Philipp Cueni, wenn du an Basel und Filme denkst – was kommt dir als Erstes in den Sinn?
Philipp Cueni: Die vielen Filmschaffenden der Region mit ihren unterschiedlichen «handwerklichen» Kompetenzen. Oder der jährliche Basler Filmabend im Openair-Kino auf dem Münsterplatz, der immer gut besucht ist und zeigt: Das Basler Filmschaffen kann die Menschen begeistern.
Was ist Balimage und worin besteht eure Arbeit?
Balimage ist ein Branchenverband. Wir versuchen, für alle Tätigkeiten und Berufe, die mit Film zu tun haben, gute Rahmenbedingungen zu erreichen. Zuerst ging es um eine kantonale Filmförderung. Dieses Ziel wurde mit dem Filmfördermodell 2016 erreicht und das Basler Filmschaffen wird seither mit jährlichen Fördermitteln aus BS und BL unterstützt. Aus diesem Input ist schnell eine kreative Szene gewachsen. Balimage will auf diesem Boden den Filmstandort Basel weiterentwickeln.
Das Basler Filmschaffen kann die Menschen begeistern. (Philipp Cueni, Präsident Balimage)
Wie und wo arbeitet denn die Filmbranche?
Sie arbeitet für den Film, die Medienkunst und den Auftragsfilm – also das bewegte Bild. Die Branche besteht aus einer Vielzahl von Klein-KMUs in vielen Ateliers. Das sind Autorinnen, Produzenten, Regisseurinnen, Filmmusik-Komponisten. Es geht um das Suchen von Dreh-Locations, um Kulissenbau, Ausstattung, Kameraarbeit, Sound-Design, um viel filmtechnisches Equipment. Und so weiter. Also viele interessante Berufe.
Die TV-Serie «Die Beschatter» wurde v.a. in Basel gedreht. Bei welchen weiteren Produktionen hörte man in Basel kürzlich «…uund Action!»?
Für den Filmdreh von «Tides» hat der Basler Regisseur Tim Fehlbaum etwa grosse Teile der Science-Fiction-Kulisse in den Basler Messe Hallen aufgebaut – übrigens ein interessantes Potential dieser Infrastruktur. Das Atlantis war Drehort für einen Film über die Anfänge der Schweizer Popmusik; oder der Parlamentssaal im Basler Rathaus in einer Serie des Basler Regisseurs Dani Levy. Des Weiteren hat eine philippinische Produktion den Andreasplatz als Schauplatz gewählt und es wurde im leeren Spital Laufen, im leeren Musical Theater, in den Langen Erlen und im Stadion Rankhof gedreht.
Was bringt das der Stadt?
Kreativität, Lebendigkeit, Aufträge fürs Gewerbe und die Film- und Kreativbranche, Werbung für die Stadt – letztendlich also Wertschöpfung. Nicht alle Filmarbeiten erhalten Filmförderung. Aber wo Fördergelder fliessen, müssen diese zu 120 Prozent in der Region reinvestiert werden.
Basel ist ein eher kleiner Player, aber eine interessante Nische mit Chancen. (Philipp Cueni, Präsident Balimage)
Kann die Filmstadt Basel auch für internationale Produktionen interessant werden?
Es gibt einen internationalen Wettbewerb, weil Film Geld in eine Region bringt. Wichtige Voraussetzungen sind gute Leistungen der Branche und gute Rahmenbedingungen. Den Standort muss man vermarkten: Vergangenen Februar konnte sich der Filmstandort Basel zum ersten Mal am international renommierten Filmfestival Berlinale präsentieren – mit Unterstützung des Standortmarketing Basel-Stadt. Basel ist ein eher kleiner Player, aber eine interessante Nische mit Chancen.
Zentral für die Filmstadt Basel sind zudem die vielen spannenden Kulissen mit historischer Altstadt, moderner Architektur, Hafen, Industrie und dörflichem Charakter, wie beispielsweise in Allschwil – alles auf kleiner Fläche. (Philipp Cueni, Präsident Balimage)
Welche Faktoren sprechen denn für Basel als Produktionsstandort?
Voraussetzung sind eine intakte Filmförderung und gute Filmhandwerkerinnen- und handwerker. Dann einfache Wege in die Verwaltung beispielsweise für Drehbewilligungen auf der Allmend. Die Lage am und Vernetzung ins Dreiländereck, gute Verkehrsverbindungen und kurze Wege. Zentral für die Filmstadt Basel sind zudem die vielen spannenden Kulissen mit historischer Altstadt, moderner Architektur, Hafen, Industrie und dörflichem Charakter, wie beispielsweise in Allschwil – alles auf kleiner Fläche.
Und neu gibt es ein Filmstudio am Aeschenplatz.
Es handelt sich um ein Startup, welches mit neuer Studio-Technologie versucht, die Filmproduktion zu vereinfachen und ressourcenschonend zu produzieren. Filmcrews müssen nicht mehr zur Location reisen, sondern die Location wird als virtuelle Kulisse im Studio eingerichtet, sodass Schauspieler davor spielen können. Das spart Zeit, Kosten und reduziert den CO2-Ausstoss massiv. Basel könnte in der Anwendung dieser Technologie in der Schweiz eine bedeutende Rolle einnehmen.