Basel und der Rhein – diese Liebe umfasst nicht nur die Fähren, das belebte Rheinufer oder das sommerliche Rheinschwimmen. Auch die pittoresken Fischergalgen sind charakteristisch für die Stadt am Rheinknie. Während die schweren Frachtschiffe die grosse weite Welt repräsentieren, bilden die Fischergalgen kleine lokal-patriotische Anker. Sie sind ein Zeichen der jahrhundertealten Geschichte der Galgenfischerei, welche jüngst vom Bundesamt für Kultur in die Liste der schützenswerten «Lebendigen Traditionen» aufgenommen wurde.
Den schönsten Blick auf die Fischergalgen geniesst du bei einem Spaziergang entlang des Rheinufers oder an Bord des Rhystärns der Basler Personenschifffahrt. Du wirst sehen, jeder Fischergalgen ist einzigartig und hat einen eigenen Charakter. Die einen unterscheiden sich in Grösse und Farbe, manche sind fast schon mit den sie umgebenden Bäumen verwachsen, andere wiederum haben einen eigenen Zugang zum Rhein.
Nah am Wasser gebaut
Auf Stelzen über dem Wasser stehend, eingebettet in die steile Uferböschung, dienen die Fischergalgen Fischerinnen und Fischern seit jeher als ideale Vorrichtung, um ihr Netz in den Rhein zu versenken, möglichst grosse Fischschwärme einzufangen und wieder hochzuheben. Die Galgen haben ihren Ursprung in den mittelalterlichen «Salmenwaagen» oder «Fischwaagen», welche dem Mundartwort «Woog» entstammen. Dieser Begriff bezieht sich auf «tiefe Wasserstellen» und ist nicht etwa verwandt mit dem Wort «Waage». Ausserdem stammt die Bezeichnung «Salmenwaage» aus einer Zeit, zu jener der Salm – also der Lachs – noch ein hohes Vorkommen im Rhein verzeichnete und es den Fischerinnen und Fischern möglich war, vom professionellen Salmfang zu leben. Die ältesten Standorte der Salmenwaagen lassen sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen – seither sind sie charakteristischer Bestandteil des Basler Stadtbilds und nicht mehr wegzudenken.
Im Verlaufe der Jahrhunderte wurden die zunächst noch sehr reduzierten Vorrichtungen der Fischwaagen perfektioniert und zur heute bekannten Gestalt eines Fischergalgens mit Häuschen auf Stelzen ausgebaut. Die Häuschen bilden einen Wetterschutz um den im Rheinbord verankerten Galgenmechanismus. Vor allem im 19. Jahrhundert wurde entlang dem Hochrhein zwischen Laufenburg und Basel eine grosse Zahl an Fischergalgen errichtet. Heute befinden sich am Gross- und Kleinbasler Rheinufer noch über 50 Fischergalgen. Der Bau mehrerer Kraftwerke sowie das Abwasser der ansässigen chemischen Industrie sorgten allerdings über viele Jahrzehnte hinweg für einen starken Rückgang des Fischbestands im Rhein. Seit geraumer Zeit sind verschiedene Projekte auf kantonaler Ebene sowie in Zusammenarbeit mit Natur- und Umweltschutzorganisationen im Gange, welche das Ziel verfolgen, den Lachs und weitere Fischarten wieder zurück ans Rheinknie in Basel zu holen.
Thomas Stauffiger, Präsident des Vereins der Basler Galgenfischer, bringt den Galgen Nr. 55 unterhalb der Novartis in Stellung.
Bewahren der Tradition
Die charmanten Häuschen stehen für Stadtromantik, Basler Stadtgeschichte und das Bewahren von Tradition. So manche Baslerin und mancher Basler träumt davon, einen eigenen Fischergalgen zu besitzen. Oder könntest du der Vorstellung widerstehen, bei Sonnenuntergang und mit Blick auf den zu deinen Füssen vorbeifliessenden Rhein einen schönen Sommerabend zu verbringen, zu fischen und mit Freunden zu grillieren? Eben! Dass der Geist der geschichtsträchtigen Galgen und deren ursprüngliche Funktion erhalten bleiben und sie nicht lediglich als sommerliche Erholungsorte am Rhein herhalten, dafür setzt sich der Verein der Basler Galgenfischer ein. Der Verein kümmert sich nicht nur um die Instandhaltung der Fischergalgen, macht sich gegen Littering am Rheinufer und für den Arten- und Naturschutz stark – es geht auch darum, frei werdende Fischergalgen durch Kauf oder Vermittlung der Spekulation zu entziehen, um dadurch deren langen, traditionellen Zweck zu bewahren. Traditionen werden in Basel bekanntlich hochgehalten und so werden die romantischsten Wahrzeichen Basels hoffentlich noch ganz lange in ihrer bisherigen pittoresken Gestalt das Stadtbild prägen.