Chemie oder Zauberei? Handwerk oder Kunst? Die Spirituosen und Schaumweine, die Tobias und David Buser in ihrem schmucken Hinterhof kreieren, sind weit entfernt von starren Begrifflichkeiten.

In Basel wird getüftelt, laboriert und destilliert. In manch einem Keller und in diesem Falle in einem ganz entzückenden Hinterhof im Kleinbasel. Die Getränkemanufaktur «Stadtbrennerei & Stadtkelter» hat sich auf die Herstellung von ganz besonderen Wässerchen spezialisiert. Hier entstehen Wodka, Alpenkräuterbitter, Getreidebrand, Absinth. Und ein Schaumwein, der im Original so beschrieben wird: «Während die Nase eine trotz hefebedingter Reifenoten vorherrschende frische Frucht mit leicht nussigen Anklängen wahrnimmt, erlebt der Gaumen einen fülligen Auftakt, eine fruchtige Süsse, aber trotzdem mit Schmelz.» Das macht Lust auf eine Degustation. Und darauf, mehr über die Brüder Tobias und David Buser zu erfahren, die sich bereits in jungen Jahren der Herstellung von etwas angestaubten Getränken wie dem Korn verschrieben haben.

Genau. Korn wie Kopfweh. Allerdings ist der «Säemann-Korn» der Stadtbrennerei alles andere als ein Fusel und gerade daran, zum neuen Hipster-Feuerwasser zu avancieren. Dabei sind die Brüder Buser erst seit wenigen Jahren im Geschäft. 2017 gründeten sie ihre Manufaktur und stellten ihre schmucke Destillieranlage in einem Hinterhof an der Clarastrasse auf – natürlich erst, als sie die zahlreichen Bewilligungen, die es für so ein Unternehmen inmitten eines Wohnquartiers braucht, im Sack hatten.Doch nun ist die Manufaktur an der Clarastrasse eingerichtet. In dem Haus, welches die Familie Buser bereits seit sechs Generationen bewohnt.

Doch nur das Haus ist vererbt, nicht das Know-How. Das Fingerspitzengefühl, welches die Brüder bei der Kreation ihrer Spirituosen benötigen, haben sie sich durch immerwährendes Tüfteln und Ausprobieren verinnerlicht. Tobias Buser, der ältere der beiden Brüder, lernte das Brennen und Destillieren bei der Preussischen Spirituosen Manufaktur in Berlin. Zuvor machte er eine Ausbildung zum Winzer und arbeitete ein Jahr an der sonnenverwöhnten Terrassenlage von Mario Chanton im kleinen Dorf Varen im Oberwallis. Heute verbinden die Buser-Brüder und den Walliser Winzer eine Freundschaft. Zudem sind sie Geschäftspartner. Die Trauben für den Schaumwein kommen aus dem Wallis, die Busers haben keinen eigenen Rebberg. Noch nicht, jedenfalls, denn bei den beiden weiss man nie.

2015 produzierten die Brüder mit ihrem Walliser Freund ihren ersten Schaumwein aus 50% Pinot noir und 50% Chardonnay-Trauben nach traditioneller Methode. Das Team hat sich inzwischen längst einen Namen gemacht, nicht nur mit dem genüsslichen Schaumwein: So wird zum Beispiel der «Säemann-Korn» der Brüder – ein Getreidebrand aus biologischem Weichweizen – im Basler Traditionshotel «Les Trois Rois» serviert, und preisgekrönte Barkeeper des «Werk 8» haben dafür einen Drink komponiert. Und der eigene «Packs Wodka» ist im «Angel’s Share», der Kleinbasler Bar für Spirituosen-Feinschmecker, zum empfohlenen Standard-
Wodka geworden. Der gemeinsam mit Ueli Bier ins Leben gerufene «Kleinbasler Brand» wurde im
Rahmen der nationalen Spirituosenprämierung von DistiSuisse mit Gold ausgezeichnet.

So hat die Stadtbrennerei ihren Platz im Herzen Kleinbasels und definitiv auch im Herzen vieler
Geniesserinnen und Geniesser gefunden. Sie ist aber mehr als nur ein lokales Unternehmen. Mehr als eine Manufaktur, die regionale Produkte verarbeitet. Sie nimmt die Elemente ihrer Stadt auf und vermischt Handwerk, Genuss und Erlebnis auf sprichwörtlich atem(be)raubende Weise. Dank der verrückten Jungs der Stadtbrennerei ist Basel um einige Duftnoten reicher.

Wer an einem der Produktionstage an der Clarastrasse vorbeispaziert und einen Blick in den Hinterhof wirft, dürfte aus dem Schmunzeln und Staunen nicht mehr herauskommen. Doch aufgepasst: Wenn die Temperatur im mächtigen Kupferkessel allmählich ansteigt, die Alkoholdämpfe zu zischen beginnen und das Destillat durch die Rohre schiesst, wenn es brodelt und dampft, möchte man als Laie nur noch den Kopf einziehen und die Flucht ergreifen. Die Buser-Brüder hingegen sind jetzt in ihrem Element. Sie kontrollieren die Hitze, bedienen Hebel und Hähnen und sorgen dafür, dass nichts überschwappt ausser ihrer Freude über diese spektakuläre Handwerkskunst.

Doch nicht nur anfeuern, destillieren oder enthefen gehört zu ihrem Alltag, bei ihnen werden die Flaschen auch abgefüllt, verkorkt und mit hübschen Etiketten versehen. Und um auch in Zukunft mit neuen Feuerwassern im Gespräch zu bleiben und deren etwas ramponierten Ruf zu sanieren, experimentieren die beiden in ihrem Labor munter weiter an Kreationen für einprägsame Genussmomente.

So ist die Geschichte von Tobias und David Buser und ihren hochwertigen Destillaten eine von zwei Menschen, die unerschrocken ihre Träume verwirklichen. Eine, die Mut macht, zum Schmunzeln anregt und zum Nippen an Hochprozentigem. Denn die beiden verschaffen dir mit Handwerk, Kunst, Chemie und vielleicht auch ein wenig mit Zauberei einen Genuss, der dir ganz bestimmt nachhaltig in Erinnerung
bleiben wird.

Diese Story ist ursprünglich im LoveYourCity Magazin erschienen – dem Erlebnismagazin für Basel mit Tipps, Geschichten und Highlights aus der Stadt.
Die Ausgabe gibt’s auch online zum Durchblättern. 👉 LoveYourCity Magazin Editionen 2020