Jedes Stück persönlich ausgewählt und handgewaschen: Julian Lenzin verkauft im St. Johann Vintage Designer Streetwear. Sein Laden Apartment25 zieht alle an, die Freude an Mode haben und sich nicht vor auffälligen Farben und prägnanten Drucken scheuen.

«Ey, beschte Store vo dere Wält, Mann», brüllt ein Bub, vielleicht zwölf Jahre alt, beim Vorbeigehen euphorisch. Julian Lenzin steht mit einer Kaffeetasse vor seinem Laden im St. Johann und lächelt. Zwischen 10 und 80 Jahren alt sind sie, die Leute, die bei Julian im Apartment25 ein- und ausgehen. Frauen und Männer, Jungs und Mädchen kaufen hier angesagte Vintage-Stücke von Nike und Prada, Lacoste und Stüssi, Bape, Supreme oder Carhartt. Fast alles Second Hand, alles sorgfältig von Julian persönlich kuratiert.

Seit drei Jahren hegt und pflegt Julian seinen Laden mit Vintage Designer Streetwear an der Elsässerstrasse mit perfektionistischem Ehrgeiz. Jedes Detail muss stimmen, von der Deko an der Wand bis zur Kaffeemaschine im Flur. Julian verkauft nicht einfach Klamotten. Er ist auch Gastgeber, steht täglich im Laden und pflegt seine Community. Angefangen hat alles mit Secondhand-Verkäufen in seinem Keller, zu denen Freunde und Bekannte kamen. Unterdessen hat sich herumgesprochen, dass Julian Style hat. Wenn er heute einen Event ankündigt, kann er mit zwei-, dreihundert Leuten rechnen.

Locker, pragmatisch, selbstbewusst
Besonderen Wert legt er darauf, dass man sich in seinem Apartment25 wohl fühlt. Darum auch der sorgfältig zubereitete Kaffee. Und der Name. Der Laden ist aufgebaut wie eine Wohnung. Zwei Zimmer, Gärtli, Küche, Klo. In der Küche befindet sich das Warenlager. «Zumindest der eine Teil», grinst Julian. «Der zweite Teil stapelt sich zuhause im Keller.» Die Strecke zwischen seiner Wohnung und seinem Laden fährt er kaum je ohne Klamotten auf dem Gepäckträger seines Velos. Auch, weil er sämtliche Kleider, die er auf Flohmärkten oder von privaten Anbietern zusammenkauft, zuerst noch zu Hause wäscht – in der Gemeinschaftswaschmaschine seines Wohnhauses notabene. Auto, Waschmaschine? Besitzt Julian nicht. Geht auch ohne.

Der Laden ist meine Leidenschaft. Hier steckt meine ganze Energie drin.
Julian Lenzin

Den Traum eines eigenen Ladens hatte Julian schon viele Jahre, bevor er Apartment25 eröffnete. Während er seine Fachmatur in Pädagogik machte. Während er als Springer in Tagesstrukturen arbeitete. Und als er sich entschied, sich an der Pädagogischen Hochschule einzuschreiben. «Nebenher habe ich immer meine Sachen verkauft», erzählt er. «Und die PH habe ich bereits am zweiten Tag wieder abgebrochen.» Sein ganzes Erspartes steckte er 2022 in die Renovation des Ladens, kündigte seinen Job und setzte alles auf eine Karte. Bedenken, dass es nicht klappen könnte, hatte Julian nie. «Der Laden ist meine Leidenschaft. Hier steckt meine ganze Energie drin. Es konnte gar nicht nicht funktionieren.»

Von Baseball-Cap bis Prada-Hemd
Nach wie vor stromert Julian am Wochenende über die Flohmis der Stadt. Unterdessen kennt man ihn. «Du bist doch der Typ aus dem Laden!», heisst es oft. Der Grossteil seines Sortiments kommt jedoch nicht von Flohmis, sondern von Privatpersonen, die ihre Kleider und Schuhe im Laden vorbeibringen. «Es gibt Leute, die haben hunderte Turnschuhe daheim», erklärt Julian. «Hin und wieder brauchen sie Platz und verkaufen mir ein paar Modelle – ungetragen natürlich... Im Frühjahr war ich zudem in Japan im Urlaub und habe da tüchtig eingekauft.»

Mir ist egal, ob etwas ‘in’ ist. Wenn es mir nicht gefällt, nehme ich es nicht an.
Julian Lenzin

Sneaker, Fussball-Trikots, Hoodies, T-Shirts, Shorts, Caps oder Track Pants; alles, was Julian auswählt, entspricht seinem persönlichen Geschmack. «Mir ist egal, ob etwas ‘in’ ist. Wenn es mir nicht gefällt, nehme ich es nicht an. Ich will in dem Laden nur Zeug, das ich cool finde.» Auch Marken, die mit rechter Gesinnung einher gehen, kommen ihm nicht ins Sortiment. Dafür gibt es das eine oder andere Designer-Teilchen. An der Wand hängt zum Beispiel ein seltenes Prada-Hemd für 950 Franken. Gegenüber gibt’s T-Shirts für 20 Franken. Ein guter Mix ist Julian wichtig.

Mit diesem sympathisch offenen, unkonventionellen Ort, an dem er zu fairen Preisen verkauft, was er selber mag, hat Julian ganz ohne Kalkül eine Marktlücke gefüllt. Bereits schwebt ihm ein zweiter Laden vor, ein Kaffee, weitere Events und Kooperationen. Auf keinen Fall will er den Laden an der Elsässerstrasse aufgeben. «Der ist bereits zum OG-Spot geworden!», lacht er. Wo alle Freunde und Bekannten abhängen. Das haben sogar die Schulkinder im St. Johann bereits begriffen.