Das Gründerteam der Brockenstube Irma & Fred stellt ein wahres Vorbild dar! Weshalb? Es stimmt einfach alles! Ethik, Moral, Humor und eine Schatzkiste voller Trouvaillen verbinden sich in ihrer Unternehmensphilosophie.

Am 1. Juni 2010 wurde die Clara Brocki durch die damaligen Initatioren Andreas, Nina und Martin am Claramattweg eröffnet. Ihr Angebot erstreckt sich auf grosszügige vier Etagen und bietet alles was das Flohmi-, Sammler und Brocki-Gänger-Herz begehrt. Von Kleidung über Schuhe bis hin zu Accessoires, Möbel, Lampen, Teppichen, Dekorationsgegenständen und kultigen Vintage-Sammlerstücken – man kann sich und seine Zuhause von unten bis oben eindecken!

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Fünf Jahre nach der Eröffnung wurden sie mit dem auslaufenden Mietvertrag konfrontiert und hätten auf dem Industriegelände an der Oetlingerstrasse eine neue Location gehabt. Baugesuche wurden eingereicht, Vorabklärungen getroffen und die Ideenfindung für einen neuen Namen war in vollem Gange, da sie den Namen «Clara Brocki» aufgrund der räumlichen Distanz nicht mehr benutzen durften. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen, wie mir Martin lachend erklärt, sei «Irma & Fred» am Schluss übriggeblieben.

Druckschaften, Eingaben und Weiteres wurden mit dem neuen Namen bereits realisiert, als die Geschichte in letzter Minute eine glückliche Wendung nahm: Sie konnten am Claramattweg bleiben! Trotz unzähliger Ausgaben kann man die Erleichterung nachvollziehen, bedenke man, dass eine Brockenstube dieses Kalibers mindestens 40 vollen Haushalten zum Umziehen entspricht!

«Die Kunst besteht nicht im Arrangieren, sondern rein pragmatisch in der Nutzung des viel zu raren Platzes. Unser höchstes Gut ist deshalb die Mangelware Platz!»

Der Besuch im «Irma & Fred»-Universum fühlt sich einerseits an, als schlendere man über einen riesigen Indoor-Flohmarkt, und andererseits, als spaziere man durch viele verschiedene Welten. Speziell bemerkenswert und herausragend ist der Sinn für Ästhetik, den alle Mitarbeiter teilen. Liebevoll werden die Waren in Szene gesetzt. «Die Kunst besteht nicht im Arrangieren, sondern rein pragmatisch in der Nutzung des viel zu raren Platzes», erklärt mir Andreas und fährt fort: «Unser höchstes Gut ist die Mangelware Platz!»

Neue Ware komme ständig, ob durch persönliche Abgabe von Privaten oder durch Räumungen. Das Lager platze aus allen Nähten, auch wenn auf den Flächen gut verkauft werde. Was sie denn mit sogenannten Ladenhütern täten? Mehrmals jährlich führen sie Rabatt-Wochen auf speziell ausgezeichnete Genres durch. Dies fände grossen Anklang und helfe ihnen, mit der ganzen Ware zu haushalten.

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Das Team umfasst eine kleine Anzahl Festangestellte, insgesamt kommen sie auf rund 20 Mitarbeiter. Wenn es viel zu tun gibt, ziehen sie zusätzlich Temporäre hinzu. Das Schöne daran ist, dass sie Arbeitsplätze für Personen mit Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt anbieten. Durch die Zusammenarbeit mit der Stiftung Erlenhof und ihren sozialpädagogischen Angeboten sowie den Sozialämtern Basel-Stadt und Basel-Land ermöglichen sie Arbeitsintegration und Rückeinstiege. «Dies betreffe vor allen Dingen Personen über 50 Jahre», erklärt mir Martin sein Engagement. Jeder Mensch habe das Recht zu arbeiten. Leider sei dies heutzutage nicht mehr gewährleistet.

«Uns fasziniert der Gedanke, dass jedes einzelne Objekt eine ganz spezielle Geschichte beherbergt. Es sind sozusagen beseelte Gegenstände.»

Nach der Shoppingtour kann man sich im Erdgeschoss mit einem Kaffee stärken. Wer über CHF 10.- einkauft, erhält einen Kaffeegutschein. Martin lässt mich wissen: «Wir sind ganz klar kein Restaurationsbetrieb und wollen mit solchen auch nicht konkurrieren. Wir sind lediglich ein Ort, um kurz zu verweilen.»

Die Thematik der Umwelt und des Bewusstseins des Menschen im Umgang mit der Natur und den Ressourcen liegt ihnen sehr am Herzen. «Abgesehen davon, dass wir mit unserem Angebot wenigstens ein kleines Zeichen gegen die leider immer noch vorherrschende Abfallflut setzen, fasziniert uns der Gedanke, dass jedes einzelne Objekt eine ganz spezielle Geschichte beherbergt. Es sind sozusagen beseelte Gegenstände.»

Diesem Gedanken hat sich auch der Basler Filmemacher Roland Achini gewidmet, in seiner 45-minüten Dokumentation «Erlebnis Clara Brocki» (2015), welche wärmstens zu empfehlen ist!

Herzlichen Dank Martin und Team für euer Engagement!

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