«THIS IS A REVOLUTION – PLANT BASED JUNK FOOD» steht auf dem Fenster von Klandestine. Nicht nur, dass das kleine Restaurant an der Hammerstrasse aussieht wie ein etwas verruchter Nachtclub, nein, hier werden auch vegane Burger verkauft. Es sind die Widersprüche, die das Lokal so liebenswert machen. Und das revolutionär leckere Essen.

Das wenig gebräuchliche Wort «klandestin» bedeutet heimlich, unbeobachtet, verborgen. Es würde sich also prima als Namen für einen sagenumwobenen Club eignen, vielleicht einen, bei dem man nur mit Codewort Zutritt hat. Tatsächlich ginge das kürzlich an der Hammerstrasse eröffnete Klandestine optisch einwandfrei als Nachtclub durch. Punkig und etwas verrucht sieht es aus, bis zum Klo komplett in Schwarz getüncht mit Details in Pink; das Interieur knallt. Beinahe könnte man die Bässe wummern und die Gitarren wiehern hören – wenn da auf dem Fenster nicht in bunten Lettern stehen würde «Plant Based Junk Food». 

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Es tun sich Fragen in mehrere Richtungen auf. Wer sich vegan ernährt, so dachte ich bin anhin, konsumiert bewusst und legt Wert auf Gesundheit. Junk Food hingegen ist per Definition ungesund. So what? Ich treffe mich mit David, einem der Gründer des Klandestine, zum Mittagessen. Natürlich direkt vor Ort im Club – ähm – Restaurant. Passend zum Interieur trägt auch David schwarz, sogar seine Fingernägel sind akkurat schwarz lackiert, ein Arm ist flächendeckend schwarz tätowiert. Hell strahlt lediglich der blonde Irokese und Davids breites, sympathisches Lachen. Einer zum Pferdestehlen, Feiern und Diskutieren, denke ich, und garantiert kein Kind der Traurigkeit. 

 

2009 kam ich zum ersten Mal in die Stadt – und habe mich sofort in sie verliebt. Hier möchte ich den Rest meines Lebens verbringen.

David spricht Englisch mit schottischem Akzent. Er kommt aus Glasgow, lebt seit fünf Jahren in Basel. «2009 kam ich zum ersten Mal in die Stadt – und habe mich sofort in sie verliebt. Hier möchte ich den Rest meines Lebens verbringen», erzählt er. 2017 kündigte er seinen Job in Schottland, verkaufte seinen gesamten Besitz und zog mit zwei Taschen zu einer in Basel lebenden Freundin aufs Sofa. Geld verdiente er, der früher im Management internationaler Gastrobetriebe tätig war, erst einmal als Tellerwäscher und später in verschiedenen Basler Restaurants und Bars. Dann kam der Lockdown. 

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«Plötzlich hatte ich viel mehr Zeit, um mit meinen Freunden zu chatten, Träume zu spinnen, Ideen zu entwickeln. Zuerst planten wir ein Pop-Up, einen Foodtruck mit veganem Mexikanischem Food. Das Konzept haben wir dann aber verworfen, weil ich nicht Autofahren kann und bislang auch nie mexikanisch gekocht habe», grinst er. «Zudem kommt niemand von uns aus Mexiko. Isabelle ist aus Basel, Eduardo aus Madrid und Lorena aus Cádiz.» Die vier Freunde entschieden sich schliesslich für veganen Fast Food und fanden das Lokal an der Hammerstrasse, direkt neben der Fassbar. 

 

Die ersten paar Versionen hatten nichts mit Essen zu tun ...

«Früher war das eine Wohnung», erzählt David «wir haben sie in Eigenregie in ein Restaurant umfunktioniert». Doch nicht nur Planer, Innenarchitekten und Bauarbeiter waren die vier, sie haben auch ihr eigenes pflanzenbasiertes «kind of chicken» hergestellt, was gar nicht so einfach war. Das vegane «Feisch» in den Klandestine-Burgern besteht aus Jackfruit, eine tropische Frucht. Um die richtige Konsistenz und den perfekten Geschmack zu erreichen, haben die Freunde monatelang in ihren Küchen getüftelt, gebraten und degustiert. «Die ersten paar Versionen hatten nichts mit Essen zu tun ...», lacht David, «wir mussten wirklich sehr, sehr viel dazulernen!»

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Ich beisse in den Burger – einen Mexican – und konstatiere: Das Learning ist definitiv gelungen. Der perfekte Biss! Die Kombination aus selbstgemachtem Burger Pattie und hausgemachter Sauce, die leichte Schärfe, das herrlich krosse Brötchen; es ist mir ein Fest! Was ich da im Mund habe, fühlt sich für mich überhaupt nicht vegan an, es sieht auch nicht vegan aus und genau so will es David auch haben. «Dass bei uns alles 100% vegan ist, soll unseren Gästen nicht als erstes auffallen. Sie sollen hierherkommen, weil Klandestine ein cooler Ort für gutes, frisches und hausgemachtes Essen ist. Food first!»

 

Seit Ende Mai sind die vier Freunde für ihr Lockdown-Baby bereits im Einsatz. David wohnt unterdessen direkt über dem Restaurant. «Aktuell sind wir dran, unser Angebot etwas zu erweitern», erzählt er. Zudem gibt’s am Abend auch Cocktails und man kann Klandestine für private Partys mieten. David und seine Crew zeigen, dass vegan alles andere ist als geschmack- und freudlos, dass im Gegensatz die Ernährungs-Diskussion überhaupt nicht erst geführt werden muss, weil das Essen einfach unglaublich gut schmeckt. Und das ist es doch, was wirklich zählt.

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