Über 50 Jahre existiert die Goldschmiede an der Schneidergasse 22 nun schon. In der Basler Innenstadt alles andere als eine Selbstverständlichkeit! Teil des Erfolgs: Simon Etter, welcher der Schmiede als Geschäftsinhaber seit acht Jahren einen modernen, innovativen Touch verleiht.

Der Arbeitsplatz, an dem Simon Etter täglich viele konzentrierte Stunden verbringt, sieht seit 50 Jahren mehr oder weniger gleich aus. Dass neben ihm aber noch zwei weitere Plätze besetzt sind, das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit. Denn in unseren Breitengraden gibt es nicht mehr viele Goldschmiede auf dem Arbeitsmarkt. Was laut Simon daran liegt, dass immer weniger Lehrstellen angeboten werden. Umso wichtiger ist es dem 32-Jährigen, in seinem Geschäft an der Schneidergasse, trotz grossen Bergen an Arbeit, stetig auch Lehrlinge auszubilden.

Zu dritt sitzen sie nun also da; Simon, sein Angestellter Gian-Carlo Fortunato und der Auszubildende Rachim Jau. Das Radio bringt Leben in die sonst ruhige Schmiede. «Auch wenn der Goldschmied ein stiller Beruf ist: Musik hören wir immer. Je nach Stimmung und Auftrag wechseln die Genres», schmunzelt der Ostschweizer.

Irgendwie fühle ich mich in dieser kleinen Werkstatt ein bisschen wie in einem Tattoostudio. «Diese Parallelen existieren tatsächlich. Schliesslich geht es bei uns vordergründig auch darum, gemeinsam mit dem Kunden ein individuelles Werk zu kreieren.»

Wieso der spürbar leidenschaftliche Goldschmied so gerne mit seinem Kundenkreis zusammenarbeitet und worauf er sich am Morgen jeweils am meisten freut, erzählt uns der Mann, der seine Lebensgeschichte auf seinen linken Unterarm tätowiert hat, bei einem entspannten Schwatz. 

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Die Frage hast du bestimmt schon 1000 Mal gehört, aber wie bist du Goldschmied geworden?

Als Kind hatte ich mit Schmuck nicht wirklich viel am Hut; meine Mutter hat mir mal einen Ohrring geschenkt, das war’s dann auch schon. (lacht) Jedoch habe ich mich bereits in jungen Jahren sehr fürs Handwerk interessiert und wollte beruflich etwas mit meinen Fingern machen. In der Berufsberatung bin ich dann auf die Arbeit des Goldschmieds gestossen. In meiner Heimat St. Gallen gab es jedoch keine offene Lehrstelle. So bin ich zu meinem Vater nach Basel gezogen, um meine Lehre bei Peter Gschwind zu absolvieren. Leider bilden inzwischen auch hier in Basel immer weniger Betriebe Goldschmiede aus.

Ich stelle mir deinen Alltag ziemlich romantisch vor. Wie sieht er in Wahrheit aus?

Pro Jahr erreichen mich circa 50 Bewerbungen – wovon ich ungefähr 40 direkt ablegen kann, da auch deren Verfasser*innen eine romantische Vorstellung von unserem Beruf haben. Die Arbeit als Goldschmied ist aber ganz klar ein Handwerksberuf. In der Werkstatt ist es anstrengend, die Finger werden schmutzig, man sitzt den ganzen Tag fokussiert an seinem Platz. Abgesehen davon steht bei uns die Kundenberatung im Zentrum. Diese gemeinsame Entwicklung finde ich persönlich extrem spannend und schön.

Ihr fertigt also nicht nur Eheringe an?

Seit Corona ist dieses Business ehrlich gesagt schon recht explodiert. Nicht nur weil viele die Hochzeit nachholen, sondern auch weil es zu einem gewissen Umdenken kam; der Wert für lokales, individuelles Handwerk scheint tatsächlich wieder gestiegen zu sein.

Ansonsten fertigen wir aber auch sehr viele Schmuckstücke und Eigenkreationen an und reparieren kistenweise Juwelen, die beispielsweise geerbt wurden und nicht mehr zeitgemäss sind.

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Was kreierst du selbst am liebsten?

Ich liebe die gemeinsame Kreation mit dem Kunden. Dieser kreative Prozess von der ersten Idee bis zum fertigen Stück bereichert mich sehr. Zu sehen, wie gut das Stück dann zur Trägerin oder zum Träger passt und wie gross die Freude darüber ist, formt für mich die absolut schönste Seite meines Berufs!

Wie würdest du dein Schaffen in drei Worten umschreiben?

Handwerk, Kreativität und Kundennähe.

Gibt es eine besonders verrückte Anfertigung oder Begegnung, die dir speziell in Erinnerung geblieben ist?

Da gibt es einige! Spontan denke ich an eine Kundin, die auf auffällig grosse Anfertigungen steht. Der grösste Fingerring, den ich für sie produzierte, ist ungefähr so gross wie ein Hühnerei.

Trägst du selbst auch Schmuck?

Nicht wirklich. Meine Uhr, der Trauring, ein feiner Fingerring und normalerweise noch ein Armreifli – that’s it.

Welches sind die grössten Herausforderungen in deinem beruflichen Alltag?

Geduld. Und Ruhe bewahren – wenn was schief läuft, würde man die Arbeit teilweise am liebsten in eine Ecke knallen, was jedoch keine gute Idee wäre. Aktuell die grösste Herausforderung für mich ist allerdings das Zeitmanagement. Unser Team wird derzeit sehr gefordert. Und wie bereits angetönt, ist es leider nicht so einfach, Mitarbeiter*innen zu finden.

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Denkst du, dass dein Beruf womöglich aussterben wird?

Schmuck wird es immer geben. Wenn wir aber nicht aufpassen, könnte es wirklich sein, dass das klassische Goldschmiedehandwerk, wie man es in der Schweiz lernt, irgendwann von der Bildfläche verschwindet.

Im Ausland produzierte Massenware bildet heutzutage die eindeutig grösste Konkurrenz.

In meinem Geschäft steht der individuelle Austausch mit dem Kunden jedoch ganz klar im Fokus.

Worauf freust du dich jeweils am meisten, wenn der Wecker klingelt?

Kaffi. Allerdings wache ich aktuell auch ohne Wecker auf, da ich soeben nochmals Papi wurde. (lacht) Ansonsten ist das eine gute Frage. Ehrlich gesagt freue ich mich immer wieder, in meinem Geschäft anzukommen, um Tag für Tag wieder Neues mit der Kundschaft zu entwickeln. 

Wo in Basel verbringst du gerne einen freien Tag?

Wir wohnen seit drei Jahren etwas ausserhalb der Stadt. Ich bin auch auf dem Land aufgewachsen und verbringe sehr gerne Zeit in der Natur, um den Kopf frei zu kriegen. Entsprechend bewege ich mich in Basel gerne in den Pärken, am liebsten im Schützenmattpark. Oder am Rhein.

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Goldschmied Simon Etter

Goldschmied by Simon Etter

Schneidergasse 22

simons-goldschmiede.ch

Im Jahr 1972 hat Peter Gschwind sich als Goldschmied in Basel selbstständig gemacht und das Basler Kunsthandwerk während 43 Jahren massgeblich geprägt. Sein Wissen und Können gab er unter anderem an seinen Zögling Simon Etter, der die Lehre 2010 erfolgreich abschloss, weiter. Simon beweist Talent, Ehrgeiz und ausserordentliches handwerkliches Können; Eigenschaften, welche Peter Gschwind im Jahr 2015 veranlassten, seinen verdienten Ruhestand anzugehen und die Goldschmiede an Simon zu übergeben. Dass die Schmiede an der Schneidergasse bereits seit über 50 Jahren existiert, ist in der Basler Innenstadt alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Mit Simon Etter übernahm eine moderne Generation mit neuen Innovationen das Ruder, ohne dabei die alten Werte und Traditionen des Goldschmiedehandwerks zu vergessen.