Der kleine Junge, der sich stundenlange in der Welt der Comics verlieren konnte, lebt auch heute noch in ihm drin. Christophe Blain, heute 55 Jahre alt, spaziert zur Vernissage der ihm gewidmeten Retrospektive «Paradis Perdus» sichtlich fröhlich und vergnügt durch die aufwendig und sorgsam kuratierten Ausstellungsräumlichkeiten des Cartoonmuseums Basel – und kommt bei seinen Geschichten von Cowboys, Piraten und Superhelden heute noch genauso ins Schwärmen, wie früher schon als kleiner Junge auf dem Pausenplatz. Mit seinen abenteuerlichen Piratengeschichten und ironischen Westernparodien hat sich der französische Künstler die Herzen der zeitgenössichen Comicgemeinde erobert und mit pointierten Politsatiren sowie eindringlichen Sachcomics zu Nachhaltigkeit und Klimakrise den Respekt der weltweiten Szene gewonnen.
Der verträumte Junge und tiefsinnige Gesellschaftskritiker
Das Cartoonmuseum Basel lässt dich in der neuen Ausstellung in die verspielte und bunte Welt von Christophe Blain eintauchen, der dich nicht nur mit seinen fantastischen Charakteren wie dem Cowboy «Gus», «Isaac le pirate» oder «Socrate le demi-chien» begeistert, sondern gleichermassen mit seinen ganz unterschiedlichen Zeichnungsstilen fasziniert. Blains Entwicklung als ausgesprochen wandelbarer Künstler, der alle Tonalitäten von sparsamer, schneller Tuschezeichnung bis hin zur kunstvollen Malerei beherrscht, wird anhand unterschiedlicher Werke und Abschnitte seiner Karriere klar aufgezeigt.
Mal sind es bildgewaltige Meisterwerke des Kinos wie «Metropolis», «King Kong» oder «Once upon a time in the West», die Blain bei seinen Werken inspirierten und seinen Zeichenstil prägten. Mal ist es die klassische Malerei, welche seine Werke kennzeichnet und die entstandenen Comics stilistisch aber auch inhaltlich von anderen Werken abgrenzt. In Blain lebt nämlich nicht nur der kleine Junge, der von Cowboys und Superhelden träumte, sondern auch der tiefsinnige Satiriker und Gesellschaftskritiker, der sich sowohl Politiker als auch die Klimakrise künstlerisch vorknöpft. In der Politsatire «Quai d’Orsay» nimmt er das französische Aussenministerium aufs Korn, basierend auf niedergeschriebenen Erinnerungen eines ehemaligen internen Beraters. Mit «Le Monde sans fin» veröffentlichte er überdies einen anspruchsvollen Sachcomic zur Energie- und Klimakrise.
Raum für Raum, Stockwerk für Stockwerk wird dir das vielfältige Werk und die künstlerische Entwicklung des französischen Comicstars Christophe Blain aufgezeigt. Welche Seite an ihm entspricht dir am meisten?
Christophe Blain – Paradis Perdus
Cartoonmuseum Basel – Zentrum für narrative Kunst
Vom 8. November 2025 bis 15. März 2026
cartoonmuseum.ch
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