Sie ist schön und singt wie eine Göttin. Dass diese Voraussetzungen zum Glück (!) aber längst nicht mehr ausreichen, um als Frau in der Musikwelt zu bestehen, macht uns Andrea Thoma beim ehrlich-herrlichen Interview deutlich.

Endlich mal eine Frau! Und was für eine: Nachdem mir Andrea Thoma ihre Musik geschickt hat, konnte ich nicht mehr aufHÖREN. Gänsehaut pur!

Unter dem Pseudonym Amoa entwirft die 26-jährige Basler Sängerin ihre «Electro-Traumwelt». Mit ihrer Band Juniper bewegt sie sich in den Sphären von Triphop. Und gemeinsam mit Sandro Corbat und dem Juniper-Bassisten, Raphael Schweiller, macht Andrea unter anderem das, was sie besonders gut kann: Sie singt sich in unser Herz und Seel.

Wir sind uns sicher: Andrea wird die Musiklandschaft nicht nur als Vorbildfunktion der Frauen noch mächtig aufmischen. Bitte nicht aufhören!

In unserer «Tat oder Wahrheit»-Serie stellte sie sich neben unseren Fragen auch einer ganz persönlichen von Georg Dillier.

Welchen Song assoziierst du mit deiner Kindheit?

(Nach langem Schweigen:) Einen spezifischen Song kann ich nicht nennen. Aber unsere Familie hat auf jeden Fall viel Tracy Chapman gehört.

Welche 3 Worte umschreiben deine Musik?

Sphärisch, beatig, klar.

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Bild: Annick Ramp

Deine zuletzt vergossenen Tränen?

Diese Frage ist mir zu persönlich.

Wieso bist du Musikerin geworden?

Ich habe es zuerst mit einem Psychologie- und Philosophiestudium probiert. Doch damit kam ich gar nicht klar. So musste es einfach Musik sein! Sie begleitet mich schon mein ganzes Leben lang. Und es gibt keine andere Sache, der ich so gerne so viel Zeit widme.

Deine grösste Inspiration?

Gespräche mit (englischsprechenden) Mitmenschen.

Mit wem würdest du gerne mal zusammenarbeiten?

Mit Pablo Nouvelle. Und James Blake!

Was wolltest du deinen Fans schon immer mal sagen?

Dass ich ungern über meine Texte und deren Bedeutung spreche, weil für mich meine Texte und meine Musik nicht mir gehören. Mein Publikum soll jeden meiner Sätze selbst interpretieren dürfen. Wer weiss, vielleicht ändert sich das eines Tages auch.

Dein verrücktestes Groupie-Erlebnis?

Für mich das Verrückt-Schönste: Wenn Leute an meinen Konzerten weinen, und ich es auch mitkriege.

Was singst du unter der Dusche?

Das, was ich aktuell gerade höre.

Welche deiner Charaktereigenschaften würdest du gerne spülen?

Eigentlich keine. Was nicht heisst, dass ich keine schlechten Charakterzüge hätte. (lacht) Ich versuche jedoch vielmehr, Dinge zu ändern, wenn ich sie scheisse finde. So hinterfrage ich mich auch immer wieder selbst: Wieso habe ich so gehandelt? Wie ist es so weit gekommen? Sollte ich mich später in einer ähnlichen Situation wiederfinden, probiere ich, einfach mal zu chillen – dureschnuufe und einmal mehr überlegen, bevor ich reagiere!

Dein bisher geilstes Konzert?

Am geilsten, da am überraschendsten, war ein Konzert anlässlich eines Quartierfests. Ich habe mich darauf eingestellt, dass wir ein bisschen im Hintergrund spielen, während das Publikum beim Apéro plaudert und uns nicht wirklich zuhört. Doch dann war es überhaupt nicht so: Ich kam mir vor wie eine Märchenfrau; so gebannt sind mir die Leute an den Lippen gehangen! Es ist wunderschön, wenn das Publikum wirklich zuhört.

Wie wird dein nächstes Konzert?

Kaum zu erwarten! Am 5. März spiele ich mit Sandro im Schall und Rauch für Be Aware And Share.

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Was ist dein Rezept für den Umgang mit der Covid-Krise?

Den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Weitermachen und sich an kleinen Dingen aufraffen: Proben, private Treffen … Ja nicht auf Alleingang setzen!

Worauf freust du dich «nach Covid» am meisten?

Konzerte! Darauf, dass sie nicht mehr abgesagt oder verschoben werden. Das wäre schon nice.

Vorteile vom Internet in der Musikindustrie?

Dass man als Konsument*in jederzeit alles finden kann. Aus den verstecktesten Ecken dieser Welt.

Nachteile?

Die Schnelllebigkeit. Als Künstler*in einen Platz in diesem Dschungel zu finden, ist enorm schwierig.

Welchen deiner Songs magst du persönlich am liebsten?

Kann ich leider nicht so sagen. Meine verschiedenen Projekte sind allesamt Herzensprojekte. Bei Amoa zum Beispiel mag ich aber «Never did I» besonders gut. Und aktuell bin ich an einem Stück dran, das textlich sicher zu den besseren gehört. (lacht)

Dein abgefahrenstes Erlebnis als Musikerin?

Die Zeit, die ich mit meinen Bands verbringe. Durchs Musizieren und das Reden über die Musik entsteht wie eine eigene Sprache, in der in dem Moment nur wir uns verstehen. Auch der gegenseitige Support ist mega schön! Auf diese Zusammenarbeit möchte ich nicht mehr verzichten.

Der beste Ratschlag, den du bisher gekriegt hast?

Ich stehe nicht so auf Ratschläge. Ich höre sie zwar oft, doch checke ich sie im Moment meist nicht wirklich. (lacht) Wenn ich die Situation zu einem späteren Zeitpunkt dann aber selbst erlebe und verstehe, denke ich: «Ach, so war das gemeint.»

Wie würdest du die Musiklandschaft in Basel kurz beschreiben?

Mega viele tolle Sachen, die mega fest unterschiedlich sind.

Was würdest du gerne ändern in der Musikindustrie?

Mehr Diversität! Und das meine ich jetzt nicht in Bezug auf die Musik. Die ganze Szene wird noch immer von Männern dominiert – vom Schlagzeuger bis zum Fotografen an Konzerten. Das muss sich unbedingt ändern.

Und was wünschst du dir von der Musikszene in Basel?

Das Gleiche.

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Bild: Annick Ramp

In welchem Moment bitte lieber keine Musik?

Wenn ich in Gespräche vertieft bin. Zu Musik kann ich nicht reden, da bin ich einfach zu abgelenkt.

Worauf bist du besonders stolz?

Ich kann zwar nicht von Stolz reden, habe aber grosse Freude an den Menschen, die mich in meinem Leben begleiten. Das wird vor allem auch in Krisenzeiten deutlich.

Was macht dich glücklich?

Ich koche mega gerne. Und stricke.

Welche Frage fehlt hier?

Keini.

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TAT ODER WAHRHEIT?

In Basel wimmelt es von (versteckten) Musiktalenten. Die Serie «Play With Me» lässt dich die unterschiedlichsten Kunstschaffenden unserer Stadt kennenlernen – Hörproben inklusive – und stellt sie jeweils vor eine grosse Frage: Tat oder Wahrheit? Der oder die Porträtierte entscheidet, wer als nächstes mit welcher Challenge an der Reihe ist.