Dieser Mann ist, was er trinkt: schwarzer Kaffee. Und zwar eine starke Robustamischung – nichts für schwache Nerven. Belebend, anregend, stärkend. Gleichzeitig ist Benedikt von Peter mit 45 Jahren auch noch recht jung für einen Theaterintendanten, die Energiereserven vielleicht noch prall gefüllt. «Ich habe früh Karriere gemacht, war mit 26 Jahren schon Regisseur», erinnert er sich. «Irgendwie ging alles sehr schnell.» Die Theaterintendanz ist also die logische Konsequenz seiner Karriere – gepaart mit seinem Wunsch nach mehr Sesshaftigkeit, denn bis vor acht Jahren war er als freiberuflicher Regisseur noch viel unterwegs. Freuen wir uns, dass er diesen Schritt in der Schweiz gemacht hat – erst in Luzern, nun in Basel. Denn er hat viel vor.
Das Foyer als Begegnungsort
Wir sitzen im gemütlichen Theatercafé, das Teil des Foyer Public ist. Seit rund einem Jahr dient das Foyer nun schon als erweiterter Stadtraum und somit als Begegnungsort zwischen Theaterschaffenden und der Bevölkerung. Im Foyer Public trifft man sich mittlerweile zum Arbeiten, Diskutieren, Lesen, Spielen, Tanzen oder Chillen. Chillen ist für uns die nächste Dreiviertelstunde nicht angesagt, denn für Benedikt von Peter braucht es höchste Aufmerksamkeit. Zeit für Abschweifungen bleibt kaum, denn die 45 Minuten sind strikt gesetzt. Überhaupt wirkt alles sehr durchgetaktet in dem Leben des jungen Intendanten. Freizeit? Geniesst er am liebsten mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn. «Da kann ich am besten abschalten, ebenso bei guten Gesprächen mit Freunden». Abschalten im sozialen Umfeld. Allerdings bleibt bei Arbeitstagen von 16-17 Stunden gar nicht viel Freizeit. Dazu kommen zahlreiche Abende, an denen er im Theater sein muss. «Die Arbeit am Theater ist oft nicht sehr familienfreundlich, das bringt die Struktur einfach mit sich», erklärt er. «Allerdings entwickelt sich auch das Theater und man achtet immer mehr darauf, das Familienleben möglich zu machen.» Vielleicht ist diese Unvereinbarkeit auch ein Grund, weshalb Benedikt von Peter mehr Kinder ins Theater holen möchte – auf die Bühne und ins Publikum.
Die Kraft der Kinder
Mit der von ihm inszenierten Matthäus-Passion lässt er erstmals eine Gruppe von Kindern die Passion von Johann Sebastian Bach nachspielen. Oper bzw. Oratorium und Kinder, passt das überhaupt zusammen? «Sogar sehr gut, wenn die Musik schön ist. Und über den Gesang lassen sich Emotionen transportieren, die Szenen erklären sich fast von selbst», weiss der Intendant aus seiner Erfahrung mit der Zusammenarbeit mit den Kindern. «Zudem sind die Geschichte vom Leiden und Sterben Christi sowie die damit verbunden Werte bekannt und somit auch schnell erzählt. Viel schwerer war die Umsetzung dieses aufwendigen Projektes.» Das Engagement der Kinder überraschte dabei selbst den erfahrenen Profi: «Es ist erstaunlich, was die Kinder da auf der Bühne zeigen, insbesondere der Kinderchor, denn das Oratorium ist nicht leicht zu singen. Und die Proben während der Pandemiezeit waren für alle herausfordernd.» In der Regel führt die Teilnahme von Kindern auf der Bühne auch zu mehr Kindern im Publikum, auch wenn bei der Oper die Hemmschwelle noch immer höherliegen dürfte als beim Schauspiel und Ballett. Doch Benedikt von Peter empfiehlt, Kinder einfach mal mit in eine Oper zu nehmen. Es muss ja nicht gleich Richard Wagner sein». Zum Einstieg - insbesondere für jüngere Kinder - eignen sich Produktionen wie z.B. die Oper Trallalali Trallalala!, die seit dem 10. Juni auf der kleinen Bühne des Theater Basel zu sehen ist. Sie ist mit Kindern zusammen entstanden und dauert nur eine Stunde.
Zugang zum Theater vereinfachen
Doch nicht nur Kinder sollen mehr Gefallen an der Oper im Speziellen und am Theaterangebot im Allgemeinen finden. Benedikt von Peter möchte das Theater einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich machen, das Publikum soll heterogener werden. Mit seiner Idee des Foyer Public ist ihm ein wichtiger erster Schritt gelungen. «Die Lage des Theaters war dabei entscheidend, denn um uns herum gibt es eine aussergewöhnliche Dichte an Kulturinstitutionen, gemütlichen Cafés und eine ideale Anbindung», schwärmt Benedikt von Peter. «Ziel ist es, dass die Leute nicht einfach vorbeilaufen, sondern sich überwinden, die Institutionen kennenzulernen». Man merkt wie wichtig ihm Dialog und Austausch ist - auch mit den umliegenden Kulturhäusern. «Ich möchte peer-groups zusammenbringen, verschiedene Generationen, unterschiedliche Interessengruppen. Bei Sport, Spiel, Diskussionen oder sonstigen Begegnungen.» So wie bereits beim Digital Café von Pro Senectute, das regelmässig im Foyer stattfindet. Studenten helfen dann älteren Personen bei Fragen rund um digitale Anwendungen. Der Kaffee: nicht nur Energielieferant, sondern auch Eisbrecher.
Text: Dominique Simonnot