Ende Juli eröffnete direkt am Basler Marktplatz das Vierstern-Boutique-Hotel Märthof. Das Haus mit grosser Geschichte beherbergt nun Hotel- und Restaurantgäste im Herzen der Innenstadt. Der sorgfältige Umbau nahm rund 20 Monate in Anspruch und führte zu einem überzeugenden Ergebnis.

Martin von Bertrab, CEO von BâleHotels, weiss, wie man Gäste überzeugt. Mit dem Lift geht es ganz nach oben, über eine Treppe wird auf dem 6. Stock die Dachterrasse des neuen Stadthotels «Märthof» am Marktplatz erreicht. Es ist einer der ersten lauen Sommerabende im Juli 2021, der Blick von ganz oben ist phänomenal. Am Fuss dieses historischen Gebäudes breitet sich der Marktplatz mit seinen Steinmosaiken aus, das Rathaus thront hier sozusagen auf Augenhöhe, das Panorama bietet eine Vielzahl der Basler Kirchtürme. Die Dachterrasse ist eines der Prunkstücke in diesem mit enorm viel Liebe zum Detail erstellten Hotel, für die Hotelgäste und die Gäste des buchbaren Bankettraums auf gleicher Ebene zugänglich und mit 40 Aussensitzplätzen und einem stylischen «Green Egg»-Grill ausgestattet.

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Dem Bürgermeister zu Ehren

Der Bankettraum, der den Namen des ersten nicht dem Adel angehörenden Basler Bürgermeisters, Jakob Meyer zum Hasen (1482–1531), trägt, beeindruckt mit seinen drei in die Dachschräge eingelassenen markanten Messing-Rundfenstern. Ein separater Lift führt von hier direkt bis ins Parterre, wo sich die Gäste in einem der beiden Gesellschaftsräume verpflegen können. Die beiden Gesellschaftsräume bieten den nächsten Blickfang. Die Wände sind mit fantasievollen Bildern der Basler Künstlerin Patrizia Stalder ausgestaltet. Sie führen das Publikum in die aufregende Zeit der Bohème, jener lebensfrohen, freien und manchmal auch ausschweifenden Gesellschaft aus Pariser Künstlern, Musikern, Schriftstellern und Freigeistern aus dem 18. Jahrhundert, die für die Leichtigkeit des Seins stehen. Viele Berühmtheiten wie Pablo Picasso, Oscar Wilde oder Ernest Hemingway werden als Bohemians bezeichnet. Dieses Lebensgefühl soll nun in Basel auch das öffentliche Restaurant «Bohemia» vermitteln, das hinter der Boulevard-Terrasse und den imposanten Rundbögen mit einer eindrücklichen breiten Bar begrüsst und die Verbindung zum Treiben auf dem Markplatz schaffen soll.

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Ein Restaurant mit viel Leben

Das Restaurant Bohemia mit einer halboffenen Küche bietet eine Karte im Brasseriestil und hat einen selbst erstellten Holzkohlegrill in seinem Zentrum, auf dem die hauseigenen Fleisch-, Fisch- und Gemüsespezialitäten die beste Garstufe erreichen. Die Wochenenden stehen im Zeichen von grossen À-la-carte-Brunches, die auch für Nicht-Hotelgäste buchbar sind. Das «Bohemia» bietet übrigens zur Eisengasse hin auch einen Barbereich. Abends sollen hier auch kulturelle Veranstaltungen und musikalische Begleitung stattfinden können. Das Haus ist von 07.30 Uhr früh bis spät in die Nacht geöffnet. Der Grossteil des Gebäudes aber ist natürlich Hotel, das insgesamt 68 Zimmer in den Kategorien Superior, Signature, Deluxe und Juniorsuite bietet. Die Hotelgäste werden am separaten Eingang an der Marktgasse ebenfalls mit einem Blickfang an der Rezeption begrüsst. Hier hat Patrizia Stalder ein vier Meter breites und zwei Meter hohes Gemälde mit einer Frau aus der Bohèmezeit und einem bunten Wiedehopf geschaffen, das sofort Stimmung vermittelt.

Es gibt Suiten, in denen man aus der Badewanne direkt auf das Rathaus blicken kann.

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Starkes Raumkonzept

Die Zimmerauswahl wird nicht leicht fallen. Jeder Raum hat in seinen drei Grundfarbkonzepten Gelb, Grün oder Violett seine ganz individuelle Ausstrahlung. Die Zimmer spiegeln die Geschichte und Stilepoche des jeweiligen Gebäudeteils, in dem sie sich befinden. Den Architekten ist es auf eindrückliche Weise gelungen, die baulichen Gegebenheiten mit ihren historisch gegebenen Details wie unterschiedlich grossen Fenstern, Dachschrägen und Nischen optimal in ein Gesamtkonzept einzubinden, Modernität mit dekorativen Elementen vergangener Epochen zu verknüpfen und für witzige Erlebnisse zu sorgen.

Es gibt Marktplatz-Juniorsuiten, in denen man aus einer freistehenden Badewanne direkt auf das Basler Rathaus blicken kann. Oder Zimmer, in denen man auch einen Blick auf den Rhein oder den Fischmarkt erhascht. Es gibt aus jedem Zimmer irgendetwas zu entdecken – imposant sind jene Räume mit kleinen Balkonen und grossen Ausblicken. Auf der Seite der Eisengasse gibt es drei Zimmer, die eine direkte Tür auf einen Balkon haben – mit Blick zum Beispiel direkt auf das Fasnachtsgeschehen. «Wir haben für diese Zeit schon zahlreiche Reservationen», sagt Nicolas Rimelin, Director of Revenue Management, Sales & Marketing bei BâleHotels. Die Gruppe betreibt unter anderem auch die Schwesterhotels Pullman Basel Europa an der Clarastrasse und das Hotel Victoria am Centralbahnhofplatz, beides ebenfalls 4-Sterne-Häuser.

Wellnessbereich im Untergrund

Im Märthof rechnen die Verantwortlichen mit 70 Prozent Leisure- und 30 Prozent Businessgästen. 13 Juniorsuiten bietet das Hotel, acht mit Ausrichtung Marktplatz, vier Richtung Fischmarkt und eine im 5. Stock. «Mit unserem Angebot werden wir dieser einzigartigen Lage in Basel gerecht», sagt Martin von Bertrab und betont immer wieder: «Wir sind ein Stadthotel.» Und im Falle dieses Vierstern-Boutique-Hotels klingt das nicht wie eine Entschuldigung, sondern vielmehr als ein Qualitätsmerkmal für Individualität, die zentrale Lage, das Bewegen inmitten eines Stadtzentrums – die Leichtigkeit des Seins eben. Ach, beinahe hätten wir‘s vergessen. Selbst im Untergrund hat das neue Märthof Hotel noch eine Überraschung bereit. Hier können sich die Hotelgäste im Fitnessraum und im Wellnessbereich mit Sauna und Dampfbad verwöhnen lassen.

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Ein Haus mit 200-jähriger Geschichte

Als am Kornmarktplatz – so hiess der heutige Marktplatz früher – um das Jahr 1820 noch eine markante Treppe den Niveauunterschied zur schmalen Eisengasse ausglich, war ein markantes Gebäude am Kopf des Platzes zu erkennen, das rund drei Jahrzehnte später als Bierbrauerei «Zur Brodlaube» bekannt wurde. Die schlossähnliche Fassade mit den Turm-Erkern entstand 1894 – wenige Jahre nach dem Abbruch der Häuser an der Nordseite des Marktplatzes bis zur Stadthausgasse. Die Sporengasse und der damalige Kornmarktbrunnen gingen dadurch verloren, die Eisengasse wurde durch die Vergrösserung des Marktplatzes entsprechend geöffnet. Das Gebäude wurde über die Jahre vielseitig genutzt. Der Gesamt- komplex verband einst bis zu fünf Gebäude, die Seite an der Eisengasse wurde in den 1920er-Jahren neu konzipiert.

1973 plante Coop am Standort ein grosses Warenhaus, das den gesamten Platz bis zum Fischmarkt eingenommen, die Marktgasse verschwinden lassen und eine Tramumleitung zur Folge gehabt hätte. Im September 1976 schickte das Basler Stimmvolk diesen Bau in einer Referendumsabstimmung mit grossem Mehr bachab. Coop betrieb ab 1978 dann nach einem komplett neuen Innenausbau – die Fassade wurde denkmalgeschützt – mit dem «Märthof» doch noch ein Lebensmittel- und Kaufhausgeschäft im bestehenden Gebäude, das ab 2004 von Interdiscount XXL abgelöst wurde. Ab 2017 startete eine Machbarkeitsstudie, im Juni 2018 fiel der Entscheid, das Gebäude zu einem wertigen Stadthotel umzubauen, das am 28. Juli 2021 seine Eröffnung erlebte.

Text: Daniel Schaub