«Wenn es alle gruusig finden – dann lieben wir es», sagt Sabine Fischer vom Innenarchitektur- und Szenografiebüro Bravo Ricky. «Wir waren schon immer den Siebzigern und frühen Achtzigern verbunden.» Da kam die ehemalige Confiserie Beschle/Frey am Bahnhof SBB gerade recht als Standort für das 100-Tage-Restaurant Warschau, das Sabine Fischer nun mit Freunden betreibt. Das Haus war über Jahrzehnte eine Institution in der Basler Kaffeehauswelt. Darum war bei der temporären Übernahme klar: «Wir wollten nicht einfach alles über den Haufen werfen, sondern respektvoll mit dem Bestand umgehen – auch aus wirtschaftlichen Überlegungen.» Das erfordere Behutsamkeit und Zeit, es sei ein bisschen wie beim Brotteig: kneten – ruhen lassen – kneten. «Ruhen liessen wir den Warschau-Gestaltungsprozess immer wieder. Das muss man auch aushalten können.» Nun ist der Warschau-Teig prächtig aufgegangen. Der Raum birgt stimmungstarkes Farbenspiel und viel Vorhang. Die Vorhänge funktionieren als Raumtrenner, als Akustikunterstützung, sie sind direkt aus Polen mitgebrachtes Stilelement.
Ein Ort für grosse Abende
Die Bar ist als Raum eine Schleuse zum Restaurant, das die Gäste im hinteren Raumbereich «so richtig verschlingen» soll. Hier vorne kann auch bis spät Essen bestellt werden, hier spielt die Musik. Hier ist Platz für ungezwungene Begegnungen, für den Nachmittagskaffee, für einen mitternächtlichen Tanz. Der Teppich mit dem Weltallmotiv fühlt sich tatsächlich so flauschig an, wie er aussieht. Hier können grosse Abende beginnen oder gediegen ausklingen.
Der Tresen ist chic, retro, massiv – das eigentliche Signature-Element im Raum. Er ist das augenfälligste Übrigbleibsel der ehemaligen Confiseriezeit. Eine geschwungene Schnecke, ein riesiges Ohr aus Marmor, Holz und Leder. «In die Bar und ihre einzigartigen Hocker habe ich mich sofort verliebt!», gesteht Sabine Fischer. Und wer den Mikrokosmos der Bar und ihres Vorraums verlässt, um sich auf den Weg zu den Toiletten zu machen, entdeckt, dass da auch noch ein edles Restaurant wartet.
Warum 100 Tage? Warum Warschau?
Hinter dem Warschau steckt die Frohsinn Florida GmbH, bestehend aus vier kreativen Basler Köpfen aus den Bereichen Gestaltung, Projektentwicklung und Gastronomie. Sabine Fischer und Thomas Keller von Bravo Ricky, Projektentwickler Thilo Mangold, der zuletzt unter anderem Padel Basel ins Leben rief und Jonas Gass, Co-Direktor des Hotel Nomad, der die gastronomische Gesamtverantwortung trägt. Der Thuner Sebastian Länzlinger ist schon vor der Inspirationsreise als Küchenchef zum Projekt gestossen. Inspirationsreise? Zusammen liessen sich die fünf an einen Ort schicken, an dem sie alle noch nie waren. Am Flughafen erfuhren sie: Warschau – und hatten in der Folge knapp 72 Stunden, in denen sie über 25 Restaurants, mehrere Bars und Märkte besuchten. Ihre Erfahrungen spiegeln sich nun für 100 Tage auf den Tellern, in den Gläsern und im Raum ihres Basler Warschaus.
Na zrodwie!
Was: Warschau, Restaurant & Bar
Wann: Seit dem 1. Oktober für 100 Tage bis am 6. Januar
Offen: Montag bis Freitag, 11 bis 01 Uhr, Samstag, 17 bis 01 Uhr
Wo: Centralbahnstrasse 9, 4051 Basel
Info & Tischreservation: 100tagewarschau.ch