Am Sonntag, 21. Oktober, stand Nicole Bernegger mit ihrer Band an der Baloise Session als Supporting Act von John Legend auf der Bühne. Basellive hat die Sängerin vor dem Konzert begleitet.

Als ich um 17 Uhr in der Messehalle eintreffe, ist Nicole Bernegger bereits seit über drei Stunden da. Sie wirkt etwas müde, wie sie so mit ihrem Media Manager zusammensitzt und ihren Auftritt in den Sozialen Netzwerken bespricht. Das mag daran liegen, dass das Thema Social Media nicht ihr liebstes ist. Oder daran, dass sie den Tag zuvor auf der Autobahn verbracht hat.

Für das Konzert an der Baloise Session unterbrach Nicole ihre Aufnahmen im Tonstudio in Bayern und fuhr 500 Kilometer zurück nach Basel, um bis Mitternacht für den grossen Auftritt zu proben. «Die Kombination von Studioarbeit an neuem Material und einer wichtigen Liveshow wie dieser ist schon eine ziemliche Herausforderung», meint Nicole zu dem logistischen Kraftakt. «Im Moment habe ich verschiedenste Arrangements im Kopf, denn die Songs entwickeln sich im Studio natürlich weiter».

Jetzt, wenige Stunden vor dem Konzert, ist die Stimmung entsprechend aufgeladen. Nicole weiss: Heute solle es richtig gut werden - einen Act wie John Legend an der Baloise Session zu supporten, ist eine Ehre und entsprechend gross ist der Druck. Viele Kameras werden auf sie gerichtet sein; die Uhren ticken.  

17.15 Uhr – Nicole zieht sich zurück, um Songtexte zu repetieren. «Ich hatte auf der Bühne auch schon Text-Hänger der übelsten Sorte!», grinst sie. Auf dem Laptop geht sie die heikelsten Text-Passagen noch einmal durch.

17.30 Uhr – Pausenlos brummt das iPhone in der Hose. Ein gutes Zeichen, eigentlich, denn es bedeutet, dass Nicoles Präsenz in den Sozialen Netzwerken Feedback generiert. Doch in diesem Moment macht es sie nur noch kribbliger.

18 Uhr – Hunger! Seit dem Frühstück hat Nicole nichts mehr gegessen. Vom Buffet gibt es Cordon Bleu und Kartoffelsalat. «Schmeckt so gut wie bei Mams!», stellt sie zufrieden fest.

18.10 Uhr – Sängerin Steffi holt sich heisses Wasser für eine Kamillen-Inhalation. Auch sie ist nervös. «Auf einer Skala von 1 bis 10 bin ich bei einer 5!», sagt’s und legt im Backstage ihre Yogamatte aus.

18.20 Uhr – Textkorrektur. Eine der neueren Songzeile will Nicole einfach nicht über die Lippen – und wird kurzerhand umformuliert, bis sie richtig sitzt.

18.25 Uhr – Und immer wieder: neuen Content für Facebook, Twitter und Instagram kreieren. Nicole filmt ihren Weg zur Maske. Drei Mal insgesamt. «Von wegen spontan», kichert sie.

18.35 Uhr – Regula kümmert sich um Nicoles Teint, den Eyeliner, die künstlichen Wimpern. Zudem braucht es Puder. Viel Puder, um auf der Bühne nicht zu glänzen. Denn das will man nicht - zumindest nicht im Gesicht.

18.40 Uhr – Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, kommt in die Maske, um mit Nicole die Ansage zu besprechen. Darf sie erwähnen, dass Nicole einst «The Voice of Switzerland» gewonnen hat? Oder eher nicht? Sie darf. Und auch eine kurze Umarmung auf dem Weg zur Bühne wird es geben.

18.50 Uhr – Nervositätswelle. Nicole schliesst die Augen und atmet tief. Der rechte Fuss wippt in einem Fort. Schlagzeuger Florian trommelt im Nebenraum mit seinen Drumsticks ein paar Rhythmen auf den Stuhl. Von weit her Stimmen und Gelächter. Nur Regula bleibt ruhig.

19.10 Uhr – Das Make-up sitzt, die Blase drückt. «Jetzt geht das mit den Angst-Bisi los ...!», grinst Nicole. Kurz darauf erklingen die ersten Songlines aus dem Bad.  

19.15 Uhr – Ist es noch zu früh zum Umziehen? Nein, beschliesst Nicole, steigt in einen wallenden Petticoat und zieht ein leuchtend rotes Kleid darüber. Die Schuhe bleiben im Koffer liegen. Die zieht sie erst ganz zum Schluss an. «Bühnen-Schuhe sind grauenhaft unbequem», erklärt sie.

19.20 Uhr – Höchste Zeit, um mit der Band ein letztes Mal die wichtigsten Passagen im Set durchzusprechen. Die Zeit rast.

19.25 Uhr – Oh. Mein. Gott. Nur noch eine halbe Stunde. Nicole ist aufgekratzt. Von der anfänglichen Müdigkeit ist nichts mehr zu sehen. Sie schüttelt sich, wärmt ihre Stimme, betoniert ihre Frisur mit Haarspray und schneidet störende Haare kurzerhand mit der Schere ab. Ganz zum Schluss schlüpft sie in die fiesen Bühnenschuhe.

19.40 Uhr – «Schnell, lasst uns noch ein Foto mit allen Mädels machen!» Die Sängerinnen Steffi und Nza und Perkussionistin Ines drapieren sich um Nicole und lächeln auf Kommando. Die Ladies machen das offensichtlich nicht zum ersten Mal.

19.45 Uhr – Nicole wird abgeholt und zur Bühne begleitet. Es geht durch ein Labyrinth aus dunklen Gängen, Schildern und Rolltreppen. Am Ende des letzten Abgangs steht Visagistin Regula und pudert die ersten Schweissperlen weg.

19.50 Uhr – Der Bühnenvorhang gibt einen kleinen Ausschnitt des vollbesetzten Saals frei. Nicoles Gesichtsausdruck verrät eine Mischung aus Unruhe und Vorfreude.

19.51 Uhr – Band und Crew umarmen sich, verteilen Küsse, klopfen sich auf die Schulter, wünschen gutes Gelingen. Und Spass.

19.55 Uhr – Backingvocals und Instrumentalisten betreten die Bühne. Applaus. Beatrice Stirnimann macht die zuvor mit Nicole besprochene Ansage. Nicole steht in ihrem roten Kleid im Dunkeln hinter der Bühne. Ihre Augen sind geschlossen. Sekunden vor dem grossen Auftritt scheint sie geerdet, ruhig und maximal fokussiert.

www.nicolebernegger.ch
www.baloisesession.ch 

Nicole Bernegger: Lead Vocals
Steffi Klär: Backing Vocals
Nza Smith: Backing Vocals
Lukas Isenegger: Gitarre
Marco Nenniger: Bass
Florian Haas-Schneider: Drums
Yves De Groot: Piano
Ines Brodbeck: Percussion