Die Leidenschaft rührt aus der Familie: Tanjas Grossmutter war schon Schneiderin. Damals, während des zweiten Weltkrieges, als die Ressourcen noch knapp waren, ging ihre Oma «auf Stör» zu den Bauern und schneiderte Hochzeitskleider aus Vorhängen. Auch Tanjas Mutter ist Schneiderin, sie hatten immer ein Atelier zuhause. Und so wundert es nicht, dass Tanja sich als 14-jährige aus Leintüchern ihre ersten Kleider selber nähte. «Ich wollte schon immer Geschichten erzählen – mit Farb- und Modellkonzepten», erzählt mir Tanja und fährt fort: «Kleider, Ledertaschen, Prints – das sind die Grundpfeiler meines Labels und interessanterweise hat sich dies bis heute nicht verändert, aber natürlich weiterentwickelt.»
Sozial, fair und nachhaltig
Seit Beginn legt Tanja grossen Wert auf soziale Fairness und Nachhaltigkeit. Ihre Prints sind exklusives «kleinbasel by Tanja Klein Design». Ausser den paar Metern Stoff, welche jeweils für Einzelanfertigungen und Änderungen aufbewahrt werden, wird jeder Zentimeter verwertet. Die Kleidung wird in Europa produziert und ihre wunderschönen, stadtbekannten Signature-Taschen seit 20 Jahren im Tessin in der Schweiz. Mit ihrem Team von sechs Personen und insgesamt 480 Stellenprozent werden pro Jahr zwei Kollektionen entworfen. Zuzüglich haben zehn Bekleidungsgestalter im 2. Lehrjahr des Couture Ateliers Basel jeweils die Möglichkeit, eine Kleinserie herzustellen. «Diese mittlerweile schon traditionelle Zusammenarbeit ist mir sehr wichtig», betont Tanja und fährt fort: «Die textile Landschaft und das Handwerk in der Schweiz müssen unbedingt erhalten bleiben! Es ist schon traurig genug, dass der letzte Webstuhl in der Schweiz ausser Betrieb genommen wurde.»
Die Herausforderungen der Zeit
Aktuell befindet sich «kleinbasel by Tanja Klein» nicht in ihren original Ladenräumlichkeiten, sondern auf einem Drittel der gewohnten Fläche in der Lokalität nebenan. Im Oktober 2020 begannen die Kernsanierungsarbeiten im Haus ihres normalen Geschäftsdomiziles. Der temporäre Umzug brauchte viel Kraft und vor allen Dingen Nerven. Die zeitwei-
lige Verkleinerung führte zu Konzeptänderungen. Glücklicherweise war das Lokal nebenan frei und per Jahreswechsel 2021/2022 sollte der Umzug zurück stattfinden.
Auch während des Corona-bedingten Lockdowns musste sich Tanja etwas überlegen. Während des ersten Lockdowns nutzte sie die Zeit um ihrOnline-Angebot zu erweitern. Status quo sind bereits 800 Modelle online. Das digitale Upgrade läuft kontinuierlich weiter und die Transformation mit brandneuen Einkaufskonzepten ist auf Ende dieses Jahres angesetzt. Auch dem eingeschränkten finanziellen Aspekt während der Lockdowns wurde mit nachhaltigem Umgang begegnet, wie zum Beispiel mit der Verwendung von Lagerstoffen anstatt weiteren Einkäufen.
«Die textile Landschaft und das Handwerk in der Schweiz müssen unbedingt erhalten bleiben!»Tanja Klein
Inspirationsquellen und Zeitgeist
Tanja ist eine sehr aktive, dynamische und weltoffene Person. Sie liebt Kunst und Kultur und reist für ihr Leben gerne. Ihre so gesammelten Eindrücke sind Inspiration für ihre Kollektionen. Sie geht aber auch tiefer. Aktuell stellt sie sich nämlich die Frage: «Was macht Corona psychologisch mit uns?». Den Einfluss auf ihr Metier zeigt ganz klar das Bedürfnis nach weichen Materialien. Im Home-Office benötigt man keine Kleidung für repräsentative Auftritte. So hat sie die Farbpalette ihrer Jersey- Modelle erweitert. Der Grundtenor im Moment lautet ganz klar: Nicht zu eng! Die ganze Lebenssituation ist ja schon sehr restriktiv, da möchte man sich privat mit der Kleiderwahl nicht auch noch einengen!
Tanja und ihr Team bleiben nicht stehen. Sie entwickeln sich ständig weiter. Auf den Herbst und im Einklang mit der digitalen Transformation ist ein neues Einkaufserlebnis geplant. Die zwei Stunden vor der regulären Öffnungszeit um 11 Uhr sollen dem Personal Shopping gewidmet werden. Anhand des digitalen Profils der Kundin bereitet man sich auf deren Besuch vor, um ihr ein möglichst stressfreies und entspanntes Einkaufserlebnis zu bieten. Der Frustfaktor wird abgebaut und die Wertschätzung hochgekurbelt. Das Einkaufen soll so zu einem schönen Erlebnis gemacht werden, analog einem entspannten Kosmetiktermin.
Vorfreude auf die zweite Jahreshälfte ist also
garantiert: Es kommt die brandneue Herbst-Winter Kollektion, ein neues digitales und physisches Einkaufserlebnis und vor allen Dingen eine Ladenlokalität in neuem Glanz!
Tanja, wenn wir schon an der Quelle sind, möchten wir natürlich wissen: Was trägst du aktuell am liebsten?
Zurzeit unsere langen, luftigen Röcke, mit welchen man auch ohne Probleme Fahrrad fahren kann. Dazu entweder Stiefeletten oder feine Absatzsandalen. Unser Oberteil «Alice», welches oben luftig ist und unten einen engen, breiten Bund hat, kann auch perfekt kombiniert werden. Meine Lieblingstasche ist die «Linea L.» – der Klassiker der ersten Stunde.
Und was sollte sich im Schrank von jeder Frau befinden?
Eine gutsitzende Culotte-Hose mit langem, breitem Bein. Ein paar T-Shirts oder Blusen und ein, zwei Kleider mit dem passenden feinen Gürtel. Nicht zu vergessen eine kleine Ledertasche, welche alles beinhaltet, was ein aktives Leben benötigt. Dann sicher ein paar High-Heels sowie einen flachen, weissen Ledersneaker, eine schöne flache Sandale oder ein Schnürschuh.
Bist Du in der Stadt aufgewachsen?
Nein, in Pratteln. Mit 18 Jahren zog ich in die Stadt ins Neubadquartier. Danach war ich im St. Johann und jetzt bin ich im Breite-Quartier zuhause.
Was gefällt Dir an Basel am besten?
Der Rhein natürlich! Und dass wir so ein schönes, ehrwürdiges Zentrum haben. Unsere kulturelle Vielfalt, die Gastronomie und ich mag das kult-kino.
Was sind deine persönlichen Hot-Spots?
Ich kaufe gerne am Basler Stadtmarkt und im Unternehmen Mitte ein. Ansonsten unterstütze ich sehr gerne meine unmittelbaren Nachbarn. Für den Wein gehe ich zu Ullrich oder Liechti und für Deko und mehr ins Hejkøh am Spalenberg. Ich esse gerne im Hotel Basel und im Ono, gehe aber auch gerne ins Gatto Nero oder ins Don Camillo im Kleinbasel. Ansonsten bin ich sehr gerne am Rhein und im Rhybadhüsli, welches sich ein paar Gehminuten von meinem Zuhause befindet. Ich finde es schön, ist das Zentrum von Basel belebt. Trotzdem: Die Entwicklung in den Quartieren finde ich wichtig und hier gibt es noch einiges zu tun.
Mode für stilbewusste und Corporate Fashion
Tanja Klein absolvierte eine klassische Schneiderlehre, schnupperte in Los Angeles und New York und bildete sich zum Fashion Designer HFP in Zürich weiter, bevor sie 2001 den Brand «kleinbasel» mit ihrer ersten Kleiderkollektion ins Leben rief. Zwei Jahre später erweiterte sie ihr Sortiment mit einer Taschenkollektion aus feinstem Leder.
Ihre urban orientierte Mode spricht zwei Zielgruppen von Frauen an: Solche, die voll im Leben stehen, schöne, bequeme Kleidung bevorzugen, aber nicht «overdressed» sein wollen. Die zweite Zielgruppe zielt ganz klar auf die Karrierefrau, die repräsentative Kleidung bevorzugt. Seit 2016 bietet Tanja auch Männermode an: Modulmässige Kollektionen mit perfekt sitzenden Basics in verschiedenen Materialien und Farben. Was viele nicht wissen; «kleinbasel by Tanja Klein» macht auch Massanfertigungen.
Ein fester Bestandteil von Tanjas Arbeit ist zudem die Gestaltung von Corporate Fashion, also Bekleidung für Teams und Firmen. Zweimal schon hat sie den ersten Preis für ihre Kreationen gewonnen.
Bilder: Ben Köchlin
Diese Story ist ursprünglich im LoveYourCity Magazin erschienen – dem Erlebnismagazin für Basel mit Tipps, Geschichten und Highlights aus der Stadt.
Die Ausgabe gibt’s auch online zum Durchblättern. 👉 LoveYourCity Magazin Editionen 2021