Der Maler, Grafiker und Bildhauer Georg Baselitz wird in diesem Jahr 80 Jahre alt. Die Fondation Beyeler und das Kunstmuseum ehren den deutschen Künstler mit zwei umfangreichen Ausstellungen.

Es ist immer wieder aufregend, wenn ein weltweit anerkannter Künstler persönlich nach Basel reist, um seine Ausstellung zu präsentieren und über sein Schaffen zu erzählen. Georg Baselitz ist so einer. Einer der ganz Grossen, der die moderne Malerei seit vielen Jahrzehnten prägt. Dabei ist er bekannt für eine gewisse Aufmüpfigkeit und Eigensinn. Georg Baselitz ging schon immer gerne andere Wege. Mit 23 Jahren beschloss er, dass er fortan nicht mehr Hans-Georg Kern genannt werden wollte und dass sein Heimatort Deutschbaselitz in Sachsen sich ideal als Künstlernamen eignet. Die Kunsthochschule Berlin-Weissensee musste er wegen «soziopolitischer Unreife» verlassen. Bereits zu Beginn der noch eher biederen 60er-Jahre malte er provokative Darstellungen. «Die grosse Nacht im Eimer» heisst sein bekanntestes Werk aus dieser Zeit, das einen Jungen beim Masturbieren zeigt. Halleluja!

Seit 1969 malt Georg Baselitz seine Motive auf dem Kopf, macht so den Bildgegenstand gegenstandslos und abstrakt. Als Betrachter verwirrt mich das gehörig, weil ich zwar ein Motiv erkenne, aber halt eben «verkehrt rum», wie mühsam! Aber was ist schon richtig und was verkehrt, wenn es um Kunst geht? Georg Baselitz jedenfalls will die Betrachter direkt mit Farbe und Form konfrontieren, ohne sie vom Inhalt des Bildes abzulenken. Dabei malt er seine Bilder bereits kopfüber und dies wegen der Grösse seiner Werke vornehmlich auf dem Boden. Oft findet man Spuren seiner Finger oder Fussabdrücke auf seinen Bildern, weil er für die Arbeit über seine enormen Werke rüberkraxeln muss. Auf dem Kunstmarkt werden sie trotzdem oder gerade deshalb für Millionen gehandelt.

Zu seinem 75igsten Geburtstag wurde ein Film über Georg Baselitz gedreht, in dem er dem Publikum einen spannenden Einblick in sein Schaffen und sein Leben gewährte. Nun wird der Künstler 80. Zwei Tage vor seinem Geburtstag eröffnen ihm zu Ehren in Basel zwei Ausstellungen. In der Fondation Beyeler ist eine Retrospektive zu sehen, die in enger Zusammenarbeit mit Baselitz entstand und in der zahlreiche seiner wichtigsten Gemälde und Skulpturen der letzten 60 Jahre zu sehen sind. Zudem auch neue Werke, die noch nie öffentlich gezeigt wurden. Der Neubau des Kunstmuseums zeigt derweil hundert grossformatige Zeichenblätter des Künstlers. Rund um die Ausstellungen finden zahlreiche Veranstaltungen statt – unter anderem ein Gespräch mit dem Künstler persönlich (Freitag, 16. Februar). Happy Birthday, Herr Baselitz!
 

Was: Ausstellungen Georg Baselitz
Wo: Fondation Beyeler, Kunstmuseum
Wann: 21. Januar bis 29. April
Eintritt: je CHF 26.-

fondationbeyeler.ch
kunstmuseumbasel.ch


Bilder:

  • «Maler», 1969, Kunstmuseum Basel, Martin P. Bühler  
  • «Schlafzimmer», 1975, © Georg Baselitz, Foto: Jochen Littkemann, Berlin