Dein Rezept für den Umgang mit der Covid-Krise?

Positiv bleiben und möglichst nur das tun, was einem selbst gut tut; sich aus kleinen Sachen das Positive herausnehmen.

Worauf freust du dich «nach Covid» am meisten?

Darauf, sich wieder frei bewegen zu können und sich mit so vielen Leuten zu treffen, wie man möchte. Wieder einmal in einem Publikum zu stehen und sehr laut Musik zu geniessen. An einer Bar zu hocken und zu quatschen.

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Vorteile vom Internet in der Musikindustrie?

Man kann im Prinzip viel mehr Leute erreichen, und das weltweit.

Nachteile?

Man ist nur ein Stück Plankton im Ozean. Entsprechend ist es schwieriger, herauszustechen. Der Internet-Ozean ist nicht etwa demokratischer geworden; die grossen Player bestimmen und dominieren den Markt weiterhin. 

Dein eigener Lieblingssong?

Regenbogen am Rasensprenger

Dein abgefahrenstes Erlebnis als Musiker?

Auch das ist sehr schwierig zu sagen. Es gibt so viele schräge und abgefahrene Sachen, die ich erlebt habe dank der Musik.

Der beste Ratschlag, den du bisher gekriegt hast?

Each one, teach one.

Die Basler Musiklandschaft kurz beschrieben?

Sehr vielfältig und kreativ, aber noch zu wenig vernetzt zwischen den verschiedenen Szenen.

Was würdest du gerne ändern in der Musikindustrie?

Chancengleichheit! Dass nicht nur Geld den Weg zu Reach und Ruhm ermöglicht. Und vor allem, dass die Musizierenden fair bezahlt werden für ihr kreatives Schaffen und der grösste Teil der Streaminggelder nicht einfach zu den Majors fliesst. Es kann einfach nicht sein, dass die Künstler, die den Content für die Streamingplattformen erschaffen mit Krümeln abgespiesen werden. 

Und was wünschst du dir von der Musikszene in Basel?

Mehr Vernetzung und Zusammenarbeit unter den verschiedenen Sparten.

In welchem Moment bitte lieber keine Musik?

Beim Sport und wenn ich konzentriert arbeiten oder schreiben muss.

Worauf bist du besonders stolz?

Dass Leute meine Musik hören und sie ihnen etwas zurückgibt. Und dass auch ich meine eigene Musik immer noch gerne höre.

Was macht dich glücklich?

Wenn ich anderen helfen kann. Wenn Leute Freude an meiner Musik haben oder an dem, was ich geschaffen habe. (lacht)

Welche Frage fehlt hier?

(schweigt)

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TAT ODER WAHRHEIT?

In Basel wimmelt es von (versteckten) Musiktalenten. Die Serie «Play With Me» lässt dich die unterschiedlichsten Kunstschaffenden unserer Stadt kennenlernen – Hörproben inklusive – und stellt sie jeweils vor eine grosse Frage: Tat oder Wahrheit? Der oder die Porträtierte entscheidet, wer als nächstes mit welcher Challenge an der Reihe ist.