Wer am Rouine vorbeiläuft, muss einfach reinschauen. Der hängende Dschungel zieht die Augen fast schon magnetisch an. Auffallen tut aber auch der Barchef: Patrick O’Donoghue ist alles andere als ein 0815-Typ. Der Charakterkopf aus Wien begrüsst mich herzlich und ist ganz gespannt auf die drei Zutaten, die ich mitgebracht habe. «Oh, Pistazien – also die kommen sicher irgendwie geraspelt obendrauf. Und die Vanille könnte gut zu einem Rum Sour passen. Die Bouillon hingegen lasse ich glaub weg», lacht der 29-Jährige.
Seinen Nachnamen verdankt Patrick, wie so viele von uns, seinem Vater, ein irischer Amerikaner. Für den Umzug von Wien nach Basel war allerdings ein Mädchen verantwortlich. In den letzten zehn Jahren hat er vom alten Nordstern bis zum Renée an etlichen Bars gearbeitet. «Nun habe ich das Glück, mit vielen guten Freunden im Rouine tätig zu sein. Wenn man von Beginn an Teil des Projekts ist und die Bar führen darf, kommt man definitiv gerne zur Arbeit!» Die Bar im ehemaligen Terrorsamba hat zwei Monate vor dem Lockdown eröffnet. «Ja, das Timing war nicht gerade perfekt ...»
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Dafür passt das Timing heute umso mehr – Patrick ist sich seiner Sache sehr sicher: «Ich mach' grad zwei Drinks. Einen für dich und einen für mich, okay?» Very charming!
Zuerst raspelt er den Inhalt einer frischen Vanilleschote in den Rum. «Wahrscheinlich kommt der Geschmack erst beim Shaken richtig zum Vorschein. Ich hoffe, das wird was!»
Den Drink von Sam aus dem Renée hat er übrigens noch nicht probiert. «Ganz ehrlich: Wenn ich frei habe, gehe ich nicht mehr so oft in Bars. Es sei denn, ich habe Ferien. Mit 18 hatte ich definitiv noch mehr Energie», schmunzelt Patrick.
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Sonntags offen!
18 Jahre alt war er auch, als er die Barwelt für sich entdeckt hat. «Ich fand Bars bereits als Jugendlicher cool; der Job als Barkeeper irgendwie romantisch.» Romantisch? «Vielleicht hab’ ich’s auch einfach romantisiert», korrigiert er, während er seine Rum-Vanille-Fusion in einen mit Eis gefüllten Shaker leert.
Nach dem Gymi-Abschluss und einem Job in einem Wiener Club war der Fall für ihn drum klar.
In Basel habe er dann nicht nur tolle Bars, sondern auch viele coole Leute kennengelernt. Beispielsweise Sam, mit dem er zuvor im Renée gearbeitet hat. «Im Renée habe ich den letzten Feinschliff bekommen. Noch nie zuvor habe ich in einer Bar gearbeitet, wo man so dabei sein muss!»
Das Rouine hingegen ist eher ein Ort für Geniesser. Tagsüber Café (Ende Juli wird der erste Brunch serviert) und abends Cocktailbar. An den Wochenenden aber brummt der Laden mit Club im hinteren Teil bis in die frühen Morgenstunden. Wieso der Barbetrieb bisher besser angelaufen ist als die Café-Stunden? «Du gehst wahrscheinlich auch eher in eine Bar, die du nicht kennst, als nicht in dein Stammcafé, oder?» Macht absolut Sinn. Übrigens nice to know: Rouine ist auch am Sonntag geöffnet.
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Patrick war heute nicht nur schnell im Mixen, sondern kam auch der Cocktailname wie aus der Kanone geschossen: Dumbo. «Passt doch irgendwie ... Du fällst in den Rum und träumst von rosa Elefanten.»
Endlich dürfen wir diesen exotischen Sour auch probieren. Yumm, oh yumm! Das Allerbeste kommt allerdings ganz zum Schluss. Dann, wenn die Pistazien mit der Vanille verschmelzen. «Das gibt sogar noch was zu kauen», zeigt sich auch Patrick mit seiner Kreation zufrieden. «Aber Bouillon geht ja wirklich gar nicht!»
Der Schock sitzt offenbar tief. Zum Glück durfte auch Patrick zwei der drei Zutaten auswählen. Die nächste, die dran glauben wird, ist Becci aus dem Nebel.
Okay, Rebecca – let’s smash it! Auf dass die Elefanten fliegen mögen!
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Dumbo
5cl Plantation Original Dark Double Aged Rum
1.5cl Zuckersirup
3cl Zitronensaft
2cl Eiweiss
1 Vanilleschote
Pistazien
Inhalt der Vanilleschote im Rum rühren. Alle Zutaten (ausser die Pistazien) zuerst auf Eis und danach trocken schütteln. In eine vorgekühlte Cocktailschale absieben und mit zerstossenen Pistazien garnieren.
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Patrick, 29, Barchef im Rouine
Bitte vervollständige den Satz: Du mixt am liebsten …
Sprudlige Sachen
In welchem Moment wärst du am liebsten in deinem Shaker versunken?
Jedes Mal wenn ich die Spirituose vergesse. Besonders beschämend, wenn man’s dann erst beim Shaken merkt.
Welchen Drink könnte man in deinen Augen von den Karten streichen?
Vodka Red Bull
Lieblingsbar:
Loos Bar in Wien. Nicht nur die Architektur ist genial!
Du als Spirituose:
Wenn ich spassig unterwegs bin: Rum. Ernst bin ich eher ein Whisky.
Welchen Beruf hätten sich deine Eltern für dich gewünscht?
Hauptsache keinen Bürojob!
Dein Rezept gegen Kater?
Leider Gottes ein Konterbier
Tag oder Nacht?
Nacht
Seit wievielen Jahren arbeitest du als Barkeeper?
10 (zumindest beruflich)
Smash it!
Drei Zutaten, ein Shaker: In der Serie «Smash it!» werden regelmässig lokale Barkeeper herausgefordert, aus zwei von drei mitgebrachten Zutaten spontan einen möglichst spannenden Drink zu kreieren. Was sonst noch ins Mixglas kommt, ist ihnen überlassen.
Mixologen sind mehr als bloss Bartender; Aperol Spritz und Gin & Tonic mittlerweile nur noch langweilige Relikte auf einer raffinierten Cocktailkarte.
Die Basler Barszene wächst stetig. Und wir haben das Glück, die kreativsten Talente in unserer Stadt zu haben. Grund genug, einen genaueren Blick in die verschiedenen Gläser zu werfen – und damit anzustossen!