Es scheint etwas seltsam, dass beim Blick auf die Strasse eine Mehrheit der Menschen mit derselben Frisur, derselben Figur und denselben Kleidern unterwegs ist. Dabei ist die Menschheit doch seit jeher divers und gottlob mit verschiedenen Haarfarben, Hautfarben, Geschmäckern und Vorlieben ausgestattet. Wie schön es sein kann, aus der Masse herausstechen, zeigt der neu erschienene Bildband des Basler Fotografen Kostas Maros. Er hat eine Szene fotografiert, die von Individualisten, Freigeistern und Nonkonformisten lebt. Über neun Jahre hinweg begleitete er mit seiner Kamera das Cabaret Bizarre vor und hinter der Bühne.
Wer von dem Cabaret noch nie etwas gehört hat, dem sei gesagt: Es ist nichts für schwache Nerven. 2008 in Basel gegründet, vereint es Dekadenz, Opulenz und Trash. Einlass gewährt wird nur denen, die sich adäquat kleiden. Die 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts sind Trumpf. Dabei ist weniger oft mehr, denn dieses Cabaret ist ein Spielplatz der Sinne. Bei den Paradiesvögeln, Freigeistern und Exzentrikern des Cabaret Bizarre ist nichts unmöglich. Die Bühne ist ein freier Ort. Hier wird sich ausgezogen, gesungen, getanzt und mehr. Es ist immer ein Spiel mit den Extremen – ästhetisch, hässlich, glamourös, grenzüberschreitend, lasziv und auf jeden Fall anders.
Die Schwarz-weiss-Aufnahmen von Kostas Maros zeigen denn auch die ganze Bandbreite an Gefühlen, die einem so ein Cabaret Bizarre-Abend beschert. Mal ist er höchst unterhaltsam, mal rührend, mal schräg und mal frivol. Hinzu kommt, was das Publikum nicht zu sehen kriegt; die stillen, konzentrierten und erschöpften Momente der Kunstschaffenden hinter der Bühne. Kostas Bilder erzählen viele Geschichten. Nicht alle sind jugendfrei. Doch trotz der dunklen Abgründigkeit dieses Cabaret-Genres ist die überaus bunte Vielfalt menschlichen Seins, welche diese Bilder zeigen, eine helle Freude.
Cabaret Bizarre
Intime Blicke hinter die Kulissen des Cabaret Bizarre. Opulentes Fotobuch mit Bildern von Kostas Maros mit einem Text von X Schneeberger (Schweizer Literaturpreis 2021). Erhältlich beim Christoph Merian Verlag.