Ob du dringend etwas brauchst oder nur ein wenig gucken willst – ein Besuch bei Picaro ist Genuss pur. Die sorgfältig ausgewählten Spielsachen, die hochwertigen Kleider und die liebevolle Präsentation machen klar: Hier ist viel Herz im Spiel.

Früher dachte ich, wenn ich einmal Kinder habe, dann werden die hochwertig gekleidet. Tolle Farben, dezente Muster, gute Materialien. Top gestylt und natürlich totaaaal süss werden sie lächelnd an meiner Hand spazieren. Dann wurde ich Mutter. Meine Jungs spazieren niemals nie lächelnd an meiner Hand. Sie rennen, klettern, rasen auf dem Bobbycar durch die Welt, machen Löcher in die Hosen, Tomatensaucen-Flecken auf die Pullis und ihre Hände sind sowieso ständig schmutzig.

Viele Kundinnen und Kunden haben hier ein Déjà-vu

Der Besuch bei Picaro wirft mich um Jahre zurück. In eine Zeit, in der ich noch verzückte Vorstellungen vom Dasein als Mutter hatte. Und in die Zeit, als ich selber als kleines Mädchen durch die Welt strolchte. «Das geht vielen Leuten so», erzählt mir Pia Gruner, Inhaberin des kleinen Märchenlandes fröhlich. «Viele Kundinnen und Kunden haben hier ein Déjà-vu, haben mit vielen Sachen einst selber gespielt und verschenken sie entsprechen gerne weiter.» Stundenlang kann man bei Pia Gruner im Laden gucken und staunen. Es gibt unfassbar viele zauberhafte Sächelchen. Nicht nur wunderbar wertige Kleider, auch Schmuck, Spielsachen, Stofftierli, Bäbikleidli, Schulsäcke, Mobiles, Büechli, Nuggiketten, Auteli, Knete, Stifte, Fingerpuppen … Das Kinderparadies ist gross, bunt – und mitunter ziemlich kostspielig.

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Das liegt daran, dass Pia Gruner Wert legt auf Qualität und faire Produktion. «Vor allem bei den Kleidern will ich wissen, woher sie kommen und unter welchen Bedingungen sie produziert wurden.» Zwei Mal im Jahr fährt sie nach Paris, um an einer Messe neue Kollektionen einzukaufen und mit Händlern und Produzenten ins Gespräch zu kommen. Zudem gibt es bei Picaro zum Beispiel Chindsgitäschli aus der Lederwerkstatt Basel, einer Integrationswerkstatt für Asylsuchende. «Ganz ehrlich, ich hätte es mir auch nicht leisten können, meine Kinder vollumfänglich in meinem Laden einzukleiden», gibt Pia Gruner zu. «Deshalb kommen viele Leute einfach ein oder zwei Mal im Jahr vorbei, um ein spezielles Stück zu kaufen, das dann auch gut mit anderen Kleidern kombinierbar ist. Oder sie kommen für ein spezielles Gotti-Geschenk oder was Kleines in den Adventskalender.»

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Vier Kinder hat Pia Gruner. Sie weiss also haargenau, was ihre Kundschaft glücklich macht. Dabei wollte die gelernte Coiffeuse eigentlich Maskenbildnerin werden. Dann kamen die Kinder, diversen Weiterbildungen und Projektarbeiten. 2015 übernahm sie schliesslich mit einer Freundin den ehemaligen Kinderladen «Nepomuk», taufte ihn um in «Picaro» - eigentlich eine Verschmelzung der beiden Vornamen der Freundinnen, aber auch der spanische Begriff für «Lausbub» - und fuchste sich langsam ein. «Ich musste sehr viel lernen», schmunzelt Pia Gruner, «da hat man das Gefühl, jaja, so ein kleines Lädeli, aber das gibt enorm viel zu tun!». 

Das Beste ist, dass jeden Tag Menschen in den Laden kommen, die sagen 'wow, ist das schön'

Die Früchte ihrer Arbeit kann sie heute ernten. Als unterdessen alleinige Inhaberin hat sie eine Angestellte, eine grosse Stammkundschaft, viele begeisterte Neukunden und freut sich nach wie vor jeden Tag über ihr Lädeli. «Ich will hier nicht reich werden», erklärt sie. «Für mich ist es viel Wert, dass ich merke: ich kann das, obwohl ich eigentlich aus einer ganz anderen Ecke komme. Und das Beste ist sowieso, dass jeden Tag Menschen in den Laden kommen, die sagen ‘wow, ist das schön’. Das freut mich so sehr!».

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Es ist diese Freude, die viel vom Zauber bei Picaro ausmacht. Die liebevolle Dekoration, die Auswahl der Waren, die mit Herzblut dekorierten Schaufenster. Es ist eben nicht nur eine Zauberwelt für kleine Lausbuben und Schlawiner, sondern auch eine für grosse Menschen, die hier für einige Momente in ihre Kindheit reisen. Die erinnert werden an das Emaille-Geschirr der Puppenstube, ans Kaleidoskop, an die Knackfrösche, den Strickpilz, das Daumenklavier. Menschen, die Freude haben am Einfachen, Althergebrachten, nicht Bedruckten. An sanften Farben. Ach. 

Ja, man muss Kompromisse machen!

Und während mein Herz aufgeht bei all dem Zauber, muss ich Pia Gruner dann doch noch die Frage stellen – sie ist schliesslich Expertin: Wie genau bekomme ich diese schönen, schlichten Kleider denn an meine störrischen Kinder, die am liebsten einen Paw Patrol Hund, einen Spiderman oder einen Dinosaurier – gerne auch in fieser Pailletten-Optik – auf der geschwellten Brust tragen? «Pijama lautet das Zauberwort», lacht Pia Gruner und «ja, man muss Kompromisse machen!». Ich arbeite dran. Am besten wird wohl sein, die Jungs beim nächsten Besuch bei Picaro mitzunehmen, damit sie selber sagen können, was ihnen gefällt. Kinder sind hier nämlich ausdrücklich erlaubt. Sie dürfen die verlockenden Spielsachen sogar anfassen und wenn mal was kaputt geht; jänu. Pia Gruner ist mit vier eigenen Kindern stressresistent und tiefenentspannt. Überaus sympathisch, dieser Laden!

www.picarobasel.ch

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