Der Luzerner Künstler Christoph Fischer schafft etwas, was den Besuch seiner Ausstellung «Der Welt abgeschaut» im @Cartoonmuseum Basel total faszinierend und einzigartig macht: Seine Kunstwerke bestehen mehrheitlich aus Skizzen – doch diese Skizzen haben die Qualität fertiger Kunstwerke. Das muss man erst mal hinkriegen. Als Besucher stellt man sich daher stets die Frage, «sind diese Werke fertig oder fehlt da noch was?». Genau diese Unvollkommenheit seiner Werke macht seine Kunst aus. Er lenkt deine Aufmerksamkeit auf bestimmte Teile eines Bildes und steuert somit deine Betrachtungsweise. Scharf ausgearbeitete, kontrastreiche Details stehen skizzenhaften, flüchtigen Bleifstiftlinien gegenüber. Eine Mischung, die fesselt und was in dir auslöst. Und nur Kunst, die etwas auslöst, hat auch die Kraft, die Besucher emotional zu berühren und in Erinnerung zu bleiben.
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Auch wenn dir der Name des Künstlers womöglich nichts sagen mag – du hast seine Werke bestimmt auch schon angetroffen. Seit 2002 arbeitet Christoph Fischer nämlich als selbstständiger Zeichner und Illustrator, unter anderem für die «NZZ», «Reportagen» und den «Beobachter». Im Cartoonmuseum Basel bekommst du nun die Chance, seine Werke fokussiert und isoliert zu betrachten. Die Ausstellung «Der Welt abgeschaut» bildet das ganze Spektrum seines Schaffens ab. Dieses ist beeinflusst durch seine Aufenthalte in Chicago und Paris, wo er jeweils Zeit im Rahmen eines Atelierstipendiums verbrachte.
«In unserer sehr rationalen Welt ist es wichtig, dass wir Freiräume haben, wo Unerklärbares Bestand haben darf.» Christoph Fischer
Die Ausstellung zeigt dir fantastische Lebenswelten, Traumbilder, Reportagen – Szenen, die dich staunen lassen. Allen diesen Arbeiten gemeinsam ist Christoph Fischers Interesse am Beobachten und Dokumentieren. Viele seiner Werke widmet er wenig privilegierten Menschen und ihren Lebenssituationen. In seinen viel beachteten Reportagen «Chicago Westside» (2011) bildet er das Leben in einem verarmten Stadtteil der amerikanischen Grossstadt ab, in seiner Publikation «Auf der langen Bank» (2012) sind es Szenen vor dem Bahnhofsplatz Luzern, die seinen Blick fesseln – Menschen, die es schwer haben im Leben und dies in ihren Gesichtern ausstrahlen. Die jeweiligen Portraits sind gezeichnet von Empathie, einerseits auf Seiten des Künstlers, andererseits auf Seiten des Betrachters.
Einen grossen Teil der Ausstellung nehmen Christoph Fischers Bleistiftzeichnungen der eigenen Träume ein. Dabei überlässt er genügend Interpretationsspielraum, indem er die Analyse seiner Träume eben dir überlässt: «In unserer sehr rationalen Welt ist es wichtig, dass wir Freiräume haben, wo Unerklärbares Bestand haben darf. Eigentlich schade, wenn die Beschäftigung mit den Träumen ausschliesslich der nüchternen Wissenschaft oder der spekulativ-kitschigen Esoterik überlassen wird.» Mit diesen Werken schafft er es erneut, etwas in dir auszulösen. Eigene Geschichten und innere Abenteuer, die wachgerufen werden. Und somit mit in die Interpretation der Werke laufen. Du merkst – Christoph Fischers Kunst fasziniert und mit dieser Gabe weiss er gekonnt zu spielen.
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Seine Werke bewegen sich zwischen Realität und Fiktion, zwischen Details und flüchtigen Informationen. Gewisse Teile werden bewusst in den Vordergrund gestellt, um vom Drumherum abzulenken. Doch das Drumherum ist nicht minder aufregend. Dort, wo seine Skizzen an Schärfe verlieren, beginnt eine neue Welt, die du selbst vervollständigen und erschaffen kannst. Die kurzen Begleittexte, die Christoph Fischer zu seinen Traumbildern liefert, geben dir dabei spannende Anhaltspunkte. Mit Witz und Schalk beschreibt der Künstler gänzlich Absurdes als völlig selbstverständlich. So wie du es eben von deinen eigenen Träumen her kennst. Fünfzig dieser Traumbilder bilden auch den Kern des Buchs «Während ich schlief», welches parallel zur Ausstellung erscheint und dir so auch zuhause noch viel Freude mit Christoph Fischers Kunst bereitet.
Erlebe diesen faszinierenden Künstler und seine Werke noch bis am 30. August im Cartoonmuseum Basel – eine Ausstellung, die dich direkt anspricht und in Erinnerung bleibt.
Cartoonmuseum Basel
Christoph Fischer – der Welt abgeschaut
Ausstellungsdauer
12. Mai bis 30. August 2020
Staunen und Erleben
Entdecke auch das vielfältige Angebot an Führungen, Workshops und Veranstaltungen zur Ausstellung.
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Als einziges Schweizer Museum und Kompetenzzentrum widmet sich das Cartoonmuseum Basel ausschliesslich der Kunst der narrativen Zeichnung. Es sammelt, präsentiert und vermittelt und leistet damit einen Beitrag zur Diskussion über diese Kunstform und über die gesellschaftlichen Themen, die sie aufnimmt.