Wer kennt das nicht? Da geht man tagein tagaus dieselbe Strasse hinunter und stellt im Nachhinein erst fest, welch wortwörtlich wahren Edelsteine den Weg schmücken. So jüngst geschehen, nachdem wir der grosszügigen Einladung zur Präsentation ihres neuen Meisterwerkes «Wings of a Dragonfly» von Martin Handschin, Boutique-Direktor Gübelin Basel folgten.
Denn im Haus zum Steblin zwar in der grössten Einkaufstrasse Basels, aber diskret gehalten, befindet sich seit 1972 die Boutique Gübelin. Die Geschichte des Traditionshauses für exquisiten Schmuck, Uhren und Edelsteine reicht aber viel weiter zurück. 1854 wurde in Luzern mit der Eröffnung des ersten Uhrmachergeschäfts der Grundstein für ganz Grosses gelegt. 1920 nämlich eröffnete Gübelin zusätzlich sein eigenes Schmuckatelier und richtete ein kleines gemmologisches Labor zur Überprüfung der Edelsteine ein. Durch die hochkarätige Fertigung ihrer edlen Uhren und den exklusiven handgearbeiteten Schmuckstücken haben sie sich kontinuierlich vom kleinen Uhrmachergeschäft zu einer internationalen Luxusmarke etabliert. In der Schweiz befinden sich ihre eleganten Boutiquen an sieben Standorten. Das gemmologische Labor am Hauptsitz in Luzern verfügt über zwei weitere Niederlassungen, von welchen sich eines in Hong Kong und ein weiteres in New York befindet. Auch hier haben sie durch ihr herausragendes Fachwissen einen derart geschätzten Ruf entwickelt, dass die renommiertesten Auktionshäuser dieser Welt, Königsfamilien und Sammler deren Expertisen einholen. Das im Familienbesitz befindliche Unternehmen wird heute in der sechsten Generation geführt und beschäftigt mehr als 250 Mitarbeiter.
Vor drei Jahren haben sie ihr Design und ihr Slogan von «toujours juste» zu «deeply inspired» gewechselt, welches auf ein Pionier der Familie zurückführt. Eduard Josef Gübelin (1913-2005) stellt die Leitfigur des Unternehmens dar. Er war fast schon so etwas wie ein Universalgelehrter. Schon früh zeigte er grosses Interesse an Sprachen und Literatur, wie auch Kunst und Naturwissenschaften. Von Familienausflügen kam er immer mit Taschen gefüllt von Steinen und Mineralien zurück und wollte alles über seine geborgenen Schätze wissen. Die grosse Liebe zur Gemmologie entflammte früh! Nach dem Studium der Mineralogie in Zürich und Wien erwarb er als zweiter Europäer überhaupt ein Diplom am Gemological Institute of America. Da er tief überzeugt war, dass es noch viel mehr auf diesem, seinem so geliebten Gebiet zu entdecken gab und er mit den damals verfügbaren wissenschaftlichen Apparaturen unzufrieden war, erfand er kurzerhand selbst mehrere neue Geräte. Aber nicht nur neue Instrumente gehen auf sein Konto, sondern auch wegweisende Entdeckungen. Sein Entdeckergeist brachte ihn rund um den Globus und sein scharfer Augensinn in das innere der Edelsteine. So gelang es ihm, die Einschlüsse in den Edelsteinen als Zeichen der Herkunft zu erkennen, anstatt als Makel, wie es bis dahin üblich war. Diese Erkenntnis bedeutete nicht nur eine Revolution in seiner Branche, sondern katapultierte ihn zum weltweit führenden Gemmologen.
Die unglaubliche Anziehungskraft der Juwelen befeuerten ihn allerdings auch äusserst kreativ. Als ausgesprochener literatur-und kunstaffiner Mensch portraitierte er die Edelsteine und deren Einschlüsse und Zeichnungen mittels mikrofotografischen Techniken in Bildern, die nicht von dieser Welt zu stammen scheinen. Dasselbe gilt für die schriftlichen Beschreibungen, welche fast schon in Richtung Poesie gehen. Somit verband er die Wissenschaft der wertvollen Mineralien mit der Liebe zur Schönheit und verkörpert die ganze Philosophie des Hauses Gübelin.
Mit diesem Grundpfeiler entführt das Traditionshaus jedes Jahr in eine andere Themenwelt rund um die so begehrten Steine. Wenn vorher dem leuchtenden Saphir in der blauen Themenwelt gehuldigt wurde und danach dem hypnotisierenden grünen Smaragd, sind jetzt alle Augen auf den König der Edelsteine, den Rubin gerichtet. Und so auch unsere vor ein paar Wochen. Die Kunsthandwerker von Gübelin hatten die priviligierte Aufgabe mit einem aussergewöhnlichen Rubin von 10,64 Karat aus Burma zu arbeiten. Als Vergleich: 2-3 Karat sind schon eine äusserst stattliche Grösse für einen Rubin. In zig-Tausenden von Stunden erschufen sie ein Meisterstück des Designs. In der filigranen von der Libelle inspirierten Form kreirten sie das Collier «Wings of a Dragonfly», welches den Rubin im Kissenschliff mit Weissgold und 1844 Diamanten in Szene setzt. Das atemberaubende Schmuckstück wurde so designt, dass es als Brosche, als Rubinanhänger oder als Collier getragen werden kann. Die Bilder sprechen für sich, das ist allerhöchste Handwerkskunst par excellence.
Und wie entsteht eigentlich so ein Rubin? Wie alle anderen Edelsteine ist dessen Entstehungsgeschichte ein unglaubliches Wunder der Natur. Rubine zum Beispiel entstanden vor Jahrmillionen von Jahren an Orten an welchen Kontinente mit hohem Druck und unvorstellbarer Kraft kollidierten. Kalkstein und Mineralien waren ausserordentlicher Hitze und ungeheurem Druck ausgesetzt, was zu Edelsteinablagerungen führte. Dies als ultra-kurz Erklärung. Wer tiefer in die faszinierende Welt der Gemmologie eintauchen möchte, dem stehen die Gübelin- Kurse in Edelsteinkunde auf drei verschiedenen Leveln zur Verfügung. Seit fünf Jahren schulen sie so ihre eigenen Mitarbeiter, bieten diese aber auch anderen Interessierten an. «We are deeply inspired!»
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