Es riecht nach Räucherstäbchen in der KBH.G. Michael Schindhelms neue Ausstellung «Roots» hat eröffnet. Haben wir uns bis im Sommer noch gefragt, wie würdevolles Altern funktioniert, fragen wir uns heute, ob Bali als nächste Urlaubsdestination jemals noch in Frage kommen kann.
Eine Urlaubsreise der anderen Art
Die noch bis zum 17. November andauernde Ausstellung «Roots» nimmt dich mit auf eine Urlaubsreise der anderen Art; eine erholsame, bereichernde aber auch ernüchternde Auszeit im Indischen Ozean. Du lernst den deutsch-russischen Künstler Walter Spies kennen, der vor 99 Jahren auf Bali gelebt und gewirkt hat. Bis heute ist Walter Spies auf Bali ein bekannter Mann – im Gegensatz zu Europa, wo man ihn weitestgehend vergessen hat, obwohl er hier einst mit Künstlern wie Oskar Kokoschka und Otto Dix ausstellte. In seinem Haus auf Bali trafen sich Kunstschaffende aus aller Welt, sogar Charlie Chaplin kam hier zu Besuch. Es heisst, mit Walter Spies nahm der Massentourismus auf der Insel seinen Anfang. Für Bali ist das bis heute Fluch und Segen zugleich.
Auch der Basler Künstler Theo Meier wurde von Walter Spies in die balinesische Kultur eingeführt. Theo Meier übernahm nach Walter Spies’ Tod dessen Refugium in den Bergen, die Villa Iseh. Allerdings ist die heute keine bescheidene Hütte mehr, sondern ein kleines, überaus hübsches Retreat, in dem gar Mick Jagger und David Bowie einst abgestiegen sind. Es heisst, von der Villa aus hätte man einen der schönsten Ausblicke der Welt – man sieht direkt auf den heiligen Vulkan Gunung Agung, eine Aussicht, die bereits Walter Spies inspirierte.
Von exotischen Düften und kunstvoll inszenierter Gesellschaftskritik
Die Ausstellung in der KBH.G bringt dir also zum einen den Maler, Musiker und Lebenskünstler Walter Spies (1895 –1942) näher, aber auch die balinesische Kultur sowie die Geschichte Balis in den vergangenen 100 Jahren. Man wandelt durch die dekorativ inszenierte Villa Iseh, amüsiert sich ob der provokanten Wandmalereien balinesischer Künstler, staunt über die unwirklich schönen Landschaften Balis, über die Tänze und die betörend dunklen Augen, die einem in fast jedem Raum begegnen. Inmitten von exotischen Düften liegt man auf bequemen Betten und sieht sich Szenen aus balinesischen Tänzen an. Gleichzeitig wird der Genozid der Jahre 1965/66 thematisiert oder die Wasserknappheit und Umweltverschmutzung als Folge des Massentourismus. Realität in gut gestalteter Umgebung – so funktioniert Kunst heute.
ROOTS - By Michael Schindhelm
bis am 17. November in der Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G
Offen täglich – ausser Dienstag – von 11 bis 18 Uhr
Eintritt frei
Die 2018 gegründete Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G stellt der Stadt Basel ein neues, einzigartiges Forum für Kunst- und Kulturschaffen zur Verfügung.