Neues Leben im Totengässlein: Gleich neben dem Pharmazeutischen Museum ist die renommierte Berliner Galerie «Contemporary Fine Arts» (CFA) eingezogen.

Wir haben reingeschaut und mit Galeristin Katharina Hajek über ihre ersten Wochen in Basel und die Tücken des Kunstausstellens in einem 600 Jahre alten Haus geredet.

Einst bearbeitete am Totengässlein 5 ein Kürschner seine Felle. Daneben ist bis heute ein Geigenbauer am Werk und das Pharmazeutische Museum zeigt seine Exponate. 1345 steht über dem Eingang des Gebäudes in der engen, treppenreichen Gasse. Es war auch diese aus der Zeit gefallene Location, in welche sich die hippe Berliner Galerie «Contemporary Fine Arts» verliebte. «Wir sind in einem Gebäude, das im Mittelalter erbaut wurde – das ist doch Wahnsinn!», findet denn auch Galeriedirektorin Katharina Hajek. «Basel ist ein guter Kontrapunkt zu Berlin. Allein dieser Name – Totengässlein – das ist für uns Berliner Musik in den Ohren. Diese Adresse macht einfach direkt Assoziationsträume auf, mit denen gespielt werden kann.» 

Drei Fragen an Katharina Hajek

Hast du dich freiwillig für die Betreuung der Basler Dependance zur Verfügung gestellt oder hast du in Berlin eine Wette verloren…?

Ich hatte tatsächlich mal Lust, aus Berlin rauszukommen und bin sehr froh, nun hier zu sein. Da ich oft unterwegs bin, ist Basel als Basis natürlich ein Standortvorteil. Überhaupt: Basel hat so viele Vorteile! Das kulturelle Kapital hier ist natürlich absolute Weltklasse, ob Kunst, Theater, Musik, Performances ... langweilig wurde mir hier noch nie. Als Berlinerin ist die Nähe zu Frankreich und Italien ebenfalls nicht zu verachten - und selbstverständlich war ich auch schon im Rhein schwimmen! 

Was unterscheidet CFA von anderen Galerien?

Wir haben gerne Spass an der Sache, ohne dabei klamaukig zu sein. Selbstverständlich ist die Kunst immer wichtig und ernstzunehmend, aber es geht immer auch um eine menschliche Leidenschaft und einen gewissen Drive. Daher ist es uns auch immer wichtig, Leute zusammenzubringen, sich richtig auszutauschen, gemeinsam zu essen und einfach immer im Gespräch zu bleiben. Das ist schon auch ein Grund, warum ich von Anfang an zu dieser Galerie wollte. CFA hat ja Berlin und die ganze Kunstwelt geprägt. Da gings genau darum. Gemeinsam an was werkeln, Dinge machen, Power reinbringen.  

Was hat dich an Basel bislang am meisten überrascht?

Die Masse an junger «Offspace»-Kunst. Ich bin gefühlt jeden Tag an drei Openings. Ich wusste schon, dass hier viel läuft, aber die Konzentration der Kunstschaffenden, der Orte und der Leute, die hier was auf die Beine stellen – ich bin ganz hin und weg! 

 Seit 1994 gibt es Contemporary Fine Arts in Berlin, gegründet wurde die Galerie von Nicole Hackert und Bruno Brunnet. «Wir sind ein Familienbetrieb mit einem Gründerpaar, das gerne sehr nah am Geschehen dran ist und darum bislang keine Dependance ausserhalb der Hauptstadt wollte», erklärt Katharina Hajek. CFA gehört zu den renommiertesten Galerien Berlins, hat die Stadt als Kunstmetropole geprägt. Internationale Grössen wie Georg Baselitz, Cecily Brown oder Raymond Pettibon zählen zum Portfolio, welches die Galerie seit bald 30 Jahren auch an der Art Basel regelmässig präsentiert. Der Schritt, sich hier ganzjährig niederzulassen, war daher kein allzu abwegiger.

Ende August wurde in Basel die erste und einzige Zweigstelle von CFA eröffnet. Man meine es wirklich ernst mit Basel, betont Katharina Hajek. «Basel hat extrem viele Standortvorteile, die hinlänglich bekannt sind. Wir wollen aber vor allen Dingen auch den Baslerinnen und Baslern unser grosses Portfolio präsentieren und ihnen zeigen, um was es bei CFA geht: um Spass an der Sache mit der einhergehenden Ernsthaftigkeit.» Allerdings – eine Galerie in einem Gebäude mit 2.30 Metern Deckenhöhe zu eröffnen, sei eigentlich verrückt, schmunzelt Hajek. «Einige Kunstschaffende haben bereits den Kopf geschüttelt, aber tatsächlich funktioniert das Ausstellen in den mittelalterlichen Räumen sehr gut!» Nach Ulrike Ottinger läuft mit Mehmet und Kazim aktuell bereits die zweite Ausstellung seit Galerieeröffnung. Das Berliner Tempo ist beachtlich; alle eineinhalb Monate gibt’s Neues zu sehen. 

Obwohl die Vernissagen bislang sehr gut besucht sind, wünscht sich Katharina Hajek auch im Alltag noch mehr Gäste. Die Baslerinnen und Basler sollen keine Scheu haben und einfach reinkommen. «Ich komme gerne mit den Leuten ins Gespräch und freue mich über Ansichten aus der Stadt oder darüber hinaus!» Baseldeutsch versteht sie bereits problemlos. Also nichts wie hin – spannende Kunst entdecken und ein wenig mit der sympathischen Galeristin schnacken. 

Mehmet und Kazim

Black Paintings

Die Ausstellung «Mehmet und Kazim - Black Paintings» zeigt Werke der zwei Cousins aus München. Beide kommen aus dem HipHop-Bereich und wurden mit ihren charakteristischen rot-weissen Arbeiten bekannt. Nach einem Aufenthalt in New York sind nun erstmals schwarze Werke enstanden. Obwohl die Bilder stark an Graffiti erinnern, ist hier nichts gesprayt, sondern alles pure Malerei. Die beiden arbeiten mit Kohle, Oel, Aquarell, Edding – beide gleichzeitig am selben Bild, sodass man im Nachhinein nicht mehr sagen kann, welcher Strich nun von wem kommt.  

Mehmet und Kazim sind noch bis am 2. Dezember bei CFA zu sehen.

cfa-basel.ch