Rund um den Rümelinsplatz fliessen auf 2700 Quadratmetern blaue, rote, gelbe und grüne Wellen über den Boden. Das grösste Asphaltkunstwerk der Schweiz hat Michael Malzach gemeinsam mit seiner Vorkurs-Klasse an der Schule für Gestaltung Basel erarbeitet.

Die mutige Idee kam vom Verein Instandbelebung Rümelinsplatz (VIBR): Bevor der Rümelinsplatz im Frühjahr 2025 einer Totalsanierung unterzogen wird, sollte er noch einmal alle Blicke auf sich ziehen. Michael Malzach, Leiter Vorkurs Gestaltung und Kunst der Schule für Gestaltung Basel, wurde für die Idee begeistert, mit einer Vorkurs-Klasse ein Bild zu kreieren. Am Ende entschied sich eine Jury aus sechs Vorschlägen für das heutige Sujet, welches von der Geschichte des Rümelinsplatzes, dem einst offen fliessenden Rümelinbach und der Wassermühle inspiriert ist. Michael Malzach erzählt vom Entstehungsprozess, von logistischen Herausforderungen und von der Freude zu sehen, wie positiv die Strassenkunst diesen Ort beeinflusst.

Michael Malzach, wie kamst du dazu, mit einer Vorkurs-Klasse das grösste Asphaltkunstwerk der Schweiz zu kreieren?
Ich wurde vor dem Sommerferien 2023 von Gregor Muntwyler, Präsident des VIBR angefragt, ob ich Lust hätte, so etwas zu machen. Ich hatte! Gleich in den ersten Wochen nach den Ferien begann ich darum mit der neuen Vorkurs-Klasse an Ideen zu arbeiten.

Bekamen die Schülerinnen und Schüler Vorgaben betreffend Farbigkeit oder Inhalt?
Nein, sie waren vollkommen frei. Ich wollte jedoch, dass das Bild etwas mit dem Ort und seiner Geschichte zu tun hat. Im Laufe der Arbeit kamen dann weitere Auflagen von der Stadt dazu. Zum Beispiel brauchen Sehbehinderte Kontraste, um das Trottoir und die Hausfassaden gut erkennen zu können. So haben wir dann noch ein paar Anpassungen vorgenommen.

Wie lief die finale Umsetzung auf den Asphalt?
Wir legten der Jury insgesamt sechs Vorschläge vor. Mit der Auswahl des Siegerbildes, das ja enorm grafisch gestaltet ist, war mir jedoch klar, dass ich mit der Klasse dessen Übertragung auf die Strasse nicht würde bewältigen können. Auch für die Malerfirma war das zu komplex. Eine Tiefbau-Firma und der Bauleiter vom VIBR halfen am Ende dabei, das Bild vom Plan auf die Strasse aufzuzeichnen.

Mit Kreide? Es hat doch andauernd geregnet…
Am Anfang haben sie’s tatsächlich mit Kreide probiert, aber das wurde zu ungenau. Das Wetter war sowieso ein Problem. Deshalb wurde die Skizze mit einem Meissel in den Asphalt gekratzt – was superaufwändig war. Dafür wurde es extrem präzise.

War die Klasse an den weiteren planerischen Prozessen noch beteiligt?
Nein. Geplant war eigentlich, dass wir beim Ausmalen des Bildes helfen. Das hat aber am Ende aus Zeitgründen nicht geklappt. Schade, denn die Klasse hätte gerne mitgemalt und es wäre auch ein guter Lernprozess gewesen, sich an der Ausführung zu beteiligen.

War von Anfang an klar, dass das Bild gemalt wird und nicht zum Beispiel gesprayt?
Ja, es wurde sogar eine Spezialfarbe benutzt, damit sie besonders gut haftet und die Farben des Bildes möglichst lange erhalten bleiben. Zudem muss die Farbe natürlich rutschfest sein.  

Was war rückblickend die grösste Herausforderung?
Nach der Auswahl der finalen Entwürfe war es nicht einfach, die Klasse bei Laune zu halten. Die Schülerinnen, deren Ideen nicht weiterverfolgt wurden, mussten diesen Frustmoment aushalten. Eigentlich gut, dass sie dies erlebt haben, denn es gehört zum kreativen Prozess mit dazu. Hinzu kommt, dass alles, was nach der finalen Auswahl des Entwurfs passierte, zeitlich sehr aufwändig war. Die Schülerinnen waren noch nicht so weit, dass sie eine Grafik professionell aufbereiten, Plakate oder eine Einladung zur Vernissage gestalten konnten – also erledigte ich diese Arbeiten. Auch den Aufwand für die Sitzungen und die Abklärungen mit den Ämtern habe ich unterschätzt.

Wer hatte die Idee zum Siegerbild und was macht die Person nun nach dem Vorkurs?
Die Idee kommt von Sarah Dietrich. Sie ist 21 Jahre alt und kam direkt vom Gymnasium an den Vorkurs. Nach dem Sommer wird sie eine Ausbildung zur Wissenschaftlichen Zeichnerin an der Hochschule der Künste in Zürich beginnen.

Wie haben die Leute auf das Kunstwerk reagiert?
Bereits während der Arbeit am Bild konnte der Bauleiter den Passanten Lust machen auf das, was hier entsteht. So waren die Rückmeldungen überaus positiv – endlich Farbe in der Stadt! Auch die jungen Malerinnen und Maler haben ihre anfänglich etwas kritische Haltung abgelegt, weil sie je länger je mehr gesehen haben, dass durch sie hier etwas Einzigartiges entsteht. Interessant ist auch, wie sich die Wahrnehmung des Ortes durch die Farbe verändert hat. Heute ist es ein Platz, der von jungen Familien belebt wird. Hier wird gepicknickt, über die Farbfelder gehüpft – es ist wirklich toll!

Ist Sarah mit dem Ergebnis zufrieden?
Sehr! Und ich auch! Das war ein Riesenprojekt mit einem gewissen Risiko, vor dem ich Respekt hatte. Eine solche Fläche zu gestalten mit einer Klasse, die wenig bis keine Erfahrung hat – das ist ein Riesenglück und eine Herausforderung gleichermassen. Ich hatte zugegebenermassen auch ein wenig Angst vor den Dimensionen. Aber ich finde, das Bild bereichert den Ort sehr und ich bin stolz auf das, was wir geschaffen haben.

Asphaltkunst Führungen

Farbsurfen auf dem Rümelinsplatz mit Susann Ziegler und Gregor Muntwiler vom Verein Instandbelebung Rümelinsplatz VIBR
Am 9. und 30. Oktober 2024 um 18 Uhr
Am 20. November 2024 um 18 Uhr
Am 4. Dezember 2024 um 18 Uhr

Treffpunkt: Galerie Eulenspiegel, Gerbergässlein 6, 4001 Basel
Es wird um Voranmeldungen gebeten: Telefonisch über +41 61 263 70 80 oder per Mail an [email protected]

Bilder: Daniel Bossart