Unvorstellbar, dass Luciano Castelli erst 2024 zum ersten Mal nach Japan reiste. Immerhin beschäftigt sich der 1951 in Luzern geborene Künstler schon sein ganzes Leben mit Japan und liess sich in seiner Kunst immer wieder von der Kultur und den Menschen Japans inspirieren. Betritt man die Ausstellung und entdeckt die ganz unterschiedlichen von Japan beeinflussten Werke, so erscheint es umso erstaunlicher, wie er es schafft, die Besuchenden so nah an das Land heranzuführen und in seine Kunst und Kultur eintauchen zu lassen, ohne – bis zur kürzlich angetretenen Reise 2024 – tatsächlich da gewesen zu sein.
Sanft wie der Wind – lebhaft wie die Menschen
«Whispers of Japan» – dieser feinfühlige und mystische Titel nimmt sehr gut jenes Gefühl auf, welches die Besuchenden beim Entdecken der einzelnen Werke begleitet. Castellis schwungvolle Malerei erweckt die japanische Kultur zum Leben – und die ist zurückhaltend-ruhig, geheimnisvoll und lebhaft zugleich. Extra für die Ausstellung wurden überdimensionale Paravents von einem traditionellen Meisterhandwerker in Tokio angefertigt – diese sogenannten byōbu-Faltwände sind tief in der jahrhundertealten japanischen Tradition verwurzelt und lassen Castellis Werke in ihrer ganzen Schönheit wirken. Die Tonalität der Farbwahl Castellis fällt mal ganz dezent, mal sehr kraftvoll aus – das spektakulärste Exemplar ist wohl jenes, welches vollständig mit Blattgold überzogen ist und zu den ambitioniertesten und aufwändigsten Werke dieser Serie zählt.
Manche dieser Kunstwerke sind nicht mit dem Pinsel, sondern mit einem Besen entstanden. Die schwungvollen Bewegungen bringen Castellis gestischen Stil zum Ausdruck, welcher typisch ist für den Künstler, dessen performative Energie sich wie ein roter Faden durch seine verschiedenen Kunstformen zieht – von der Malerei über die Bildhauerei bis hin zur Fotografie. Letztere nimmt ebenfalls einen bedeutenden Platz in «Whispers of Japan» ein.
«Luciano Castelli ist seit jeher ein Künstler der Transformation – seiner selbst, des Raums und des Mediums. In Whispers of Japan bündelt er seine lebenslange Auseinandersetzung mit der japanischen Kultur zu einem Projekt, das Disziplin, Schönheit und Rätselhaftigkeit vereint und dabei unverkennbar seine eigene Handschrift bewahrt.»Raphael Suter, Direktor Kulturstiftung Basel H. Geiger I KBH.G
Eine dunkle Schönheit durchdringt den Raum
Die erstmals gezeigten grossformatigen Fotografien ergänzen die frühen, von Japan beeinflussten Arbeiten und bilden zusammen einen Dialog. Diese Fotografien sind intensive Eyecatcher, welche die Besuchenden in ihren Bann ziehen und dem Butoh gewidmet sind. Dieser eindringliche «Tanz der Dunkelheit» ist im Japan der 1950er Jahren entstanden und zeichnet sich durch langsame, kontrollierte Bewegungen aus.
Castellis Arbeiten durchdringen die Ausstellungsräumlichkeiten und reflektieren von den mit Spiegeln verkleideten Wänden zurück. Die Aneinanderreihung der Fotografien hauchen den einzelnen Bewegungen dieses Tanzes – beinahe wie ein Daumenkino – Leben ein. Die dunkle Schönheit des Butoh kommt so wunderschön zum Ausdruck.
Mit «Whispers of Japan» lässt dich Luciano Castelli an seiner lebenslangen Faszination Japans teilhaben. Gut möglich, dass dich dieses Land und seine Kultur fortan auch begleiten wird.
Whispers of Japan – Luciano Castelli
Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G
Vom 21. November 2025 bis 15. Februar 2026
kbhg.ch
Täglich geöffnet (ausser dienstags) von 11 bis 18 Uhr
Eintritt und Publikation frei.
Die 2018 gegründete Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G stellt der Stadt Basel ein neues, einzigartiges Forum für Kunst- und Kulturschaffen zur Verfügung.