Urban Gardening ist bereits weit verbreitet in Basel und vielen ein Begriff. Immer mehr Menschen begrünen ihre Balkone und auch den öffentlichen Raum zieren zahlreiche Pflanzen.

Der Einstieg in das Gärtnern gestaltet sich jedoch gar nicht immer so einfach. Um Gartenanfänger:innen mit simplen Tipps und Tricks rund um den eigenen Pflanzenanbau zu versorgen, wurde im Frühjahr 2018 Urbanroots in der Form eines Instagram-Accounts ins Leben gerufen. Bereits im Dezember desselben Jahres ging der eigene Shop online und das Unternehmen versendete erstes Saatgut.

«Mit dem monatlichen Anbau schaffen wir einen neuen Bezug zum saisonalen Konsum und zur Wertschätzung unserer Nahrungsmittel.»

Hinter Urbanroots steckt die Do it yourself-Enthusiastin und Pflanzenliebhaberin Scarlet Allenspach. Unterstützt wird sie von einem Team bestehend aus Freelancern, die Workshops anbieten, Bepflanzungen umsetzen und bei weiteren Projekten mithelfen. Gemäss Allenspach sei das Ziel von Urbanroots, «Stadtmenschen zum Gärtnern auf dem eigenen Balkon oder der eigenen Terrasse zu motivieren». Viel zu viel Wissen sei über die Herkunft von Lebensmitteln verloren gegangen. «Leider wissen heute die wenigsten Leute, wie sie ihre eigene Nahrung produzieren könnten oder wie z. B.eine Kartoffelpflanze aussieht. Das wollen wir ändern. Und zwar mit viel Freunde und Einfachheit», ergänzt Allenspach. Daher liefert Urbanroots nicht einfach nur Saatgut nach Hause, sondern schickt gleich eine Anleitung mit, die den Gärtner/die Gärtnerin von der Aussaat im Topf bzw. im Hochbeet bis hin zur Zubereitung des selbst angebauten Gemüses unterstützt. Wem diese Tipps noch nicht ausreichen, findet auf dem Instagram-Account (urbanroots.ch) und auf dem Urbanroots-Blog (urbanroots.ch/blog) weitere wertvolle Informationen zu diversen essbaren Pflanzen. Die Beiträge reichen vom Grundlagenwissen bis hin zur ausgereiften Gartenplanung. Es wird beispielsweise thematisiert, woraus Erde überhaupt besteht oder welche Gemüsesorten nebeneinander angepflanzt werden können. 

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Saatboxen für jedermann

Neben einzelnen Tüten Schweizer Bio-Saatgut bietet Urbanroots ganze Saatboxen an, die jeweils einen thematischen Schwerpunkt besitzen. Darunter befinden sich die Saatboxen für sonnige und schattige Balkone sowie eine für Insektenfreunde. Mit Letzterer können verschiedene Wildblumen gesät werden, die viele hungrige Insekten, wie beispielsweise gefährdete Wildbienen, mit Nahrung versorgen. Speziell für die Genusswoche Basel konzipiert Urbanroots nun eine «Gourmetbox». Diese enthält ein Rezept der Sterneköchin Tanja Grandits zum Nachkochen sowie das Saatgut für die Zutaten, die für dieses Menü verwendet werden. Allenspach freut sich auf die Zusammenarbeit, denn «Tanja Grandits ist nicht nur eine phänomenale Köchin, sondern auch eine mit viel Feingefühl. Sie pflegt selbst einen Garten und schätzt es frische, eigene Zutaten für ihre Rezepte zu nutzen.» Obwohl Grandits im Restaurant Stucki eine gehobene Küche anbietet, habe sie nicht verlernt, wie auch mit einfachen Mitteln ein feines Menü zubereitet werden kann. Dies würden auch ihre zahlreichen Kochbücher beweisen.

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Saisonalität und Nachhaltigkeit

Wer von Urbanroots ein ganzes Jahr lang mit Saatgut versorgt werden möchte, kann sich ein Saatgut-Jahresabo zulegen. Die Startbox enthält umfangreiche Infos zum Thema Urban Gardening, fünf torffreie Anzuchttöpfe, zwölf Stecketiketten zur Beschriftung sowie eine Tüte Kressesamen. Während eines Jahres liefert Urbanroots jeden Monat das saisonal passende Saatgut bequem nach Hause. So können im Februar Radiesli, im Juni Mangold und im September Nüsslisalat gesät werden. «Mit dem monatlichen Anbau schaffen wir einen neuen Bezug zum saisonalen Konsum und zur Wertschätzung unserer Nahrungsmittel», erklärt Allenspach. Neben der Saisonalität legt Urbanroots auch auf Nachhaltigkeit grossen Wert. «Unsere Produkte sollen die natürliche Umwelt stärken», betont Allenspach. Mit jeder neu gesäten Pflanze sinkt der CO2-Wert und durch den Anbau auf dem eigenen Balkon werden Ressourcen und Transportwege eingespart. Auch das Verpackungsmaterial hat das Unternehmen mit Bedacht ausgewählt. Verwendet werden Recyclingpapier und unbeschichteter Karton. Bis auf die Versandetiketten und die Heftklammern kann die komplette Verpackung sogar kompostiert werden. 

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Gärtnern als Handwerk

Neben Privatpersonen unterstützt Urbanroots auch Restaurants und Büros, die gerne ihr Arbeitsumfeld begrünen möchten. Zum Angebot des Unternehmens zählen zudem diverse Workshops u. a. zu den Themen Gärtnern, Permakultur und Wildkräuter. Für die Zukunft wünscht sich Allenspach, dass «jedes Kind wieder weiss, wann Erbsen geerntet werden oder wie Rosenkohl als Pflanze aussieht». Jede:r soll sich wieder mit frischen Produkten direkt vor der Haus- oder Balkontüre verpflegen können und damit eine gesunde Verbindung zur Natur eingehen. Wer sich das nicht zutraut, dem entgegnet Allenspach: «Der grüne Daumen ist ein Mythos. Gärtnern ist ein Handwerk wie jedes andere auch. Es kann erlernt werden und braucht etwas Übung und Geduld.» Das Wissen wurde früher von den Eltern und Grosseltern weitergegeben, bevor das Gärtnern mit der Industrialisierung als «rückständig und mühsam» angesehen wurde. Urbanroots möchte dieses verloren gegangene Wissen wieder zurückbringen und jede:r soll merken, dass im Grunde alle einen grünen Daumen haben. 

Text Salome Ruf

Bilder Kostas Maros, urbanroots