In der architektonisch adretten, aber bislang enorm verstaubten Rümelins-Passage kehrt gerade neues Leben ein: Der Basler Künstler Lakis Sgouridis füllt die leeren Vitrinen mit vielfältiger Kunst für jedes Budget.

1956, gegen Ende der grossen Hollywood-Ära, eröffnete in der Rümelins-Passage das «Studio Central», das erste Kellerkino der Stadt. Vielleicht hast du hier in den 1990ern zu Blockbustern wie «Dances With Wolfes», «Forrest Gump» oder «La Vita e Bella» ins Taschentuch geheult. Zuletzt liefen hier Bollywood-Streifen und russischen Filme mit serbischen Untertiteln, doch seit 2020 ist die Leinwand dunkel.

Und auch die 150 Meter lange Passage, die bis heute im Originalzustand daherkommt, ist seither tötelig und leer. Enorm schade ist das, denn sie verkörpert mit ihren geschwungenen Formen, den hübschen Metallprofilen und den Farb- und Materialkontrasten den typischen Charme der 50er Jahre. Das fand auch Lakis Sgouridis, als er Ende September ein winziges Atelier in der Passage mit seiner Kunst einrichtete.

Der gelernte Reederei-Kaufmann wuchs in Kleinhüningen auf und arbeitet bis heute 100% auf seinem Beruf, auch wenn das grafische Gestalten immer seine Passion war. Vor zwei Jahren entwarf er für seinen Bruder ein Bild und erhielt danach – Social Media sei Dank - zahlreiche weitere Aufträge. «Offenbar habe ich mit meiner bunten Pop-Art bei vielen Leuten einen Nerv getroffen», erzählt Lakis. Auf der Suche nach einem Ausstellungsraum fand er den Showroom in der Rümelins-Passage. Sofort erkannte er die Schönheit dieses Ortes. Und wie unattraktiv er mit all den leeren Schaufenstern daherkommt.

«Hier kannst du 7 Tage in der Woche, 24 Stunden vor dem Wetter geschützt Kunst anschauen. Gratis. Wie toll ist das denn?» Lakis Sgouridis

Da kam ihm die Idee, die Schaufenster zu kleinen Ausstellungsräumen umzufunktionieren, um Kunstschaffenden eine Plattform zu bieten. Die «Kunstmeile» war geboren. «Hier kannst du 7 Tage in der Woche, 24 Stunden vor dem Wetter geschützt Kunst anschauen. Gratis. Wie toll ist das denn?», findet Lakis. Vorerst hat er zwar lediglich 21 der insgesamt 43 Vitrinen von der Verwaltung zugesprochen bekommen, doch Lakis gibt nicht auf, er ist von seiner Idee überzeugt und die Nachfrage gibt ihm Recht. Bereits heute gibt es eine Warteliste für die Vitrinen.

«Ich habe kein Interesse daran, mit der Kunstmeile Geld zu verdienen. Mit den Bildverkäufen der Künstlerinnen und Künstler habe ich nichts zu tun», so Lakis. «Ich will lediglich die Passage mit junger Kunst beleben, ein niederschwelliges Angebot schaffen.» Malerei, Fotografie, Streetart oder Objektkunst; alles ist in der Kunstmeile möglich. Es gibt gemäss Lakis nur eine Bedingung: «Ich will keinen Konkurrenzkampf unter den Kunstschaffenden! Kunst liegt schliesslich immer im Auge des Betrachters.»

Unterdessen ist Lakis praktisch täglich in der Kunstmeile anzutreffen. Die Aufbereitung der Vitrinen, die Organisation mit den Künstlerinnen und Künstlern, das Verhandeln mit dem Vermieter – das Ganze ist zeitaufwändig und kostet Energie. «Aber mein Kopf ist voller Ideen. Die Kunstmeile soll eine Bereicherung für Basel werden!» Ganz ehrlich: Sie ist es bereits jetzt.

KUNSTMEILE

Kunst in der Rümelins-Passage. Offizielle Eröffnung am Samstag, 7. Dezember.
Weitere Informationen unter kunstmeile.ch.