Es hat bereits Frösche im Tropenhaus, aber noch keine Vögel. «Die werden jedoch auch wieder angesiedelt», erzählt mir ein begeisterter Besucher, als ich vor dem neuen Gewächshaus stehe. «Es ist einfach fantastisch geworden», seine Augen strahlen. Tatsächlich habe ich das Tropenhaus in den vergangenen vier Jahren ebenfalls vermisst. Es war immer mein Hideaway, wenn ich mich an tristen Tagen nach Urlaub sehnte, kurz in eine andere Welt eintauchen musste. Jetzt hat es wieder geöffnet. Auf dem Fundament des alten Tropenhauses, jedoch deutlich höher und mit einem vierten Schiff. Dort drin befindet sich das Bergnebelwaldhaus. 90% Luftfeuchtigkeit und eine Temperatur zwischen 15 und 25 Grad – der «Place to be» an heissen Sommertagen!
Gerade bepinselt eine Gärtnerin im Bergnebelwaldhaus die Blätter mit einer Milch-Wasser-Mischung. «Gegen Blattläuse – die sind nämlich laktoseintolerant», schmunzelt ihr Kollege. Und die Salatgurkenscheiben, die hier überall verteilt liegen? «Die ziehen die Schnecken an. Wir arbeiten hier nie mit Gift», erklärt er weiter. Ich möchte umgehend bei ihm ein Praktikum beginnen. So viele wundersame Pflanzen gibt es hier, so viel Wissen, von dem ich nichts weiss.
Freilich, die Titanwurz kenne ich auch. Sie ist der Publikumsmagnet hier, die grösste Blume im Pflanzenreich. Nur alle zwei bis drei Jahre blüht sie und dies auch lediglich für drei Tage. Und obwohl ihr Kolben dabei übel nach Verwesung riecht, lockt sie damit nicht nur Aaskäfer und Aasbienen an, sondern eben auch scharenweise fotografierenden Besuch. Ich rieche jedoch noch nichts, bis zur Blüte wird es noch einige Wochen dauern. Also widme ich mich den anderen exotischen Gewächsen.
Auch Nutzpflanzen wie Kakao, Zimt oder Kaffee wachsen im Tropenhaus. Und Epiphyten – Aufsitzerpflanzen, die auf Stämmen oder Ästen in den Baumkronen gedeihen. Weil sich im Tropenhaus jedoch keine riesigen Bäume entwickeln können, wurden die Epiphyten auf Robinien und Kastanien aus dem Tessin und dem Baselbiet angesiedelt. Über eine neue Wendeltreppe kann ich einen Blick auf das Blätterdach erhaschen. Und auf das Spalentor nebenan. Wie schön, habe ich meine Kurzurlaubs-Destination zurück!
Botanischer Garten
Der 1589 gegründete Botanische Garten der Universität Basel ist einer der ältesten Botanischen Gärten der Welt. Im historischen Viktoriahaus wachsen imposante Amazonas Seerosen mit Blättern mit bis zu zwei Metern Durchmesser. Das Tropenhaus wurde in den vergangenen Jahren neu gebaut und kann nun – gemeinsam mit dem neuen und in Europa einzigartigen Bergnebelwaldhaus – wieder kostenlos besichtigt werden.
Spalengraben 8 – botgarten.unibas.ch