«Nur wer gegen den Strom schwimmt, gelangt zur Quelle!» Das berühmte Zitat von Albert Precht könnte von Luzi selbst stammen, denn sowohl der Weg seiner Vita, wie auch seine Erscheinung widerspiegeln «the path less travelled!»
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Revoluzzer mit Stil
Luzi sorgte jüngst für Furore, als er sich in einem Kleidungsstück präsentierte, welches nicht dem typischen Männerbild entspricht. Er postete ein Bild von sich in einem schönen Wickelrock aus edler Seide. Für mich sieht es fantastisch aus. Bereits vor über 20 Jahren sei er damit schon rumgelaufen, erzählt er mir. Die Inspiration sei damals vom Kleiderlabel «Amok» aus Zürich gekommen, das seit jeher Männermode herstellt und sich einen Namen mit Herrenjupes gemacht hat. Luzis Lebenspartnerin Alexa fakelte nicht lange und fertigte ihm einen an.
«Es sieht jetzt auch nicht in jeder Situation wahnsinnig vorteilhaft aus – ich denke da an Männerbeine auf dem Fahrrad.»
Interessant damals waren die praktisch durchgehend positiven Reaktionen. An einer Art-Vernissage sprach ihn sogar ein Herr älteren Semesters auf seinen extravanten Kleiderstil an – Faszination kennt eben keine Altersgrenze. Heute würde Luzi den Rock gerne auch öfters tragen und nicht nur an speziellen Anlässen. Manchmal kommt ihm da seine eigene Tagesbefindlichkeit in die Quere. Nicht immer hat man die Stärke, unliebsame Reaktionen und Schubladen-Denken einfach von sich abperlen zu lassen. Hinzu kämen gewisse Umstände, die ihn vom Tragen des Rocks abhalten würden, lacht Luzi: «Es sieht jetzt auch nicht in jeder Situation wahnsinnig vorteilhaft aus – ich denke da an Männerbeine auf dem Fahrrad.»
Die Berufung, dem Weg der Leidenschaft zu folgen
Luzi, in Basel geboren und aufgewachsen, begann einen der schwierigsten Studiengänge, Biologie II, weil ihn die Materie interessierte. Nebenbei belegte er auch noch Deutsch und Englisch. Abgeschlossen hat er nicht. «Es war eigentlich schon immer klar, dass ich keine akademische Laufbahn machen, sondern meinen eigenen Weg finden werde», erzählt mir Luzi. Und auf diesem Weg spielte die Musik schon immer eine zentrale Rolle. Die Musik als ewige Leidenschaft. Luzi war Bassist in verschiedenen Bands und so hatte auch sein eigener Sound über die Jahre hinweg immer mehr Zeit in Anspruch genommen. Mit dem Trend hin zur elektronischen Musik und den neuen technischen Möglichkeiten, selbst Musik produzieren zu können, konnte Luzi seine Passion immer mehr ausleben.
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Mit ausserordentlichem Talent zum Autodidakt
Obwohl Luzi nie eine klassische Tontechniker- oder Audio Engineer-Ausbildung absolvierte, blieb seine ausserordentliche Begabung, sowie seine überaus hohe Affinität zum Digitalen nicht unbeachtet. Mit dem was er sich selber beigebracht hatte, war er sowieso schon meilenweit voraus und qualifizierte sich mit seiner herausragenden Arbeit für zahlreiche Aufträge verschiedenster Tonstudios in Basel – bis der Tag X kam. In der legendären SRF-TV-Sendung «Zebra», damals moderiert von Hannes Hug und Mona Vetsch, hatte Mona die Radiolegende François Mürner im Studio. François, auch FM genannt, sprach vom einem neuen Radio-Projekt mit dem Titel «DNR», was für «Das neue Radio» stand. «Wir brauchen Dich!» deutete FM mit einem eindringlichen Fingerzeig direkt in die Kamera und Luzi fühlte sich nicht bloss angesprochen – er bewarb sich auch umgehend. Luzi wurde sofort eingestellt und trat seine Stelle zusammen mit Roman als Layouter beim neuen Radio Sender SRF VIRUS an, welcher im November 1999 on-air ging. Während sieben unvergesslichen Jahren gestaltete Luzi das gesamte Layout des neuen Jugendsenders von SRF. Danach folgten zehn Jahre in der Fachredaktion SRF Digital in Zürich, welche Beiträge für SRF 1, SRF 2, SRF 3 und das Fernsehen produzierte.
Nach etwa 10 Jahren hatte Luzi genug vom Pendeln zwischen Basel und Zürich. Er wechselte zur Basler Softwarefirma Magnolia, welche für renommierte Kunden wie die Swiss Re, Migros.ch, Pirelli, New York Times und viele andere auf drei Kontinenten operiert und für das Content Management System zuständig ist.
Vom Ton zur Bild-Videographie
Privat befasst sich Luzi heute immer mehr mit dem Filmemachen. Videographie und Videojournalismus faszinieren ihn. Es ist ihm ein Anliegen, mit filmischen Instrumenten, Inhalte zu vermitteln. Ein schönes Exempel seiner letzten Werke stellt der Trailer über die von Matthias Zehnder geschriebene Aufführung anlässlich der 1000-Jahr-Feier der Münsterkirche in Basel dar.
«Luzi, wie du mir selbst sagtest, machst du am liebsten das, was nicht alle machen, sprich, was nicht der Norm entspricht.» «Genau, wenn wir jetzt zum Beispiel nochmals auf die Mode zu sprechen kommen, dann kümmere ich mich überhaupt nicht um Trends oder Labels. Schon gar nicht, wenn die Logos aufgedruckt sind. Ich meine, du bezahlst dafür, dass du sogar noch Werbung machst?!», sagt Luzi.
«Ich kümmere mich überhaupt nicht um Trends oder Labels. Schon gar nicht, wenn die Logos aufgedruckt sind. Ich meine, du bezahlst dafür, dass du sogar noch Werbung machst?!»
«Wie würdest du denn deinen Stil beschreiben?», möchte ich von Luzi wissen. «Alexa und ich sind beide sehr modebewusst, weil es uns interessiert und weil wir einfach Freude daran haben. In den letzten 18 Jahren und mit drei Kindern, haben sich die Prioritäten allerdings massiv verschoben. Es sollte pragmatisch, funktionell und bequem sein, aber trotzdem ein Minimum an Stil haben», erklärt mir Luzi und fährt fort: «Figurbetonte Sachen, sowohl bei Männern, wie auch bei Frauen, finde ich immer toll. Man soll akzentuieren, was man hat.» Das zeigt sich auch an Luzis zweitem Outfit auf den Bildern. Ein Short-Hosen-Anzug der Basler Designerin Claudia Güdel. «Diese Kombo ist mein absolutes Lieblingsteil! Man ist nie over- und nie underdressed. Ob bei der Arbeit oder an einer Preisverleihung, es passt einfach immer», schwärmt Luzi. «Des weiteren ist es von einer Basler Designerin, die ich persönlich kenne, was mir gleich doppelt Freude bereitet.»
Vielen Dank Luzi für den Einblick in deine Vita und wer weiss, vielleicht trauen sich bald auch noch mehr Männer, Röcke zu tragen. Denn den Mutigen gehört die Welt.
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