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Die Absätze ihrer Stiefel klackern auf dem Holzboden, als die Cowboys durch die Schwingtür den Saloon betreten. Am braunen Ledergürtel baumelt die Knarre, der Hut sitzt tief im Gesicht. Breitbeinig setzen sie sich an einen Tisch oder stellen sich an die Bar, an welcher sie zwei, drei Kurze von den Bardamen zugeschoben bekommen. Im Hintergrund Klaviergeklimper, Gitarren, Mundharmonika. Spiel mir das Lied vom Tod. Wir sehen vielsagende Blicke schlecht rasierter Kerle und keifende Weiber. Die Luft ist dick. Vom Zigarettenrauch (den wir uns an dieser Stelle natürlich lediglich vorstellen) und vom Zwist, der die ganze Stadt in zwei Teile spaltet. Da ist die Seite der Familie Capulet und diejenige der Montagues. Beide leben in Verona-Town, einer Kleinstadt im Wilden Westen. Wir schreiben das Jahr 1871.
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Es ist eine gefährliche, verruchte und auch magische Welt, die hier im Basler Kindertheater mit der aktuellen Produktion «Die Zeitmaschine» geschaffen wird. Der Saloon mit Klavier und Bar, die Maschine, mit der man durch die Epochen reisen kann, die Kleider und Hüte, die Charaktere der gespielten Figuren, Johnny Cash und Ennio Morricone im Hintergrund; die Kinder im Publikum kommen aus dem Staunen nicht heraus und die Erwachsenen können sich an Kostümen und Kulisse kaum sattsehen. Die umstrittene Liebe zwischen July und Romero gerät in den Hintergrund, als Professor Thadeus im Saloon auftaucht, mit Zylinder, herrrlich rrrollendem R und (zuckersüss gespieltem) Assistenten Godot – ständig muss man auf den warten. Thadeus’ Zeitmaschine katapultiert die Crew in die Vergangenheit und die Zukunft, immer mit dem Ziel, das Jetzt besser zu machen, friedvoller, streitfrei. Schöner kann man den Wunsch nach Frieden und Gemeinschaft kaum inszenieren.
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Das Basler Kindertheater selbst geht diesbezüglich seit 1970 mit gutem Beispiel voran. Es schickt Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Nationen und Hintergründe zusammen auf die Bühne, erschafft mit ihnen eine eigene, mystische Welt. Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler lernen dabei sich zu integrieren, mutig vor fremden Menschen zu sprechen, diszipliniert zu üben. Und erlangen im Gegenzug Selbstvertrauen und Selbstwert.
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«Wir haben die Zeit verändert!», bemerkt der Professor, als er am Ende des Stückes aus der Zeitmaschine kriecht, erstaunt ob des plötzlich eingekehrten Friedens in Verona-Town. «Cowboyhüte sind cool», findet mein Sechsjähriger neuerdings und wünscht sich einen zum Geburtstag. Johnny Cash läuft bei uns daheim gerade in Heavy Rotation.
Die Zeitmaschine
Basler Kindertheater
Vom 6. Mai bis 5. November 2023
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