Die Sammlerei ist ein Urban-Gardening-Projekt mit sozialem Hintergrund.
Urban Gardening gab es im Grunde schon immer – aber seit zehn Jahren läuft es als zeitgeistlicher Trend mit rund 80 organisierten und zahllosen unorganisierten Projekten. Ein litauischer Fotokünstler hat sich dem Phänomen in einer städteübergreifenden Initiative angenommen.

Daniel Seiler ist ein Kleinbasler. Aufgewachsen jedoch ist er in basellandschaftlichen Oberwil, wo sein bald 90-jähriger Vater Walter einer der ersten biologischen Gärtner war und noch heute ist. Dessen Leidenschaft, im eigenen Garten Gemüse anzubauen und ein damals schon ausgeprägtes Gespür für die Wiederverwertung, faszinierte den Sohn. Und vielleicht war es diese Faszination, die ihn öffneten für ein sehr spezielles Urban Gardening Projekt, das er in den letzten Monaten mit vorantrieb.

Durch seine litauische Lebenspartnerin und diverse Besuche im baltischen Staat kam Seiler mit dem dortigen Fotokünstler Eugenijus Barzdžius in Kontakt. Dieser hatte vor den Toren der Stadt Šiauliai das Projekt «Harvest in Wetland» begleitet, bei dem 15 Rentner ein Stück Land eines Feuchtgebietes besetzten, es entwässerten und mit Gemüse- und Früchteanbau begannen. Für das daraus entstehende Fotobuch erhielt Barzdžius diverse Preise.

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Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Gemeinsam mit dem Fotokünstler wollte Seiler diesen Ansatz weiterziehen und entwickelte das aktuell laufende Projekt «Grain of Soil» (etwa: das Korn aus dem eigenen Boden), das eine Brücke von der litauischen Hauptstadt Vilnius nach Basel schlägt und das spannende und vielseitige Feld von Urban-Gardening-Projekten in diesen zwei Städten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, in Verbindung bringt und soziologisch untersucht. 

Ende Juli dieses Jahres besuchte Barzdžius erste Projekte in der Region Basel, um sie einerseits fotografisch festzuhalten, andererseits aber auch Informationen zu sammeln über die Hintergründe, die Menschen und ihre Philosophien rund um das Urban Gardening. Daraus soll eine Ausstellung entstehen, die im Rahmen der Genusswoche 2021 in der Markthalle Basel gezeigt wird. Barzdžius wird schon an der diesjährigen Auflage der Genusswoche präsent sein, in der Markthalle über das Projekt informieren und weitere Freizeitgärtnerinnen und -gärtner besuchen. Ein weiterer Besuch ist für das Frühjahr 2021 vorgesehen.

Für das Projekt «Grain of Soul» werden noch Teilnehmende gesucht, die über ihr Urban-Gardening-Wirken erzählen und sich porträtieren lassen möchten. Kontakt: www.grain.eugenijusb.com

Genusswoche Event-Tipp

Versteckte Oasen mit Systemrelevanz

Seit sechs Jahren bietet Urban Agriculture Basel spezielle Stadtführungen an, am 26. September 2020 (14–17 h) nun auch eine im Rahmen der Genusswoche Basel. An dieser Führung werden einige der mittlerweile rund 80 Projekte gezeigt, die unter dem Dach von Urban Agriculture Basel laufen. Organisatorin Tilla Künzli geht es einerseits darum, den Teilnehmenden «einige versteckte Orte zu zeigen, die man so in Basel nicht erwarten würde». Andererseits will sie aber auch den Blickwinkel schärfen und die Führung auch zum Träumen nutzen. Die Teilnehmenden erhalten symbolisch eine farbige Brille ohne Gläser – diese soll das Kindliche wecken und es ermöglichen, «die Stadt mit anderen Augen zu sehen», wie es Künzli formuliert. Die Reise durch die Beete und Gärten soll als erster Schritt inspirierend wirken und die Leute animieren, im Bereich Urban Gardening «einfach einmal etwas zu versuchen».

26.09.20 > 14–17 h

Anmeldung erforderlich

CHF 20.–

Basel Stadt, genauer Standort wird angemeldeten mitgeteilt

[email protected] | +41 77 429 40 48

Garten- und Sozialprojekte

Speziell fasziniert war er diesen Sommer von der Sammlerei, einem 2017 von Stephanie Nabholz gegründeten Verein. Dieses Projekt hat gleich mehrere sinnvolle Ansätze. In der Region Basel werden in privaten Gärten Früchte geerntet, die nicht der Norm entsprechen, hängen bleiben würden und so nicht verwertet werden könnten. Diese Früchte werden danach zu Konfitüren, Kompotten, Chutneys, Süss-Saurem oder Mus verarbeitet. Die Gruppe, in der Menschen mit psychischen Erkrankungen mitarbeiten, erntet kostenlos und findet so Gemeinsamkeit, Austausch und sinnbringende Beschäftigung. 

«Die Sammlerei» ist nur eines von knapp 80 Projekten, die unter dem Dach der 2010 gegründeten Organisation «Urban Agriculture Basel» entstanden sind. Begonnen hatte die Initiative mit dem noch immer bestehenden Gemeinschaftsgarten im Landhof, das jüngste Projekt nennt sich «Eifam» und steht für einen Garten, den Alleinerziehende in der Hagnau in Birsfelden gemeinsam betreiben. Von Stadtgärten, Dachbepflanzungen, Stadtbienen und einem Schulprojekt auf dem Dach des neuen Schulhauses Erlenmatt ist die ganze Bandbreite vertreten. Insgesamt beteiligen sich rund 1200 Baslerinnen und Basler an den Angeboten von «Urban Agriculture Basel», das 2019 für sein breit angelegtes Engagement den Basler «schappo»-Preis zugesprochen erhielt. Urban Agriculture Basel wird an der diesjährigen Genusswoche eine Führung zum Thema anbieten (vgl. Box). 

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Über 5000 Freizeitgärten

In der Hagnau liegt eines der ausserkantonalen Freizeitgartenareale, das die Stadtgärtnerei Basel verwaltet. 32 dieser Areale gibt es auf dem und um das Stadtgebiet mit Schwerpunkten in der Zone Rankhof, Landauer, Bäumlihof und Hörnli, in der Milchsuppe und an der Westgrenze der Stadt zu Frankreich sowie im Bruderholz (Klosterfiechten, Auf der Alp etc.). Total werden 5200 Freizeitgärten durch die Stadtgärtnerei verpachtet. Längst haben diese früheren «Pflanzplätze» den alleinigen Hintergrund der klassischen Selbstversorgung verlassen – wie die heutige Namensgebung (Freizeitgärten, Familiengärten) schon assoziiert, geht es heute auch um soziale Kontakte, um gesellschaftliche Verbindung und letztlich um ein kleines Stück heile Welt im urbanen Umfeld. Seit diesem Frühjahr bietet die Stadtgärtnerei Basel für ihre Pächterinnen und Pächter, aber natürlich auch für alle anderen, eine Gartenberatung an, die vor allem auf Aspekte des biologischen Anbaus sensibilisieren soll.

Genusswoche Basel 2020

Unter dem Motto «Gemeinsam für das Lokale!» startet am 17. September die zweite Genusswoche Basel.

Das gesamte Programm gibts unter: genusswochebasel.ch

Dieser Partner-Content ist in Kooperation mit unserem Partner «Genusswoche Basel» entstanden.
Genusswoche Basel
Die Genusswoche Basel findet im Rahmen der Schweizer Genusswoche statt. Sie fördert den Genuss und die Freude am guten Essen und lädt dazu ein, die Genussvielfalt Basels mit einem Fokus auf Regionalität, Saisonalität und Handwerk zu entdecken.