Elegant und bunt stehen sie im Ausstellungsraum und ziehen erstaunte Blicke auf sich – die Mannequins in den antiken Kostümen, z.B. einem original amerikanisches Yachtkleid von 1898 oder einer Robe à la Française von 1760. Dass die Eleganz ihren Preis hat, werden vor allem die weiblichen Besucher ahnen können, ist sie doch einschnürenden Miedern, unpraktischen Reifröcken oder aufgebauschten Cul de Paris geschuldet. Gut sind diese Zeiten vorbei, wird sich wohl die ein oder andere denken und die Ausstellung aus befreiter Sicht geniessen können.
Insgesamt 700 Kleider und 800 Accessoires in Topqualität haben die beiden renommierten Kostüm- und Textilhändler Wolfang Ruf und Martin Kamer in den letzten 15 Jahren zusammengetragen – genug für ein schlüsselfertiges Konvolut für ein Museum oder eine Stiftung.
Jedes Teil ist in unrestauriertem, neuwertigem Originalzustand. In der Galerie Praxis geben sie bis zum 30. Juni einen Einblick in ihre aussergewöhnliche Sammlung und mussten kreativ werden, um möglichst viel zeigen zu können. Die Kuratoren Cyril Kazis, Thessy Schoenholzer Nichols sowie Bernhard Duss entschlossen sich daher zu unkonventionellen Präsentationsideen. Beispielsweise wurden Textilien mit Werken berühmter Künstler wie Chagall, Picasso oder Warhol als Tapeten gedruckt. Daneben zeigen grosse Monitore Videocollagen und Animationen. Der Besuch wird somit auch zu einem unerwarteten Farbrausch, denn die Stoffe und auch die antiken Kostüme sind zum Teil viel bunter als man erwarten würde.
Ihre Sammlung wird international als weltweit wohl letzte Kollektion in dieser Vollständigkeit geachtet, da keine gleichwertigen Stücke mehr auf den Markt kommen, was eine weitere Sammlung unmöglich macht. Zudem gilt sie als auf Augenhöhe mit den Sammlungen renommierter Museen wie Musée des Arts Décoratifs im Pariser Louvre, dem Victoria & Albert Museum in London oder dem Metropolitan Museum in New York.
Che bella figura – die Sammlung Kamer-Ruf
Galerie Praxis
Bäumleingasse 9
bis 30. Juni 2023
