Kennst du die Schoggi-S vom Schiesser? Oder die Kirschstängeli? Die Sonntagspastetli oder die Schoggiflach? Ich muss gestehen: Ich bin ein Fan. Und nicht nur ich. Auch Dieter Pfister-Garcia Barrio ist einer. Was mitunter ein Grund ist, weshalb er zum 150-jährigen Jubiläum der Confiserie ein Buch geschrieben hat. «Als die letzte Seite fertig war, hab ich mir als erstes einen Coupe Nelusko bestellt», erzählt er mir, als wir mit dem ersten gedruckten Exemplar im Tea-Room sitzen. Das Rezept des Coupes, ein Schiesser-Klassiker, ist legendär, weil bereits hundert Jahre alt: Selbstgemachte Schoggiglacé, Ganache, Karamellstreusel und Rahm. Bäääm! Jede Kalorie eine Offenbarung.
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Der Historiker und Soziologe mag «den Schiesser» aber nicht nur wegen seiner süssen Sünden – die übrigens alle aus der hauseigenen Backstube im Untergeschoss des Hauses stammen – sondern auch wegen der gelebten Tradition. Und über die weiss er viel zu erzählen. Die Pfister-Familie geniesst nämlich schon seit über hundert Jahren die Schiesserschen Spezialitäten. Dieter Pfister sass bereits als Kind auf den schweren Stabellenstühlen im Tea-Room und beobachtete das Treiben auf dem Marktplatz. Nun hat er sich ein ganzes Jahr lang mit der Geschichte der Confiserie auseinandergesetzt. Hat in Archiven gewühlt, recherchiert und rekonstruiert.
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Wie genau hat der Marktplatz vor über 100 Jahren ausgesehen? Was sind die architektonischen Eigenheiten des Schiesser-Hauses? Wie schaffte es Clara Schiesser, den Betrieb durch den zweiten Weltkrieg zu manövrieren, nachdem ihr Mann Hans 1919 der Spanischen Grippe erlag? Dieter Pfisters Erzählungen, seinen geschichtlichen, soziologischen und architektonischen Querverweisen könnte ich stundenlang zuhören. Die Zusammenfassung seiner Recherchen und seines umfangreichen Wissens ist nun auf rund 100 Seiten unter dem Titel «150 Jahre Schiesser» erschienen – reich illustriert mit zahlreichen Bildern. Bilder der Familie, der Backstube oder von Lili Hänggi zum Beispiel, der Mitarbeiterin, die 44 Jahre lang die gute Seele von Café und Tea Room war, «und jeden Tag dieselbe akkurate Frisur hatte», wie Rosalba Schiesser lachend erzählt. «Es gibt Kundinnen und Kunden, die fragen heute noch nach ihr, obwohl sie bereits 1994 pensioniert wurde.»
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Es ist ein überaus spannendes, unterhaltsames Buch über ein aussergewöhnliches Familienunternehmen geworden. Ein Buch über Basel auch, weil «der Schiesser» unterdessen zur Stadt gehört wie das Münster oder der Tinguely-Brunnen. «150 Jahre Schiesser» ist für 15 Franken direkt in der Confiserie erhältlich und ein ziemlich perfektes Weihnachtsgeschenk für Basel-Liebhaberinnen und -Liebhaber. Ich freu mich jetzt schon, mich damit in den altehrwürdigen Tea-Room zu setzen und mich dem Leservergnügen hinzugeben. Und nebenbei einem sündigen Coupe Nelusko.
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