Ende Oktober, Rheinbad Breite. Die «Sauna am Rhy» hat ihren Betrieb vor wenigen Tagen eröffnet. Es ist einer der letzten sonnigen Herbsttage. Daniel Keller empfängt mich auf der Terrasse des «Rhybadhysli» zum Gespräch, wir blicken auf den Fluss. «Unglaublich, diese Ruhe», sagt Keller. Er hat recht. Zwar rattern rechts von uns die Lastwagen über die Autobahnbrücke, links dreht beim Münster das Riesenrad der Herbstmesse seine Kreise, über uns brummt ein Flugzeug.
Für mich ist das hier ein Kraftort.
Aber Keller hat recht. Die weite Aussicht, der Rhein, der still und langsam Richtung Norden fliesst, das praktisch menschleere Kleinbasler Ufer gegenüber, das alles wirkt sehr beruhigend. Man entflieht dem hektischen Treiben der Stadt, auch wenn man mittendrin ist. «Für mich ist das hier ein Kraftort», sagt Keller.
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Am Rhein ist Keller das ganze Jahr hindurch. Und er liebt alle seine Facetten. Er liebt den Fluss im Sommer, wenn es um ihn herum wuselt und alles in ihm schwimmt, er liebt ihn im Winter, wenn er majestätisch und gemächlich fliesst und alles um ihn herum abdämpft und verlangsamt. «In jeder Jahreszeit hat der Rhein seine eigene Schönheit», sagt Keller. Keller ist Teilzeit-Fährimaa auf der Münster-Fähre, er fährt Weidling und ist Mitglied im Verein Rheinbad-Breite. Und Letzteres ist entscheidend, wenn man wissen will, warum das Rheinbad heute auch eine Sauna ist. «Wir haben es einfach bedauert, dass das Badehaus im Winter leer steht», sagt Keller. «Wir», das sind neben ihm Dominik Hächler und Hubert Lutz, die Mitinitianten der Sauna am Rhy. Zwei, drei Jahre hätten sie an ihrer Idee herum gesponnen, bevor sie vor zehn Jahren dann das erste Mal die Sauna einheizten. «Die Investitionskosten waren sehr hoch, deshalb konnten wir nicht von heute auf morgen starten.»
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Nebst dem Bau der Sauna mieteten sie mehreren Jurten, die als Empfangsraum und als Ruhebereich dienen. Eigentlich als Provisorium gedacht, könne er sich diese traditionellen Nomaden-Zelte heute nicht mehr wegdenken. «Die Jurten haben etwas Faszinierendes, vielleicht weil sie rund sind, kommt man in ihnen so gut zur Ruhe», sagt Keller.
Wir wollen klein bleiben, keine Massenveranstaltung, wir wollen etwas Spezielles sein.
Von Anfang an war die Sauna am Rhy ein Renner. Die Wärmesuchenden kämen nicht nur aus dem Quartier, sondern aus allen Ecken der Region. «Und weil wir vor nicht allzu langer Zeit in einem Magazin der SBB erwähnt wurden, haben wir jetzt auch Besucher, die von noch viel weiter her kommen, aus der ganzen Schweiz.» Wenn man zu den Stosszeiten am Feierabend einen Platz wolle, empfehle er zu reservieren. Mehr als 24 Personen gleichzeitig lasse man nämlich nicht auf die Anlage. Und auch wenn die Nachfrage da wäre, expandieren wollen die Betreiber nicht. «Wir wollen klein bleiben, keine Massenveranstaltung, wir wollen etwas Spezielles sein», sagt Keller.
Bademantel, Schlappen, Tücher, alles ist im Eintrittspreis inbegriffen.
Speziell ist natürlich auch der Ort, wo sie die Besucherinnen und Besucher nach einem Sauna-Gang abkühlen: im Rhein. «Fast alle», sagt Keller, würden in den Fluss steigen; sich öffentlich nackt zu zeigen, da hätten die wenigsten Skrupel. «Abends ist es im Winter ja dunkel. Und sowieso, das geht alles blitzschnell.» Besonders zu empfehlen sei das Bad im Rhein, wenn an der Luft Minustemperaturen herrschten und der Fluss wärmer ist. Beliebt sei die Sauna unter anderem deshalb, weil man «an nichts denken» müsse, sagt Keller. Bademantel, Schlappen, Tücher, alles ist im Eintrittspreis inbegriffen. Das erlaube auch Spontanbesuche, sogar Tagestouristen könnten so in die Sauna kommen. Geöffnet hat die Sauna jeden Tag, am Montag ist der Zutritt nur Frauen gestattet. Wenn eine Gruppe das wünscht, kann sie auch die ganze Anlage mieten, dies ist allerdings nur vormittags oder nach 22 Uhr möglich.
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Trotz der Absicht, den Betrieb klein und überschaubar zu halten, könnte auf die Sauna-Betreiber in den nächsten Jahren eine grössere Veränderung zukommen. Der Verein Rheinbad Breite plant nämlich zusammen mit der Stadt, das Rheinbad zu vergrössern. Und zwar in beachtlichem Masse, angedacht ist, dass das Rheinbad künftig doppelt so viel Fläche beanspruchen kann wie heute. «Wenn das geschieht und auch die Garderoben und die sanitären Anlagen umgebaut werden, planen auch wir einen moderaten Ausbau», sagt Keller. Spruchreif sei dies aber noch nicht.
Text: Philipp Schrämmli
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