Kurkuma, Spirulina, Kakaobutter: Marianne und Oliver von Baroo produzieren im Gundeli natürliche, vegane Kosmetikprodukte in fester Form. Plastikfrei, biologisch abbaubar und saumässig fein.

Wir fragen uns, was wir in unseren Körper stopfen und achten darauf, dass es möglichst gesund und nachhaltig ist. Doch was schmieren wir eigentlich täglich in unser Gesicht? Mit was massieren wir die Poren zu den Haarwurzeln? Irgendwie scheint dies noch immer (zu) vielen Menschen egal zu sein. Wieso? «Die Frage ist: Was sind gute Inhaltsstoffe? Eine ziemlich komplizierte Angelegenheit, die nicht transparent genug aufgezeigt wird. Ich musste mich monatelang einlesen, um eine INCI-Liste zu verstehen. Bei den Nahrungsmitteln ist das schon etwas einfacher», erklärt uns Marianne Herrmann von Baroo. Gemeinsam mit ihrem Partner, Oliver Walthard, produziert sie im Gundeli mit viel Herzblut vegane Naturkosmetik in fester Form. Absolut plastikfrei und biologisch abbaubar.

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Gemischt wird die Masse mit Handschuhen, ähnlich wie ein Kuchenteig. Das mit der Küche war also gar keine doofe Idee. «Wir verwenden sogar eine Kitchenette zum Rühren», lachen die beiden.

Vor allem auf Reisen haben Marianne und Oli schon lange auf feste Shampoos zurückgegriffen. Bis Marianne eines Tages ein selbstgemachtes Shampoo gekriegt hat. «Das hat mich angespornt, selbst was zu mischen», erzählt die 41-Jährige. So funktionierte Marianne ihre Küche kurzerhand in ein Labor um. Anfänglich ging’s noch ganz rudimentär zu und her, mit etwa drei Zutaten. In der Testphase von circa anderthalb Jahren kamen dann aber bis zu 150 Rezepte zusammen, bis das erste Endprodukt von Baroo stand. Ein festes Shampoo. 100 Prozent natürlich. «Für uns war von Anfang an klar, dass wir mit pflanzlich basierten Rohstoffen arbeiten wollen», erzählt sie. «Und dieser Markt ist in der Schweiz noch lange nicht gesättigt.»

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Und so entsteht ein Shampoo: Tensid sorgt für die Schaumbildung und reinigt Haar und Kopfhaut. Dazu gesellen sich Tonerde, Kakaobutter, Jojobaöl, Squalane (Pressrückstände aus Oliven, die wie ein natürliches Silikon wirken), Glycerin, natürlicher Fettalkohol (sorgt für Stabilität und als Emulgator dafür, dass sich die verschiedenen Inhaltsstoffe gut mischen), Lysolecithin (Pflegestoff) und Vitamin E (verhindert das Oxidieren der Öle). Spirulina-Pulver verleiht dem Produkt die Farbe, nämlich Grün. Zu guter Letzt noch das Wichtigste für die Nase: die ätherischen Öle, Rosmarin und Zitrone.

Natur gleich Natur?

Wie man natürliche Kosmetikprodukte herstellt, das hat sich das kreative Paar aus Basel selbst beigebracht. «Der autodidaktische Aspekt war ausschlaggebend», meint Oli. So wurde getestet, was das Zeug hält. Nachbarn und Freunde durften daran glauben. Und wollten ganz schnell mehr von Baroo.

Während Marianne in der Küche am Tüfteln und Mischen war mit Geschirren, die sie von ihrem Vater, einem Chemiker, geerbt hatte kitzelte Olis Geschäftssinn. Wieso nicht verkaufen, was nicht nur im Freundeskreis auf grossen Anklang trifft? Als Grafikdesigner kümmert er sich auch heute noch ums ganze Branding und die Vermarktung. Einzig die obligatorische Sicherheitsbewertung musste ein externes Labor durchführen. 17 Monate, etliche Excel-Tabellen und 143 Prototypen später war es dann Anfang 2021 soweit, und Baroo durfte offiziell verkauft werden.

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Baroo ein Corona-Baby? «Die Pandemie hatte sicher einen Einfluss: Ich habe es genossen, abends noch was mit den Händen zu machen, nachdem man den Tag mit Teams-Meetings am Compi verbracht hat», erzählt die studierte Ethnologin, «das war wirklich ein schöner Ausgleich», bestätigt auch Oli. Gleichzeitig war es den beiden Machern schon lange ein Anliegen, ein gemeinsames Projekt zu starten. Business- und Liebesleben unter einem Dach – das funktioniert? «Die Balance ist enorm wichtig. Entsprechend haben wir die Zuständigkeiten genau definiert», erklärt Marianne. «Wenn’s unangenehm wird, verkrieche ich mich einfach in mein Büro», lacht Oli.

Aktuell können 20 Stück aufs Mal produziert werden. Nach vierminütigem Mix folgt der tricky part: Die Knetmasse wird, mehrheitlich von Oli, manuell zusammengepresst. «Wir können mit gutem Gewissen von Handmade sprechen.»

Viel haben sie gelernt in den letzten Jahren. «Unter anderem auch, dass längst nicht alles natürlich ist, wo’s draufsteht. Ein Beispiel: «Wenn ein Produkt aus 90 Prozent Wasser besteht, darfst du es auch mit 90 Prozent natürlich betiteln. Doch was machen die restlichen 10 Prozent aus? Das interessiert leider noch immer die wenigsten Käufer», erzählt der 50-jährige Grafikdesigner. Umso mehr lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Baroo ist nicht nur komplett natürlich, sondern wenn immer möglich auch biologisch. «Ein Thema, das für uns aber fast noch wichtiger ist: Fairtrade», so Marianne. Und diesbezüglich habe man in der Kosmetikbranche noch einen langen Weg vor sich.

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Mittlerweile produziert das Baroo-Duo übrigens nicht mehr in der Küche, sondern in einem separaten Zimmer der lichtdurchfluteten Duplexwohnung im Gundeli. Und aus der Abendarbeit wurden pro Kopf ein bis zwei Tage pro Woche. Oli ist selbständig und zu 50 Prozent für seine eigene Grafikagentur tätig. Marianne wird ihren Job an der Schule per Sommer verlassen. Vielleicht, um sich bald nur noch Baroo widmen zu können.

Und woran tüftelt das Pärchen aktuell? An einer Körperbutter und Lippenpomade. Ein Gesichtswaschmittel sei ebenfalls in Planung. In fester Form, versteht sich. Schliesslich soll die Baroo-Reise noch lange, lange weitergehen.

Verkaufsstellen in Basel

Friesenwiese im Gundeli, Jobfactory im Gundeli und in der Innenstadt, l‘Ultimo Bacio im Gundeli, Jane im St. Johann und bei Mirka Pazdera im Wettstein.

baroo.ch