Zwischen Voltamatte und Grenzübergang Saint-Louis lohnt sich ein Frühlingsspaziergang aus architektonischer und kulinarischer Sicht. Der Novartis-Campus gewährt zudem Einblicke in die Geschichte des Stadtteils und in die Entwicklung der Chemie.

Vor nicht allzu langer Zeit qualmten im St. Johann noch die Schornsteine und LKWs bretterten durchs Areal. Weitläufige Fabrikanlagen prägten das Bild in dem eher tristen Arbeiterquartier am Rande der Stadt. Nachdem Sandoz und Ciba-Geigy in den 1990er-Jahren zu Novartis fusionierten, begann man mit dem Bau eines eigenen, neu konzipierten Campus. Die Life Sciences finden heute zwischen grosser Architektur, Kunst und Design statt. Seit einiger Zeit ist das Areal wochentags auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Das will ich sehen.

Am Voltaplatz hole ich mir einen Mandelgipfel in der Bäckerei Kult und marschiere dann selbstbewusst am Portier vorbei auf das rund 30 Fussballfelder grosse Novartis-Gelände. Über Kopfhörer ziehe ich mir Informationen zur Entwicklung des Areals und dessen Geschichte rein. Insgesamt drei Audiotouren bietet Novartis kostenlos über die Website walk.campus.novartis.com an. Ebenfalls sehr interessant ist ein Besuch im Novartis-Pavillon. In dem Ausstellungsgebäude, das an ein eben gelandetes Raumschiff erinnert, kann ich die Faszination der Medizin interaktiv erleben.

KUNST, ARCHITEKTUR, KULINARIK UND NEUER WOHNRAUM
Für das optimale Arbeitsumfeld der rund 7000 Novartis-Mitarbeitenden auf dem Campus sorgten führende Architektinnen und Landschaftsplaner, aber auch Arbeitspsychologin- nen, Designer und Künstlerinnen. Das ganze Areal wurde im Vorfeld minutiös geplant und kommt heute dermassen piekfein daher, dass ich mich bemühe, mit meinem Gipfel keine Brösmeli zu hinterlassen. Ich spaziere durch üppige Parkanlagen vorbei an Gebäuden von Frank Gehry oder Tadao Ando und Kunst von Jenny Holzer oder Richard Serra, sehe Koi-Karpfen im Teich schwimmen und Novartis-Angestellte auf Parkbänken diskutieren. In den Häuserschluchten zwischen Forschungsräumen, Cafés, Kunst, Büros, Restaurants und Läden fühle ich mich wie in einer futuristischen Enklave – oder wie als Statistin auf einem Filmset.

Zeit, ins echte Leben zurückzukehren. Im Basso direkt unterhalb des Campus am Rhein gönne ich mir ein Zitronen-Kräuter-Soda und nehme mir vor, alsbald zum Znacht mit Open End im Club wiederzukommen. Allerdings: Dieser hinterste Zipfel im St. Johann bietet zahlreiche kulinarische Perlen. Das Rhyschänzli, das Volta Bräu und natürlich, kurz vor der französischen Grenze, das Lazai und das Claire. Die beiden Gastro- Unternehmen befinden sich inmitten des Quartiers Volta Nord. Neben bunten Genossenschaftshäusern, multifunktionalen Neubauten und umgenutzten Lagerhallen entsteht hier gerade ein komplett neuer Stadtteil mit preisgünstigem Wohnraum und vielen Arbeitsplätzen. Wo abbruchreife auf neue Gebäude treffen, ergeben sich kurzzeitig spannende Kontraste. Darum: Kamera einpacken und auf zum Frühlingsspaziergang!