Es gibt Leute, die nehmen sich Anfang Januar vor, ab sofort regelmässig ins Fitnessstudio zu eilen und spätestens per Ende Jahr mit einem gestählten Adonis-Körper durchs Leben zu schreiten. Ich nehme mir jeweils Anfang September vor, ab sofort regelmässig ins Theater zu sitzen, um spätestens Ende Saison fliessend aus Götz von Berlichingen, Othello und Emilia Galotti zu zitieren. Mit Blick auf das diesjährige Programm vom Theater Basel scheint mir mein Vorsatz realistischer denn je. Zum einen wird die Spielzeit 23/24 mit einer grossen Eröffnungsparty gefeiert – check, Party kann ich. Des Weiteren gibt es drei Premieren von drei Sparten auf drei Bühnen zu sehen.
Den Einstieg macht das Ballett – keine Handlung, die ich krampfhaft versuchen muss zu verstehen, keine Zitate, die ich mir merken muss, sondern pure Augenweide und Genuss. Zudem superspannend, denn nachdem Richard Wherlock die Ballett-Leitung vor den Sommerferien abgegeben hat, ist neu Adolphe Binder, eine international renommierte Persönlichkeit in der Welt des zeitgenössischen Tanzes, die kuratierende Direktorin. Auch die Compagnie selbst hat Neuzugänge erfahren und freut sich darum sehr auf das erste gemeinsame experimentelle Stück «Ensemble», in welchem das Publikum dazu eingeladen ist, den ganz eigenen Ausdruck des neuen Ensembles hautnah mitzuerleben.
Ganz schön grosse Truppe: Das Ballett-Ensemble stellt sich unter neuer Leitung mit dem Stück «Ensemble» vor.
So. Und dann geht’s ans Eingemachte. Auf dem Plan steht das Schauspiel «Antigone», allerdings in einer schweizerdeutschen Version von Lucien Haug. Das Stück nach Sophokles (ich zittere vor Ehrfurcht) wird von Hausregisseur Antú Romero Nunes mit einem Chor singfreudiger Menschen aus Basel umgesetzt. Auf der Bühne steht unter anderem Sven Schelker, den Kinofreunde vom Bruno-Manser-Film in bester Erinnerung haben. Ich denke, Antigone verschafft mir im Schauspielhaus einen guten Theater-Boden für das Spektakel, das mich schliesslich auf der Grossen Bühne erwartet, nämlich «Der Ring des Nibelungen» von Richard Wagner. Bääm.
Einer der gefragtesten Theaterregisseure der Gegenwart führt «Antigone» in Basel auf: Co-Schauspieldirektor und Hausregisseur Antú Romero Nunes.
«Das Rheingold» und «Die Walküre» – die ersten beiden Teile des vierteiligen Zyklus, beide in einer Inszenierung von Benedikt von Peter himself – bedeuten zweieinhalb, beziehungsweise knapp fünf Stunden (!!!) Oper pro Abend. Ich werde masslos überfordert sein, dafür darf man mich fortan zu den profilierten Theaterkennern zählen. Schöner Zusatz: Vor jeder Vorstellung von ‹Das Rheingold› zeigt Elektronik-Komponist Matthew Herbert gemeinsam mit diversen Chören auf dem Theaterplatz ‹Rheinklang – Ein Chorritual›. Das Rheinwasser soll klingend und in verschiedenen Aggregatzuständen auf den Theaterplatz gebracht werden; tönt crazy, will ich hören.
Herausforderungen sind da um gemeistert zu werden: Dieses Team hier packt Wagners Opern-Zyklus an.
Das wird ein fulminantes Einstiegswochenende und eine fabelhaft abwechslungsreiche Saison werden. Und mir bis zum kommenden Sommer zwar nicht zu einem gestählten Körper, dafür jedoch zu einer gestählten Bildung betreffend Theaterschaffen verhelfen. Ich lass mich darauf ein – du dich auch?
Eröffnung Spielzeit 23/24 im Theater Basel
Donnerstag, 7. September
Premiere ENSEMBLE (Ballett) auf der Kleinen Bühne
Freitag, 8. September
Premiere ANTIGONE (Schauspiel) im Schauspielhaus
ab 23 Uhr Saisoneröffnungsparty feat. DJs Kombé und Mukuna von Somatic Rituals
Samstag, 9. September
Premiere DAS RHEINGOLD (Oper) auf der Grossen Bühne
davor (ab 18 Uhr) auf dem Theaterplatz «Rheinklang - ein Chorritual» mit Elektronik-Komponist Matthew Herbert und dem Gesang vom Chor und Extrachor des Theater Basel sowie von Laienchören aus der Umgebung.
Das Theater Basel ist das grösste Dreispartenhaus der Schweiz. Es bietet in der trinationalen Metropolregion ein gleichsam breites wie anspruchsvolles Spielprogramm in Oper, Schauspiel und Ballett, hinzu kommt das Kinder- und Jugendangebot.