Am Blumenrain Ecke Marktgasse, wo die Tramlinien sich kreuzen und die Autofahrer sich ärgern, wo Busse hupen, Fussgänger über die Strasse huschen und Velofahrerinnen um die Kurve flitzen, wo der Spital-Helikopter tief über die Dächer schwebt und man auch mal ein Schiff hornen hört, hier befindet sich nicht nur ein stadtbekannter Verkehrsknotenpunkt, sondern auch Basels Genuss-Zentrale. In dem denkmalgeschützten Haus direkt gegenüber dem Hotel Drei Könige wird täglich der Teig für das stille Glück und die süsse Freude vieler Menschen geknetet. Hier entstehen die legendären Bachmann-Schoggiweggli, die famosen Schinkengipfeli, die stadtbekannten Curry-Bängeli, die – laut weitverbreiteter Meinung besten – Läckerli und Pralinés ohne die sich die meisten Baslerinnen und Basler ein Leben nicht vorstellen könnten.
Aurel, du bist in diesem Haus aufgewachsen …
Genau, auf diesem Stock sogar! Mit 18 ging ich jedoch ins Internat um die Matur zu machen. Mein Vater sagte, ich sei dem Teufel vom Karren gefallen. Das Internat hat mich dann ein bisschen beruhigt.
Das Internat war eine Erziehungsmassahme deiner Eltern?
Das kann man so sagen, ja.
Hattest du als Bub bereits eine Vorstellung davon, was du später einmal werden willst?
Zuerst wollte ich Erfinder werden. Aber weil ich hier in der Confiserie aufgewachsen bin, meine Eltern den ganzen Tag über im Geschäft waren und bis abends über nichts anderes geredet wurde, identifizierte ich mich von jeher stark mit dem Betrieb. Es war tatsächlich immer mein Traum, das Familienunternehmen weiterzuführen.
Obwohl du gesehen hast, wie viel Arbeit das Ganze bedeutet?
Ja, das hat mich nicht abgeschreckt. Ich habe es nicht anders gekannt. Ich wusste, dass die Verantwortung gross ist und dass einem die Arbeit nie ausgeht. Ich bekam zudem vorgelebt, dass man sich um die Mitarbeitenden kümmert, für sie da ist. Meine Grosseltern assen täglich mit allen zusammen Zmittag. Das machen wir heute nicht mehr. Dennoch sind wir uns nahe und es nimmt mich mit, wenn ich weiss, dass es einer oder einem Mitarbeitenden nicht gut geht.
Du wusstest also bereits in deiner Sturm-und-Drang-Zeit, dass du irgendwann in Basel sesshaft werden wirst?
Ja. Und als wir 2008 den Laden an der Schifflände ausbauten, war klar, dass es für mich jetzt hier losgeht. Ich fing dann an, mich in alle Aufgaben einzuarbeiten. War an der Spülmaschine, in der Backstube und als Chauffeur unterwegs. 2015 übernahm ich offiziell die Geschäftsführung. Damals entlastete mich mein Vater noch stark. Heute klingelt mein Telefon auch während der Ferien täglich.
Wie alt warst du, als du ins Geschäft eingestiegen bist?
Noch keine 30. Mein Vater liess mir damals bewusst viel Freiraum. Dennoch gab es hin und wieder Reibereien, aber die waren nie von langer Dauer. Vermutlich ist das nicht zu vermeiden bei Generationenwechseln. Das wird für mich sicher auch nicht einfach werden.
Ist das ein Wunsch, den du mit dir trägst? Dass die vierte Generation dereinst übernimmt?
Natürlich fände ich es am schönsten, wenn der Bachmann von einem Bachmann weitergeführt wird. Oder von einer Bachfrau. Unser Sohn Moritz ist bereits ein grosser Schoggiweggli-Fan. Wenn er mich anruft, weiss ich immer wieso; dann muss ich ihm eins heimbringen. Er sagt schon jetzt, dass er das Unternehmen irgendwann übernehmen will. Aber gell, er ist jetzt sieben und hat noch einen weiten Weg vor sich. Es wird sich alles zeigen. Zudem haben wir ja auch noch eine Tochter. Hannah ist jetzt fünf. Und mein Bruder hat auch Kinder.
Ihr wohnt unterdessen nicht mehr am Blumenrain.
Nein, wir wohnen seit vier Jahren in Arlesheim. Unsere Backwaren, Läckerli und Pralinés werden aber nach wie vor im Haus produziert.
Wie viele Leute arbeiten in der Produktion?
Momentan sind es fünf Bäcker und zwölf Konditoren – Lernende mit eingerechnet. Weil wir an keinem einzigen Tag im Jahr geschlossen haben, brauchen wir viele Mitarbeitende. Im Winter sind es etwas mehr als im Sommer. Insgesamt arbeiten rund 70 Personen bei uns.
Wie bleibt ihr am Puls der Zeit?
Das ist tatsächlich eine Herausforderung. Nur Kaffee und Gipfeli zu verkaufen, reicht heute nicht mehr aus. Wir haben auf Bio-Milch umgestellt, bieten zudem Schweizer Bio-Hafermilch, Sojamilch und laktosefreie Milch an. Wir haben auch vegane und glutenfreie Angebote und können unterdessen alle ein Herzli auf den Cappuccino zaubern. Seit fünf Jahren arbeiten wir mit dem FCB zusammen. Aber ganz ehrlich; wir sind keine Trendsetter. Unsere Stammgäste sind eher konservativ.
Du bist früh auf den Beinen und hast lange Arbeitstage. Wo nimmst du dir Auszeiten?
Ich gehe zum Runterfahren über Mittag gerne zum Sport ins Fitnesscenter.
Und ab und zu gönnst du dir ein Schoggiweggli?
Lieber einen Mandelgipfel! Die Currybängeli und Pastramisandwich mag ich ebenfalls sehr. Und zugegeben, auch für ein warmes Schinkengipfeli gehe ich hin und wieder in die Backstube. Ich nenne das offiziell «Qualitätskontrolle».
«Mein Job hat viel mit Feuerlöschen zu tun.» Aurel Bachmann
Gibt es noch Handwerk in deinem Alltag?
Wenn viel los ist, fahre ich Lieferungen aus. Ansonsten hat mein Job viel mit Feuerlöschen zu tun. Aber ich mache keine Schoggiweggli – damit wäre ich überfordert.
Was ist deine früheste Confiserie-Erinnerung?
Das war hier, im Laden am Blumenrain. Da gab es früher eine alte Eckbank, die war super gefedert. Ich konnte auf allen vieren über diese Bank rennen und darauf rumhüpfen. Das fand mein Vater natürlich nicht so lässig. Zudem erinnere ich mich, dass ich im Laden immer ein Schöggeli bekam.
Das haben vermutlich auch deine Freunde geschätzt …
Ja, das war immer lustig, wenn ich mit Kollegen in die Gerbergasse-Filiale kam und zwei oder drei Schoggiweggli bestellte. Wenn’s dann ums Bezahlen ging, sagte ich: «Ich muss nicht zahlen, ich bin der Aurel Bachmann!» Verkäuferinnen, die mich nicht kannten, schauten dann immer ganz schön kritisch.
Wo trifft man dich heute in der Stadt, wenn nicht in einer Bachmann-Filiale?
Ich gehe gerne essen, mag es währschaft. Allerdings bin ich derzeit nur selten unterwegs, weil ich es wahnsinnig geniesse, zu Hause zu sein. Ich würde aber gerne mal wieder an den Hafen gehen, zur Landestelle zum Beispiel. Mal schauen, ob ich das dieses Jahr noch schaffe.
Kundengeschenke mit Geschichte
Während des zweiten Weltkrieges auf dem Bruderholz gegründet, wird die Confiserie Bachmann heute in dritter Generation von Aurel Bachmann geführt. Neben den drei Filialen am Bahnhof, in der Gerbergasse und am Blumenrain eröffnete das Familienunternehmen kürzlich eine neue, grosszügige Filiale am Aeschenplatz.
Doch nicht nur zum Käffele und Geniessen ist der Bachmann in Basel eine Institution. Auch für exklusive Kunden- oder Mitarbeiterinnengeschenke bietet sich die Confiserie an. Individuell beschriftete Pralinenschachteln, Läckerli mit Firmenlogo oder selbst kreierte Schokoladetafeln – der Möglichkeiten gibt es viele und das Bachmann-Team setzt alles daran, Kundenwünsche und -Ideen umzusetzen.