Mutter, Kindergärtnerin, eigenes Label und einen neuen Laden. Bei Diliah Gerber von Imaba Kids läuft es. Hört sich nach viel an, nicht aber für die chaotisch strukturierte Unternehmerin. Für sie bringt der Store Raum für Kreativität und Work-Life-Balance.

Auf Diliah Gerber bin ich das erste Mal über ihren Instagram-Account aufmerksam geworden. Die hübschen Bilder von Baby- und Kinderkleidung haben mich sofort angesprochen. Schöne Farbwelt, toller Stil, coole Marken, darunter Neuware aber auch Secondhand – kurzum: genau meins! Überzeugt hat mich aber nicht nur die liebevolle Produktwelt von Imaba Kids, sondern auch die Inhaberin selbst. Auf ihrem Kanal spricht sie mit ihrer sympathischen Art so, als ob dir deine Freundin von ihrem Shoppingtag erzählt. Ich komme nicht drumherum, den schnuckeligen Kinderladen vor Ort zu besuchen, anstatt ihn nur auf meinem Handy-Bildschirm zu bestaunen.

Ich radle mit meinem Fahrrad los. Als ich auf Google Maps der Route folge, bin ich kurz überrascht, dass es nicht Richtung Innenstadt oder Kleinbasel geht. Die Adresse des neuen Stores ist nicht etwa am Spalenberg oder an der Feldbergstrasse, sondern an der gut befahrenen Nauenstrasse nahe SBB Basel. Warum Diliah mit dem Standort alles andere als unglücklich ist, erzählt sie mir später im Gespräch.

So komme ich erst mal an und werde schon beim Eintreten herzlich begrüsst. Der Laden ist hell, freundlich und einladend. Nicht zu überladen und ordentlich strukturiert – ganz im Montessori-Stil. Mit einem grossen Lächeln begrüsst sie mich in ihrem kleinen Reich. Nichts mit Fake-Instawelt, nein, die Gründerin Diliah ist genauso, wie ich sie über Social Media kennengelernt habe. Sofort fühle ich mich wohl und willkommen und ihre Energie und Mega-Power schwappt nur so rüber. Mir war sofort klar, mit leeren Händen werde ich diesen Laden heute nicht verlassen.

Aus der eigenen Not entstand ein neuer Ort
Platz nehmen Diliah und ich in der Kinderspielecke. Neben uns steht eine kleine Holzküche, die von den Minis gerne genutzt wird, während die Mamis und Papis in Ruhe stöbern und einkaufen. Es geht bei Imaba Kids nicht nur um’s pure Verkaufen. Es geht der Inhaberin vielmehr darum, ein Erlebnis zu schaffen, ein Örtchen zu kreieren, an dem sich die ganze Familie wohl fühlt. Besonders wichtig ist es Diliah auch, dass die Eltern jederzeit die Möglichkeit haben, sich mit den Kiddies zurückzuziehen. Sei es um zu stillen, wickeln oder einfach so, um ein paar Minuten weg vom Trubel zu sein. Der kleine aber liebevoll extra dafür eingerichtete Raum im Laden, erfüllt diesen Zweck.

Selbst Mami von einer bald zweijährigen Tochter vermisst Diliah in der Stadt diese Rückzugsmöglichkeiten – sei es in den Kaffees oder Läden. «Es ist gar nicht so einfach für Mamis und Papis in der Stadt einen Ort zu finden, an dem ungestört gestillt und gewickelt werden kann.» Aber, so erzählt Diliah weiter, «ich habe noch viel mehr vor mit meinem Laden. Ich möchte einen Ort schaffen für Hebammen- und Sexual-Workshops, Still- und Krabbeltreffen, generell einen Platz anbieten für Austausch und Zusammenkommen – und das kostenlos, so dass alle Teil davon sein können.»

«Mit Imaba Kids möchte ich anbieten, was ich als frischgebackene Mami in der Stadt vermisst habe.»
Diliah Gerber, Gründerin von Imaba Kids

Unternehmen gründen, anstatt Schwangerschafts-Yogakurs
Alles begann in der Schwangerschaft vor rund zwei Jahren. Der Wunsch etwas Eigenes zu kreieren, wurde immer grösser und so machte sich Diliah daran, ihren Traum zu verwirklichen. Anstatt Erziehungspodcasts zu hören, einen Schwangerschafts-Yogakurs zu besuchen oder das Kinderzimmer einzurichten, gründet Diliah ihr eigenes Label – wohlgemerkt neben ihrem Hauptberuf als Kindergärtnerin. Und so entstand Imaba Kids. Gemeinsam mit einer Firma aus Holland beginnt sie ihre eigenen Produkte zu kreieren. Praktisch, stilvoll und zahlbar sollen sie sein. Es entstanden coole Nuggiketteli, bunte Lätzli, hübsche Trinkbecher und vieles mehr.

Verkauft wurden die Produkte anfangs in kleinen Mengen über ihren Instagram-Account. Doch die Idee eines eigenen Ladens liess Diliah nicht los. Und so wurde sie nach längerem Suchen endlich fündig. Der Laden befindet sich an einem Ort, an den es einem sonst zum Shoppen kaum spontan hinzieht. Für die Unternehmerin aber der perfekte Standort für ihren Kinderladen. Der Bahnhof ist nicht weit entfernt und es gibt keine anderen Läden im Umkreis. Somit kommen die Kundinnen und Kunden gezielt in ihren Laden, nehmen sich viel Zeit und hetzen nicht gleich zum nächsten Store. Zudem fügt Diliah hinzu, «hier können die Kids so laut sein, wie sie möchten, das stört hier niemanden.»

Eine Powerfrau durch und durch
Es läuft bei Diliah Gerber – es läuft viel. «Ja, es ist viel und es ist anstrengend, aber der Laden ist meine Work-Life-Balance. Er gibt mir unglaublich viel Raum, mich selbst, neben dem Mami-Sein und dem Kindergarten, zu Verwirklichen und meiner Kreativität freien Lauf zu lassen – hier kann ich mich ausleben!» Die 33-jährige Inhaberin meint weiter, «aber es gehört definitiv auch ein tolles Umfeld dazu, einen flexiblen Arbeitgeber, Eltern, die unterstützen und natürlich auch meinen Mann, der mit anpackt, wo er nur kann. Und ich hab's halt einfach im Blut. Schon meine Grosseltern haben damals eine eigene Stempelfabrik eröffnet.» Und so verlasse ich nach einer Stunde, die nur so im Fluge verging, beeindruckt und von der Energie angesteckt den Imaba Store – in der einen Hand eine Krabbeldecke, in der anderen eine Nuggikette.