Sonntag, 15. Sep. 2024 von 19:00 - 21:00 Uhr @ Don Bosco Basel

Erasmus klingt 2024

Nicola Porpora (1686-1768), David e Bersabea (Oratorio), Libretto von Paolo Rolli London 1734

Die Geschichte von David und Bersabea (David und Bathseba) beruht auf einer Begebenheit aus dem 2. Buch Samuel, Kap. 11-12: König David, verheiratet mit Abigail, verführt Bersabea, die schöne Frau eines seiner Offiziere, der gerade im Feld steht. Diese wird schwanger, und um die Vaterschaft zu verschleiern sorgt David dafür, dass der Ehemann im Kampf um die Ammoniter-Stadt Rabba fällt. Gott ist erzürnt über diesen Frevel – Ehebruch, das Begehren der Frau eines anderen, indirekter Mord – und spricht zu David durch den Propheten Nathan. David sieht seine Fehler reumütig ein und bittet um Verzeihung. Der Herr vergibt ihm zwar, aber das gezeugte Kind muss nach der Geburt sterben. So bleibt David auf dem Thron und ihm wird auch noch der Sieg über die Ammoniter geschenkt, womit er alles gewonnen hat, sogar Bersabea, die seine (achte!) Frau wird. Eine alttestamentarische #meToo-Geschichte, könnte man als moderner Betrachter denken: Bersabea kann sich dem allmächtigen König nicht entziehen und selbst die Tötung des legitimen Rivalen wird geduldet.

Im kriegerischen, absolutistischen und Männer-dominierten 18. Jahrhundert werden die Zusammenhänge natürlich anders gesehen. Der versatile Librettist Paolo Rolli deutet durch ein Motto aus Petrarcas Trionfi seine Perspektive an: David ist ein unfreiwilliges Opfer von Amor, dem Gott der Liebe, der seine Pfeile wahllos auf die Menschen verschiesst (auch dies ein kriegerischer Akt!). David konnte also gar nicht anders, als der Schönheit Bersabeas zu erliegen. Libretto und Musik geben dieser Motivation sinnlich Raum, als David Bersabea beim Baden beobachtet.

Nicola Porpora, geboren und ausgebildet in Neapel, kam 1733 bereits als gefeierter Opernkomponist und einflussreicher Gesangslehrer nach London, um für die neue «Opera of the Nobility» zu arbeiten, in direkter Konkurrenz zu Händel. In drei Saisons, bis 1736, schrieb er fünf Opern, eine Serenata sowie das hier besprochene Oratorium in drei Teilen, das in der Neuzeit noch kaum aufgeführt wurde. Sechs Gesangsrollen, häufige Chorpassagen, eine farbige Instrumentation und die bildhafte musikalische Sprache machen das Werk ausgesprochen attraktiv.

Die Aufführung durch Musikerinnen und Musiker der Schola Cantorum Basiliensis setzt sowohl historische Schauspieltechniken ein, als auch Schattentheater, um eine wirkungsvolle Mischung unterschiedlicher Darstellungsformen im Dienst von Text und Musik zu erreichen.