An einem spätsommerlichen sonnigen Sonntagnachmittag lädt das Galeriehotel Teufelhof am Leonhardsgraben zur Vernissage von Dieter Meiers «Accidental Birth» ein.

Die der Überraschung geschuldeten Arbeiten von Dieter Meier aka Yello werden, wie ich erfahre, bis zum Sommer 2017 in den Gängen, im Restaurant Atelier und in den 24 Zimmern des Hotels zu bestaunen sein.

Als ich ankomme befinden sich bereits zahlreiche begeisterte Gäste auf der Terrasse des Galeriehotels, unter ihnen der Künstler in persona, Raphael Wyniger (Direktor des Hotels) sowie Adrian Baumgartner, der die Zusammenarbeit rund um die Ausstellung kuratiert hatte. Dieter Meier ist hier ein willkommener und wiederkehrender Gast. Im Oktober letzten Jahres wurden die neun neuen Kunstzimmer des Hotels feierlich eingeweiht, eines davon – genannt «Association des maîtres de rien – Niederlassung Basel» – stammt ebenfalls aus der Hand von Dieter Meier. Zu gerne hätte ich ihn hierzu nach seiner Inspiration gefragt, viele interessierte Journalisten haben mich jedoch davon abgehalten. Nach der ausführlichen Eröffnungsrede von Dieter Meier mit Adrian Baumgartner haben sich mir jedoch so einige neue Blickwinkel hierauf erschlossen.

In dem Eröffnungsgespräch mit Adrian Baumgartner freut sich Meier besonders darüber an einem untypischen Kunst-Ort seine Arbeiten ausstellen zu dürfen – in Hotelzimmern und einem Restaurant, wo sich Menschen bei feinen Gerichten austauschen oder sich auf den Zimmer manchmal auch langweilen. Das Moment der Langeweile ist für den Tausendsassa vielfach Quelle seiner Inspiration: Zahlreiche Zeichnungen sind auf Briefbögen diverser Hotels entstanden. Dieter Meier könnte man auch als Zen-Meister umschreiben, der in Sekundenschnelle sich mittels subjektiver Eindrücke seiner Umwelt beeinflussend kritzelt oder aus Knetmasse Gesichter von Menschen oder Tieren formt. Hieraus entstehen skurrile Figuren voller Schalk und Selbstironie – und dies macht seine Kunst so spannend. Die Werke erschliessen sich nicht unmittelbar, sind also alles andere als oberflächlich, sondern verdeutlichen eine tiefgreifende diskursive Haltung des Künstlers zur Welt zugleich durchsetzt mit einem sehr charmanten Sarkasmus. Diese Mehrschichtigkeit der Bedeutungsebenen zeigt sich vor allem auch in den Knetfiguren, die nicht als solche zu sehen sind, sondern als Portraits in das Medium Fotografie übersetzt wurden. Ein Medium das bekanntlich stets zwischen «Abbild» und «ein Bild von etwas» oszilliert.

Schwierig zu sagen, welche Arbeit einen am meisten schmunzeln lässt oder einen Moment den Blick Dieter Meiers auf die Welt zu erleben ermöglicht. Ein Werk sollte man jedoch definitiv eingehend bei einem Lunch oder leckeren Abendessen im Restaurant Atelier bestaunen! «Falsche Ente», so der Titel der Fotografie, die eine skurrile Knet-Figur en détail zeigt, welche irgendwie einem Gefieder ähnelt. Aber wieso nicht «falscher Vogel» fragt Baumgartner; «dies wäre doch zu ein-eindeutig», zu simpel, meint Meier. In dieser Arbeit gerinnt das Künstlerdasein Dieter Meiers; Zu-Fall, Humor, Sarkasmus gepaart mit Tiefgründigkeit.

Im Schatten der Sonnenschirme erwarten die Gäste weitere Aspekte der vielfältigen und ruhelosen Tätigkeiten des zumeist in Argentinien lebenden Künstlers: Nebst vielversprechenden mediterranen Häppchen werden verschiedene Weine seines Weinguts Ojo de Agua angeboten; einfach vorzüglich. Die empfehlenswerten Weine können ebenfalls im Teufelhof erstanden werden. Hoffentlich erhält Basel nebst Buenos Aires, Berlin und Zürich auch alsbald eines der argentinischen Restaurants des Dandys Dieter Meier – wir warten gespannt darauf!

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