«Oh ja, das ist sogar essentiell!», antwortet mir Kelvin bestimmt, und liefert mir die wohl prägnanteste und ausführlichste Antwort, welche ich je zu dieser Frage erhalten habe:
«Wir sind keine Tiere, auch wenn ich diese nicht abwerten möchte. Aus der barbarischen Phase der Rohlinge sind wir auch evolviert. Das heisst, die Menschheit sollte mutig, höflich und gebildet im Umgang miteinander sein. Umgangsformen haben mit Klasse zu tun, ohne dass es dabei um Klassifizierungen geht. Das sollte ein Jeder auf die Reihe bringen können.»
Wenn doch alle so denken würden, wünsche ich mir!
Kelvin fällt auf. Nicht nur durch seine Worte, sondern auch durch seinen Auftritt. Ein gut aussehender Mann, dessen lange graue Rasta-Haare ebenso leger zusammengebunden sind, wie sein geschmeidiger Gang elegant ist. Die Hosen auf dem Bild sind eine Massanfertigung. Sein Vater, stets gut gekleidet, war Schneider, der seine Anzüge mit Stolz getragen hat. Ein wenig von dieser Haltung ist auch noch in ihm vorhanden. Denn: «Kleider machen keine Leute, sondern umgekehrt», sagt mir Kelvin.
Natürlich muss auch ein Bild mit seinem super stylishen Jaguar Sovereign her. Es sei nicht so, dass er diesen gesucht habe; dieser wurde ihm vor zehn Jahren vielmehr «zugespielt». Natürlich konnte er nicht Nein sagen. Wir seien doch alle Ästheten. «Abgesehen von den praktischen Aspekten, macht mich der Jaguar auch zivilisierter», lacht er.
Ursprünglich stammt er von der Karibikinsel Trinidad, schon in seiner Jugend siedelte seine Familie nach England über. Ziemlich früh begann er, zusammen mit seinem Bruder Musik zu machen und bald spielten sie unter dem Namen «Soul Trinity» als Vorprogramm von Jimmy Hendrix, Aretha Franklin und anderen Künstlern der sechziger Jahre. In Italien arbeiteten sie danach als renommierte Studiomusiker und machten Plattenaufnahmen mit Lucio Battisti, Albano & Romina Powers und Loredana Berte. 1982 tourte er mit Pino Daniele und produzierte im selben Jahr seine erste Single. Nebst vielen anderen Eigen- und Koproduktionen trat er auch mit der Mundart Sängerin Bettina Schelker an Schweizer Festivals auf.
Musik ist sein Leben. Es war auch die Musik, die ihn vor 38 Jahren nach Basel gebracht hatte. Vielen ist er von früher als Bassist bekannt. «Damals wollte hier niemand Bass spielen», erzählt er lachend. Seine grosse Liebe aber gilt der Gitarre. Er doziert nicht nur in diesem Bereich, sondern hat früher vor allen Dingen auch Gitarren produziert und vertrieben.
Und wie definiert er Stil?
Auch auf diese Frage antwortet er mir sofort und bestimmt:
«Wenn die Persönlichkeit durch Vertrauen und Mut definiert ist, ihr eigenes Inneres hervorzubringen weiss. Ohne Vorwand. Ohne dass es durch jemand anderen diktiert ist. Wir als kreative Wesen sind der Stil unserer selbst.»
Stil habe auch mit Entscheidungen zu tun: «Weshalb will ich anders sein als andere? Weil ich selber etwas erschaffen will, nämlich mich.
Leute mit Stil haben eine Philosophie über sich, das macht sie vielleicht extravagant, aber authentisch.»
Ich bedanke mich bei Kelvin für dieses entspannte Gespräch und natürlich für die stilvolle Fahrt im Jaguar!