Persönlich ausgesucht, persönlich empfohlen. Mit den Buchtipps von Bider & Tanner geht dir der Lesestoff nie aus. Die Mitarbeitenden vom Kulturhaus am Bankenplatz schaffen es nicht nur vor Ort im Geschäft, dich immer wieder mit spannenden Geschichten einzudecken, sondern sprechen dich auch bei BaselLive mit ihren persönlichen Empfehlungen direkt an.

Noëmi Gutzwiller empfiehlt Satoshi Yagisawas «Die Tage in der Buchhandlung Morisaki».

Darum geht’s:

Takako ist gerade einmal 25 Jahre alt, gut situiert mit Studium, Job und eigener Wohnung, als ihre intakte Welt plötzlich und unvorhersehbar in Scherben zerspringt. Ihr Liebeskummer ist so übermächtig, dass sie alles aufgibt und auf den Rat ihrer Mutter hin bei deren Bruder im alteingesessenen Antiquariat der Familie Unterschlupf sucht.
Schon das liebevoll und fein gezeichnete Cover verrät es, Takako wohnt über dem Antiquariat ihres Onkels. Beide tragen eine Last mit sich, deren Bürde nur mittels Flucht in die Welt der Bücher erträglich wird. Knarzende Holzdielen, überquellende Regale und der Geruch von muffigen Büchern. Genau auf solch einen Anblick trifft der Leser, wenn er gemeinsam mit Takako zum ersten Mal das Antiquariat Morisaki inmitten von Tokio betritt. Was auf den ersten Blick so befremdlich und unbehaglich wirken mag, hält für die Protagonistin und die eigene Seele unwahrscheinliche Möglichkeiten bereit.

Ich empfehle den Roman, weil ...

... es der Autor Satoshi Yagislawa auf berührende Weise schafft, hinter die Fassaden des Menschseins zu blicken. Man taucht unweigerlich ein in Takakos Leben und wünscht sich, selbst einmal Tokios berühmtes Bücherviertel erkunden zu dürfen. Diese locker erzählte Geschichte mit so viel Tiefgang hat einen Sog entwickelt, dem ich mich nicht mehr entziehen konnte. Ich wurde ganz in den Fluss der Geschehnisse hineingezogen und wollte nur widerwillig wieder auftauchen. Die Geschichte kommt ohne Drama aus, obwohl es nicht an grossen Gefühlen fehlt und sie «plätschert» irgendwie leise vor sich hin. Dabei ist sie jedoch keineswegs langweilig oder eintönig! Eher zart und «vorsichtig», selbst in großen Momenten. Verblüffende Charakterentwicklungen, tiefsinnige Aussagen gepaart mit einer Prise Humor gestalten den Leseprozess locker und flüssig. Ich empfehle diesen Roman für alle Buchliebenden, die noch eine Sommerlektüre zum Entspannen suchen.