In einer ehemaligen Industriehalle am Dreispitz wird seit ein paar Jahren Basler Wein gekeltert, der in zahlreichen renommierten Restaurants der Stadt auf der Getränkekarte zu finden ist. Zu Besuch bei Valentin Schiess von Vinigma.

Einen Winzer sieht man vor dem inneren Auge irgendwo in idyllischer Natur selbstvergessen seine Reben streicheln oder in der angrenzenden Scheune im warmen Herbstlicht die Oechslewaage in den Traubenmost tunken. So ein Winzer ist Valentin Schiess nicht. Aus dem einen Grund: Er ist Basler. Und hier mangelt es akut an Weingütern. Trotzdem ist Wein Valentins Passion. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich damit – obwohl er einst Ethnologie studierte. «1989 ging ich erstmals nach Barcelona, um dort einem Biowinzer bei der Ernte zu helfen», erzählt Valentin. Auf den Wein gekommen ist er in seinen 20ern durch einen Freund. Lange hat er sich jedoch nicht getraut, seine Passion zum Beruf zu machen. «In meiner Fantasie konnte diesen Beruf nur jemand lernen, der aus diesem Milieu kommt. Bis ich realisierte, dass auch nicht jeder Pilot der Sohn eines Piloten ist.» 

Valentin ist in seinem Leben viel gereist. Australien, Neuseeland, Kalifornien … Beruflich ist er dabei immer um den Wein getänzelt. Bei einem Küfer hat er gelernt, wie man Weinfässer baut. Am Forschungsinstitut für Biolandbau züchtete er Trauben. In der Getränkeindustrie reparierte er Maschinen. Bis er 2006 in der Zeitung ein Inserat sah. «Rebland zu verkaufen in Jenins, stand da. Und eine Handynummer. So hat alles angefangen», erzählt Valentin. «2007 erntete ich meine ersten eigenen Trauben und machte sie vor Ort zu Wein. Der war so mässig, aber immerhin mein eigener. 2011 war ich es leid, jedes Jahr zur Weinherstellung ins Bündnerland zu fahren. Ich dachte mir, das kann ich doch auch zuhause in der Stadt machen!» Er mietete eine alte Metzgerei im Gundeli und begann, Vinigma aufzubauen. Seit 2022 hat er die Kellerei auf dem Dreispitz, in einer ehemaligen Lastwagenhalle.

Rund 25'000 Flaschen Roten, Weissen und Rosé produziert Vinigma hier pro Jahr. Die Trauben fährt Valentin jeweils mit seinem Pickup plus Anhänger von Jenins an den Dreispitz. «Zudem kaufen wir auch Trauben anderer Winzer hinzu», erklärt er. Sein Bündner Rebland kann er nicht vergrössern, aber Vinigma will weiterwachsen. Auch, weil das Unternehmen unterdessen einen Fünftel der gesamten Produktion nach Asien exportiert. Wie das? «In der Schweiz bin ich einer, der aus Bündner Trauben in Basel Wein macht. Das ist für die Kunden oftmals verwirrend», erklärt Valentin. «Im Ausland hingegen bin ich ein Schweizer, der Schweizer Wein macht. Da ist es komplett egal, woher die Trauben kommen.»

Ich habe in meinem Leben erst rund zwanzig Mal Wein produziert.

Auch in Südkorea und Japan werden daher heute Vinigma-Weine aus Basel getrunken. Weine, die eine klare Linie haben, dabei aber nicht aufdringlich sind. Elegante, ausgewogene Weine mit einer klaren Handschrift. Zweifellos beherrscht Valentin sein Metier. «Dabei», schmunzelt er, «habe ich in meinem Leben erst rund zwanzig Mal Wein produziert. Während ein Bierbrauer jeden Tag üben kann, fangen wir mit jeder Ernte immer wieder neu an.» Sagts und tunkt die Oechslewaage in den Traubenmost. Draussen regnet es. Ein Lastwagen donnert vorbei. Der Qualität des Weins tut das keinen Abbruch. Lediglich der landwirtschaftlich-idyllischen Idealvorstellung.

Vinigma Weine

Weine von Vinigma bekommst du in zahlreichen Restaurants der Stadt: im Löwenzorn, im Viertelkreis, im Restaurant Zum Tell, in der Safran Zunft, in der  Bodega zum Strauss oder im Rhyschänzli, im Rubino und in vielen weiteren. Zu kaufen gibt’s den Wein im T3 am Tellplatz 3 oder bei Voranmeldung auch direkt in der Kellerei am Dreispitz.

vinigma.ch