Provenienzforschung – was für viele ein Fremdwort darstellt, ist ein gängiger Begriff im Alltag der Museumsmitarbeitenden. Die Provenienzforschung beschäftigt sich mit der Herkunftsgeschichte von Kunstwerken und Kulturgütern, welche nicht in allen Fällen so deutlich ist. Man möchte schliesslich keine Kunstwerke ausstellen, welchen eine gewaltsame Enteignung oder gar ein illegaler Raub vorausgegangen ist. Das Museum der Kulturen Basel greift das Thema der Provenienzforschung nun gleich in einer ganzen Ausstellung auf: «Zwölftausend Dinge» präsentiert Dinge aus dem Alltag, des Glaubens und der Feierlichkeiten, welche im Museum zwischen 1900 und 1936 gesammelt und fein säuberlich in einem sogenannten Einlaufbuch festgehalten wurden.
Viele Wege führen nach Basel
Jedes Ausstellungsstück hat über einen anderen Weg ins Museum am Münsterplatz gefunden. Diese Geschichten legt die neue Ausstellung offen und lässt dich an den teils skurrilen, teils tragischen und berührenden Schicksale dieser Dinge sowie deren Menschen teilhaben. Als Besucherin oder Besucher wird man auf diese Weise selbst zur Provenienzforscherin und -forscher und entdeckt, was gekauft, getauscht oder geschenkt worden war, ebenso woher die Dinge kamen, zu welchem Preis und von wem. Eine bedeutende Anzahl dieser Dinge stammt beispielsweise aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, als die Menschen Geld brauchten und ihr Hab und Gut verkauften. Zu dieser Zeit wurden Sammlerinnen und Sammler extra in Kriegsgebiete geschickt, um solche wertvollen Gegenstände aus den verschiedensten Kulturen sicherzustellen und für die Ewigkeit aufzubewahren. Eindrücklich sind auch die Sammlungsstücke, welche von den Soldaten selbst während dem Krieg angefertigt wurden.
Die Ausstellung zeigt Dinge, welche die Menschen im Kontext ihres Glaubens oder Aberglaubens eingesetzt haben. Rund 130 Amulette stellen beispielsweise dar, wovor sich die Menschen fürchteten, was sie sich zur Abwehr des Bösen, sowie zum Schutz ihrer Gesundheit oder als Glücksbringer umhängten.
Die Menschen hinter den Sammlungsstücken
Nimm dir genügend Zeit für die Ausstellung, denn die hinter den Dingen verborgenen Geschichten sind vielfältig, spannend und bewegend. Das gilt auch für deren Sammlerinnen und Sammler. Einer davon ist der Museumsabwart, dem nahegelegt worden war, in seinen Ferien im Jura nach volkskundlichen Dingen zu suchen und welche mitzubringen. Auch Eduard Hoffmann-Krayer, der damalige Vorsteher der Abteilung Europa, hat sich in der Ausstellung verewigt und «schmuggelte» quasi seinen eigenen mehrteiligen Herrenanzug in die Sammlung. Sogar ein kleines Mädchen aus dem Uri zählt zu den Sammlerinnen. 1920 betete es in der Adventszeit 41 Vaterunser. Für jedes Gebet ritzte der Vater einen Hick ins Holz. An Weihnachten wurde das Kerbholz dem Christkind bereitgelegt, da dem Mädchen beigebracht wurde, dass es nur beschenkt würde, wenn es genug gebetet habe.
Vom grossen Buddha aus Japan bis zu den kleinen Kerbhölzern eines vierjährigen Mädchens gibt's in der neuen Ausstellung «Zwölftausend Dinge» jeder Menge wertvoller Dinge voller Emotionen zu entdecken. Viel Spass auf deiner Forschungstour durchs Museum der Kulturen!
Zwölftausend Dinge – Anfänge der Sammlung Europa
Museum der Kulturen Basel
26. April 2024 – 27. April 2025
mkb.ch
Entdecke auch das Rahmenprogramm aus Führungen, Workshops und Events.
Die Ausstellung basiert auf der Forschungsarbeit «Wie die Dinge zusammenkamen» von Tabea Buri. Sie ist im Museumsshop erhältlich.
Die Welt mit anderen Augen sehen – das Museum der Kulturen Basel gehört zu den bedeutendsten ethnografischen Museen Europas.