Ein Vöglein hat uns gezwitschert, dass das Chrüterhüsli dieses Jahr 125 Jahre alt ist. Was löst der Gedanke ans Jubiläum bei dir persönlich aus, Didier?
Ehrlicherweise ging der halbrunde Geburtstag etwas vergessen. Der Grund dafür: Wir konnten unsere Produktions- und Konfektionsräume endlich auslagern. In den schmalen Altstadtgebäuden hier wurde es langsam aber sicher zu eng. Wir haben Jahre nach einem geeigneten Standort für Lager, Abfüllung und Produktion gesucht, und sind nun im Klybeck endlich fündig geworden. Die Zügelei war aber nicht der einzige Anlass dafür, weshalb die 125-Jahr-Feier unterging: Wir waren dieses Jahr zum zweiten Mal mit einem Stand an der Herbstmesse vertreten. Und sind nun mit unserem Chiliböxli auch erstmals auf dem Weihnachtsmarkt anzutreffen. All dies hat Energie gekostet. Gefeiert wird entsprechend nächstes Jahr wieder, oder dann aber spätestens zum 130. Jubiläum. (lacht)
Gute Gründe. Auf welche persönliche Chrüterhüsli-Geschichte schaust du zurück?
Das Chrüterhüsli war der erste Arbeitgeber nach meiner Lehre. Ich bin nun seit 16 Jahren mit an Bord.
Vor 125 Jahren war der Laden hier definitiv ein ganz anderer. Damals bekam man in der Drogerie beispielsweise auch Spirituosen, Putzmittel oder Kerzen. Unser Vorgänger, Gerhard Heinis, hat die Drogerie in den 80er Jahren erstmals als Chrüterhüsli bezeichnet und das Sortiment entsprechend mit natürlichen Produkten wie Tees ausgeweitet. Er hat erkannt, dass dieses Konzept selbst in einer Chemie-Hochburg wie Basel Potential hat. (lacht)
Eine interne Übernahme lag Heinis immer am Herzen. Als ich in Neuenburg, während meiner Zeit der Meisterprüfung, dann meine Frau kennengelernt habe, wurde klar, dass wir das Chrüterhüsli gemeinsam übernehmen werden.
«Unsere Produkte und Dienstleistungen zeichnen sich durch den Wert aus, dass sie auch in zehn Jahren noch in gleicher Qualität und am selben Standort angeboten werden können.» Didier Rebetez, Geschäftsführer Chrüterhüsli
Wie bringst du das heutige Konzept in drei Worten treffend auf den Punkt?
Natürlich. Individuell. Speziell.
Bei euch geht’s nicht nur um die Gesundheit, sondern auch um die Sinne und den Genuss. Wieso ist diese typische Chrüterhüsli-Mischung so wichtig?
Weil sie in meinen Augen den Bedürfnissen der Kundschaft entspricht. Es geht um Natürlichkeit und Nachhaltigkeit – insbesondere bei den Gewürzen setzen wir auf Regionalität. So pflegen wir beispielsweise eine Zusammenarbeit mit einem Bauern, der im Baselbiet extra Chilis für uns anbaut. Oder lassen auf einer Kräuterfarm in der Westschweiz ausgewählte Kräuter in Bio-Qualität anpflanzen.
Wie ergeben sich diese Zusammenarbeiten und in welchem Rhythmus wird das Sortiment überdacht?
Viele unserer Partner*innen kommen von sich aus auf uns zu. Andere lernen wir zum Beispiel auf Reisen, hauptsächlich in der Schweiz, kennen. Unsere Augen sind stets offen. Und müssen das auch sein. Denn auch die grossen Player schlafen nicht. Und sind in den letzten Jahren sehr viel schneller geworden. (lacht)
Ist der menschliche Rückzug zur Natur tatsächlich spürbar?
Ja, dieser Wandel ist auf jeden Fall spürbar. Vor 16 Jahren waren hier bloss vereinzelte Naturprodukte erhältlich. Meine Frau und ich haben das Sortiment dann konsequent umgekrempelt und alles, was nicht natürlich war, rausgenommen. Gerade anfangs stellte sich dies als nicht nur einfach heraus, da insbesondere viele Stammkund*innen Mühe hatten mit diesem Wandel.
Vor ungefähr zehn Jahren jedoch wurden Angelegenheiten wie Nachhaltigkeit, Natürlichkeit und Ökologie immer wichtiger. Dies hängt sicher auch mit dem verstärkten Umweltbewusstsein zusammen – das Klima wurde und wird immer mehr zum Thema. Wie lebe ich, was konsumiere ich und was hat das alles für Einflüsse; auf die Natur, aber auch auf mich selbst? Solche Fragen werden immer präsenter. Einmal in diesem Gedankengut drin, beginnt man automatisch, auch bewusster mit der eigenen Gesundheit umzugehen: Was tun, wenn man mal krank ist – gibt es vielleicht Produkte, die noch besser sein könnten für meinen Körper als die bisher Bekannten?
Unten findet man Heilmittel. Oben alles für den Genuss. Das Chrüterhüsli zählt über 4000 Artikel zu seinem Sortiment. Über 400 davon sind Gewürze.
Wie sieht die Hauptkundschaft im Chrüterhüsli heute denn aus?
Sie hat sich verjüngt. Was auf jeden Fall Mut macht. Zu sehen, dass sich bereits junge Menschen mit diesen wichtigen Themen auseinandersetzen, das macht Freude.
Drei Produkte, die sich besonders gut unter dem Tannenbaum machen?
Hypokras – unser hauseigener Glühwein, der traditionellerweise temperiert (und nicht glühend) getrunken wird. Ansonsten sicher unser Weihnachtstee. Oder unsere Dip-Stangen, welche nicht nur ein Fondue Chinoise hervorragend ergänzen.
Auf welche Chrüterhüsli-Veranstaltungen darf man sich im neuen Jahr freuen?
Auf jeden Fall werden unsere Kräuterwanderungen auch im 2023 wieder stattfinden. Zudem planen wir erneut Kundenvorträge zu Gesundheitsthemen und neu auch Workshops in kleinen Gruppen, in denen man beispielsweise Naturkosmetik herstellen kann.
Auf die informativen Kräuterwanderungen vom Chrüterhüsli darf man sich auch im kommenden Jahr wieder freuen.
Drogerie zum Chrüterhüsli AG // Gerbergasse 69 // chrueterhuesli.ch